Über die Wiederholung oder Weglassung des Geschlechtswortes nach und wurde schon gesprochen (S. 91). Ergänzend sei nachgetragen: ,der vierte und letzte Band' ist nur ein Band, der vierte ist zugleich der letzte; gibt es noch einen fünften Band, so muß es heißen: der vierte und der letzte Band. ,Der gute und kluge Mann' ist ein und derselbe Mann; handelt es sich um einen guten Mann und einen zweiten, der klug ist. So muß das Geschlechtswort wiederholt werden. Klingt sehr selbstverständlich, wird aber in zahllosen Fällen mißachtet, auch von solchen, die den Fehler in einer fremden Sprache nicht begehen würden.
Man hat getadelt — was wird im Deutschen nicht alles getadelt von Schreibern, die am Welschen nichts zu tadeln finden! — unschuldige Wendungen wie: ,Sei so gut und gib mir ..' , und hat verlangt: ,Sei so gut, mir .. zu geben' . $Seite 194$ Dies ist reinste Papiersprache, kein Mensch spricht so, folglich ist die Form mit und zum mindesten gute Umgangsprache; aber auch in guter Schriftsprache ist sie zulässig und tadelloser Brauch. Noch nach andern Ausdrücken ist diese gemütlichere Fügung allgemeiner Sprachgebrauch, der keine Rüge verdient: ,Komm mir nicht wieder und trage mir deine Klagen vor! — Untersteh dich und pflücke mir die Äpfel ab!' Sprachsauberkeit ist vortrefflich, Sprachquengelei ist widerwärtig und sie erbittert, statt zu erziehen.
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