Das Zahlwort *1
Buch | Engel (1922): Gutes Deutsch. Ein Führer durch Falsch und Richtig. |
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Seitenzahlen | 155 - 156 |
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Unsicherheit |
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In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle
Behandelter Zweifelfall: | |
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Genannte Bezugsinstanzen: | Ebers - Georg, Lessing - Gotthold Ephraim, Gesprochene Sprache, Schriftsprache, Volk, Umgangssprache, Fachsprache (Rechtswissenschaft) |
Text |
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Unter den Ordnungszahlen macht der Dritte recht unliebsam von sich reden: wir hören immer von ihm, bekommen ihn aber nie zu sehen. Dieser Dritte ist in Wahrheit nur ein Zweiter oder ein beliebiger Andrer, und man sollte endlich aufhören, völlig sinnlos zu schreiben: ,Jeder darf mit seinem Grundstück machen, was er will, sofern er nicht die Rechte Dritter verletzt.' Darf er etwa die Rechte eines Zweiten ungestraft verletzen? Dieser nichtvorhandene Dritte steht auch mehr als einmal im Bürgerlichen Gesetzbuch, z. B. im § 839: ,Verletzt ein Beamter vorsätzlich oder fahrlässig die ihm einem Dritten (Andern) gegenüber obliegende Amtspflicht, so hat er dem Dritten (ihm!) den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen.' — Der siebte ist mundartlich. Der Hundertste oder der Hunderte? Auch die zweite Form ist gut belegt und muß gelten. — Wie ist der 101. auszusprechen? Unbedingt der Hunderterste, nicht der Hunderteinte. Der achtzigste Geburtstag ist nicht der achtzigjährige Geburtstag; dagegen darf man fehlerlos von einer hundertjährigen Gedenkfeier gleichwie von einer fünfzigjährigen Tätigkeit sprechen (vgl. S. 120). Das Bedenken, daß die Gedenkfeier doch nicht 100 Jahre lang daure, ist Kleinigkeitskrämerei, über die sich der gute Sprachgebrauch längst hinweggesetzt hat. Es heißt richtiger der wievielte als der wievielste. Einige Ähnlichkeit mit dem unmöglichen Dritten haben die Ersteren und die Letzteren, also Steigerungsformen $Seite 156$ der höchsten Steigerung. Sie haben beide keine sprachliche Berechtigung, dienen keinem wirklichen Bedürfnis. Erster und Letzter genügen zum klaren Verständnis vollauf. Lächerlich wirkt der Letztere, wenn es sich garnicht um die Wahl zwischen Zweien handelt, so z. B. wenn Ebers einmal schreibt: ,Xanthe näherte sich dem Kranken. Dieser letztere . .' Der Leser begreift, daß in solchen Sätzen letztere ganz überflüssig ist. In den meisten Fällen genügt die Unterscheidung mit dieser und jener. Es gibt Schreiber, die kaum je von diesen nutzlichen Fürwörtern Gebrauch machen, sondern nur ersterer und letzterer kennen. — Ebenso überflüssig und schlecht zugleich ist welcher letztere oder welch letzterer. Die höchste Steigerungsform von viel heißt heute meist, also die meisten; Lessing schrieb noch die mehresten, und im Volke wird heute zuweilen das mehrste gesprochen; die Schriftsprache lehnt das ab. Endlich sei eine störende Breitspurigkeit in dem Zahlenwesen bei Preisangaben gerügt. Wenn ein halbes Pfund Hafergrütze 18 Pf. kostet, so soll man dies sagen und nicht 0,18 M. oder M. 0,18 schreiben, und wenn irgend etwas eine Mark kostet, so hat das auszusehen: 1 Mark, aber nicht 1,00 Mark oder Mark 1,00. Ziffern sollten nur geschrieben werden, wo gerechnet oder eine Zeitangabe gemacht wird: ,Er hat 17 Kühe für 5000 Mark verkauft' ; aber nur: ,Er hat zwei Brüder und drei Schwestern. Er kam am 17. November um 4 (oder vier) Uhr zu uns.' Ein Satz wie: ,Ihr Herz blutete aus 1000 Wunden' wirkt drollig, denn diese Wunden sind doch nicht genau gezählt. — Über römische oder arabische Ziffern vgl. S. 89. |
Zweifelsfall | |
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Beispiel | |
Bezugsinstanz | Fachsprache (Rechtswissenschaft), Umgangssprache, Ebers - Georg, Lessing - Gotthold Ephraim, Volk, Gesprochene Sprache, Schriftsprache |
Bewertung |
unliebsam, aufhören, völlig sinnlos zu schreiben, fehlerlos, unmöglich, lächerlich, ganz überflüssig, überflüssig und schlecht zugleich, störende Breitspurigkeit, drollig |
Intertextueller Bezug |