Engel(1922) Hilfsmittel zu gutem Deutsch und gutem Stil: Unterschied zwischen den Versionen
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| | |KapitelText=Die Schule allein ist außerstande, jedem Deutschen ein fehlerloses Deutsch und einen guten Stil auf den Lebensweg mitzugeben; das bringen auch die Schulen des Auslands allein für ihre Sprachen nicht fertig, sondern überall kommt die Fortbildungschule des Lebens mit Büchern und Zeitungen hinzu. In Deutschland ist der nach musterhaftem Deutsch und gutem Stil Strebende weit mehr als in andern Ländern auf seine ergänzende Selbstfortbildung durch Hilfsbücher und auf Fingerzeige zu den besten Stilquellen angewiesen, und dieser Führer wäre unvollständig, wenn er über sich hinaus dem Leser nicht einigen Rat erteilte, wie er das hier Gelehrte befestigen und erweitern könne. | ||
Kein gebildeter Schreiber sollte ohne eine gute deutsche Sprachlehre und ein wissenschaftliches deutsches Wörterbuch sein. Ich empfehle von Sprachlehren: W. Wilmanns: Deutsche Grammatik; H. Paul: Deutsche Grammatik; O. Lyon: Handbuch der deutschen Sprache; H. Werth: Deutsche Grammatik; Duden: Rechtschreibung (zugleich Wörterbuch); —von Wörterbüchern: Friedrich Kluges ausgezeichnetes Etymologisches (Ursprungs-)Wörterbuch der deutschen Sprache; Weigands und Hirts Deutsches Wörterbuch. | |||
Ferner seien warm empfohlen: W. Fischer: Die deutsche Sprache von heute; O. Behaghel: Geschichte der deutschen Sprache; O. Weise: Unsere Muttersprache; O. Weise; Ästhetik der deutschen Sprache; Th. Matthias: Sprachleben und Sprachschäden; L. Sütterlin: Die deutsche Sprache der Gegenwart; R. Hildebrand: Vom deutschen Sprachunterricht in der Schule; E. Schill: Hundert Fehler des Amtsstils; W. von Ünger: Vom militärischen Stil; A. Engels und Eitzen: Kaufmannsdeutsch; Bruno Betcke: Der kaufmännische Stil. 3. verm. Aufl. 1921 (das beste über den Gegenstand). | |||
Für die Selbstausbildung im Stil weiß ich kein bessres Mittel als das Lesen der besten deutschen Bücher, aber keineswegs nur der in Prosa. Das beste Deutsch schreiben unsre großen Dichter, und kein Geringerer als Gottfried Keller hatte erkannt, daß dies sich nicht auf die Versdichtung beschränke: ,Es hat sich neuerdings herausgestellt, daß fast nur noch die verpönten Versemacher eine ordentliche Prosa schreiben können.' In der Tat gibt es kaum einen Prosaschreiber höchsten Ranges, Moltke eingeschlossen, der sich nicht auch irgendwie dichterisch versucht hätte. Ob Bismarck eine ganz vereinzelte Ausnahme sei, mag dahingestellt bleiben; Luther, Arndt, Gregorovius, Treitschke, Strauß, Vischer, Nietzsche waren keine. Die Dichtersprache ist für die kleinen Zweifel der Beugung und Fügung kein immer zuständiger Richter; für die großen Fragen der Sprache und des Stils halte man sich zunächst an die Art, wie unsre Dichter ihre Gedanken zu höchster Wirkung formen, und schöpfe daraus für die Prosa, was für deren bescheidnere Zwecke aus den höchsten Vorbildern zu gewinnen ist. | |||
Wer in Sprache und Stil so sicher gegen Verführung geworden zu sein glaubt, daß ihm auch die Berühmtheit des Wertlosen, ja des Gefährlichen nichts anhaben kann, der versuche es mit dem von Schopenhauer empfohlenen Lehrmittel: ,Stilfehler soll man in fremden Schriften entdecken, um sie in den eigenen zu vermeiden.' Wie das zu machen sei, habe ich in meiner ,Deutschen Stilkunst' auf 500 Seiten zu lehren versucht, wie denn in jenem umfangreicheren Buche vieles steht, was in diesem nur angedeutet werden konnte. Der Leser wird erkennen, daß beide Bücher sich ergänzen, indem Gutes Deutsch den Unterbau zur Deutschen Stilkunst bildet. | |||
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Aktuelle Version vom 29. Mai 2017, 09:11 Uhr
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Buch | Engel (1922): Gutes Deutsch. Ein Führer durch Falsch und Richtig. |
