Das Hauptwort 4. Zur Beugung
Buch | Engel (1922): Gutes Deutsch. Ein Führer durch Falsch und Richtig. |
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Seitenzahlen | 100 - 101 |
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Unsicherheit |
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In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle
Behandelter Zweifelfall: | |
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Genannte Bezugsinstanzen: | Gebildete, England, Gegenwärtig, Gesprochene Sprache, Schriftsprache, Literatursprache, Umgangssprache |
Behandelter Zweifelfall: | |
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Genannte Bezugsinstanzen: | England, Schriftsprache, Literatursprache, Umgangssprache |
Behandelter Zweifelfall: | |
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Genannte Bezugsinstanzen: | England, Schriftsprache, Literatursprache, Gehobene Sprache, Umgangssprache |
Text |
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Ganz allgemein: wo Beugung möglich ist, da beuge man im Zweifelfall; wo sie zur deutlichen Bezeichnung des Ge- $Seite 101$ füges nötig ist, da beuge man erst recht. Es ist keine grundlose Eigentümlichkeit der Dichtersprache, daß sie strenger auf Beugeformen hält als die Umgangs- und selbst die Schriftsprache: das feine Sprachgefühl empfindet die richtig gebeugten Formen als die volleren und edleren. Nicht nur wegen der Engländerei, sondern mehr noch wegen der Beugungslosigkeit erscheint der Ausdruck An Bord Seiner Majestät Schiff trotz der Vornehmtuerei als unfein. Eine Summe Geld ist nicht falsch, aber eine Summe Geldes ist gehobene Sprache. Man darf wohl sagen: Ein Sack reifer Weizen, aber . . reifen Weizens ist höhere Sprache. In der unnötigen Verfeinerung einfachster Wendungen: Ein Glas Wassers oder frischen Wassers (statt .. Wasser, frisches Wasser) fühlt man Absicht und man ist verstimmt (vgl. S. 256). An Fügungen wie kraft Anordnung, infolge Sturmwarnungen stört uns das Fehlen jedes Beugezeichens. Zum Wohle meines Vaterlandes und dessen Einwohner wird als Härte empfunden wegen der Beugungslosigkeit von Einwohner; man schreibe: ..seiner Einwohner, und das Gefüge gewinnt Leben. Titel, Schilder, Gasthofnamen usw. wirken in Deutschland lähmend auf die Kenntnis der Sprachlehre: alle Beugung stockt. Früher sagte jedermann: Ich wohne im Erbprinzen, im Elefanten; heute oft: im Erbprinz, im Elefant. Menschen mit Sprachgefühl beugen in allen solchen Fällen. Die Tochter des Rechtsanwalt Müller, die Wahl des Stadtrat Schulze, das Buch des Professor Schmidt — dergleichen hört und liest man oft, zuweilen selbst von gebildeten Menschen. Über die Unzulässigkeit kann kein Zweifel bestehen. Auch Oberst ist kein unbeugbares Wort: der Brief des Obersten oder Oberst R. |
Zweifelsfall | |
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Beispiel | |
Bezugsinstanz | Literatursprache, Schriftsprache, Umgangssprache, England, gehobene Sprache |
Bewertung |
edler, feines Sprachgefühl, Frequenz/oft, gewinnt Leben, Härte, nicht falsch, richtig, stört, unfein, unnötig, verstimmt, voller |
Intertextueller Bezug |
Zweifelsfall | |
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Beispiel | |
Bezugsinstanz | Literatursprache, Schriftsprache, Umgangssprache, England, gegenwärtig, gesprochene Sprache, Schriftsprache, Gebildete |
Bewertung |
edler, feines Sprachgefühl, Frequenz/oft, gewinnt Leben, Härte, nicht falsch, richtig, stört, unfein, unnötig, verstimmt, voller |
Intertextueller Bezug |
Zweifelsfall | |
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Beispiel |
Schiff, Geld, Geldes, Weizen, Weizens, Wassers, Wasser, Anordnung, Sturmwarnungen, Vaterlandes, Einwohner, Erbprinzen, Elefanten, des Rechtsanwalt, des Stadtrat, des Professor, des Obersten, des Obersts |
Bezugsinstanz | Literatursprache, Schriftsprache, Umgangssprache, England |
Bewertung |
edler, feines Sprachgefühl, Frequenz/oft, gewinnt Leben, Härte, nicht falsch, richtig, stört, unfein, unnötig, verstimmt, voller |
Intertextueller Bezug |