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Seitenzahlen | 356 - 357 |
Nur für eingeloggte User:
Unsicherheit |
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In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle
Text |
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Die Schule allein ist außerstande, jedem Deutschen ein fehlerloses Deutsch und einen guten Stil auf den Lebensweg mitzugeben; das bringen auch die Schulen des Auslands allein für ihre Sprachen nicht fertig, sondern überall kommt die Fortbildungschule des Lebens mit Büchern und Zeitungen hinzu. In Deutschland ist der nach musterhaftem Deutsch und gutem Stil Strebende weit mehr als in andern Ländern auf seine ergänzende Selbstfortbildung durch Hilfsbücher und auf Fingerzeige zu den besten Stilquellen angewiesen, und dieser Führer wäre unvollständig, wenn er über sich hinaus dem Leser nicht einigen Rat erteilte, wie er das hier Gelehrte befestigen und erweitern könne. Kein gebildeter Schreiber sollte ohne eine gute deutsche Sprachlehre und ein wissenschaftliches deutsches Wörterbuch sein. Ich empfehle von Sprachlehren: W. Wilmanns: Deutsche Grammatik; H. Paul: Deutsche Grammatik; O. Lyon: Handbuch der deutschen Sprache; H. Werth: Deutsche Grammatik; Duden: Rechtschreibung (zugleich Wörterbuch); —von Wörterbüchern: Friedrich Kluges ausgezeichnetes Etymologisches (Ursprungs-)Wörterbuch der deutschen Sprache; Weigands und Hirts Deutsches Wörterbuch. Ferner seien warm empfohlen: W. Fischer: Die deutsche Sprache von heute; O. Behaghel: Geschichte der deutschen Sprache; O. Weise: Unsere Muttersprache; O. Weise; Ästhetik der deutschen Sprache; Th. Matthias: Sprachleben und Sprachschäden; L. Sütterlin: Die deutsche Sprache der Gegenwart; R. Hildebrand: Vom deutschen Sprachunterricht in der Schule; E. Schill: Hundert Fehler des Amtsstils; W. von Ünger: Vom militärischen Stil; A. Engels und Eitzen: Kaufmannsdeutsch; Bruno Betcke: Der kaufmännische Stil. 3. verm. Aufl. 1921 (das beste über den Gegenstand). Für die Selbstausbildung im Stil weiß ich kein bessres Mittel als das Lesen der besten deutschen Bücher, aber keineswegs nur der in Prosa. Das beste Deutsch schreiben unsre großen Dichter, und kein Geringerer als Gottfried Keller hatte erkannt, daß dies sich nicht auf die Versdichtung beschränke: ,Es hat sich neuerdings herausgestellt, daß fast nur noch die verpönten Versemacher eine ordentliche Prosa schreiben können.' In der Tat gibt es kaum einen Prosaschreiber höchsten Ranges, Moltke eingeschlossen, der sich nicht auch irgendwie dichterisch versucht hätte. Ob Bismarck eine ganz vereinzelte Ausnahme sei, mag dahingestellt bleiben; Luther, Arndt, Gregorovius, Treitschke, Strauß, Vischer, Nietzsche waren keine. Die Dichtersprache ist für die kleinen Zweifel der Beugung und Fügung kein immer zuständiger Richter; für die großen Fragen der Sprache und des Stils halte man sich zunächst an die Art, wie unsre Dichter ihre Gedanken zu höchster Wirkung formen, und schöpfe daraus für die Prosa, was für deren bescheidnere Zwecke aus den höchsten Vorbildern zu gewinnen ist. Wer in Sprache und Stil so sicher gegen Verführung geworden zu sein glaubt, daß ihm auch die Berühmtheit des Wertlosen, ja des Gefährlichen nichts anhaben kann, der versuche es mit dem von Schopenhauer empfohlenen Lehrmittel: ,Stilfehler soll man in fremden Schriften entdecken, um sie in den eigenen zu vermeiden.' Wie das zu machen sei, habe ich in meiner ,Deutschen Stilkunst' auf 500 Seiten zu lehren versucht, wie denn in jenem umfangreicheren Buche vieles steht, was in diesem nur angedeutet werden konnte. Der Leser wird erkennen, daß beide Bücher sich ergänzen, indem Gutes Deutsch den Unterbau zur Deutschen Stilkunst bildet. |