Die Satzzeichen

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Buch Engel (1922): Gutes Deutsch. Ein Führer durch Falsch und Richtig.
Seitenzahlen 321 - 327

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Unsicherheit

In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle

Behandelter Zweifelfall:

Interpunktion: Anführungszeichen

Genannte Bezugsinstanzen: Schreiber guten Stils, Neu, Sprachverlauf, Schriftsprache
Behandelter Zweifelfall:

Interpunktion: Ausrufezeichen

Genannte Bezugsinstanzen: Schreiber guten Stils, Neu, Sprachverlauf, Schriftsprache
Behandelter Zweifelfall:

Interpunktion: Komma

Genannte Bezugsinstanzen: Schreiber guten Stils, England, Neu, Sprachverlauf, Schriftsprache, Frankreich
Behandelter Zweifelfall:

Interpunktion: Apostroph

Genannte Bezugsinstanzen: Schreiber guten Stils, Goethe - Johann Wolfgang, Neu, Sprachverlauf, Schriftsprache
Behandelter Zweifelfall:

Apostroph: Genitive von Personennamen

Genannte Bezugsinstanzen: Schreiber guten Stils, Neu, Sprachverlauf, Schriftsprache
Behandelter Zweifelfall:

Interpunktion: Gedankenstrich

Genannte Bezugsinstanzen: Schreiber guten Stils, Neu, Sprachverlauf, Schriftsprache
Behandelter Zweifelfall:

Interpunktion: Punkt

Genannte Bezugsinstanzen: Schreiber guten Stils, Schreiber schlechten Stils, Neu, Sprachverlauf, Gesprochene Sprache, Schriftsprache
Behandelter Zweifelfall:

Interpunktion: Semikolon

Genannte Bezugsinstanzen: Schreiber guten Stils, Neu, Sprachverlauf, Schriftsprache, Moltke - Helmuth Karl Bernhard von
Behandelter Zweifelfall:

Interpunktion: Doppelpunkt

Genannte Bezugsinstanzen: Schreiber guten Stils, Goethe - Johann Wolfgang, Neu, Sprachverlauf, Schriftsprache
Text

Sie sind eine verhältnismäßig junge Bereicherung der schriftlichen Wiedergabe der Sprache: in den ältesten Inschriften und Handschriften fehlen sie; erst das gesteigerte Bedürfnis größerer Bequemlichkeit und sichern Verständnisses hat sie erzeugt. Sie sind kein Selbstzweck, könnten also überall da wegbleiben, wo das Verständnis ohne sie genau dasselbe bliebe. Die Schule hat uns aber erzogen und gewöhnt, Satzzeichen regelmäßig auch da zu setzen, wo in gewissen Fällen ohne sie ein langsameres oder falsches Verstehen möglich wäre, und an diese Zeichensetzung muß sich wohl oder übel jeder halten, der sich schreibend an Andre wendet.

Die Satzzeichen dienen zur sichtbaren Gedankengliederung und zu sprachlichen Unterscheidungen. Überall da, wo sie hierfür unentbehrlich oder selbst nur nützlich sind, soll man sie sorgsam verwenden. Wie vollständig der Sinn eines Satzes durch die Zeichen bedingt sein kann, lehrt der bekannte Kinderscherz: ,Es schrieb ein Mann an eine Wand: Zehn Finger hab' ich an jeder Hand, Fünf und zwanzig an Händen und Füßen, Wer dies liest, muß zu lesen wissen' , — und wer's schreibt, muß es zu schreiben wissen.

Die mündliche Rede kennt keine sichtbaren Satzzeichen, wohl aber vernehmbare: die Satzpausen. Was die Pausenzeichen in der Notenschrift, das sind die Satzzeichen in der Redeschrift: sie bezeichnen die Pausen und Übergänge, die Näte der Wort- und der Satzfügung, der Trennungen und Zusammenhänge. Der gute Satzzimmerer ist fast immer ein guter Zeichensetzer; der schlechte Zeichensetzer vielleicht, ausnahmsweise, ein guter Satzbauer, aber ein Schreiber ohne Rücksicht auf seine Leser. Wenn in der ältern deutschen Sprache und Schrift die Zeichensetzung dürftig war, so schadete das wenig oder nichts, weil der Satzbau damals so einfach und durchsichtig war, daß er kaum der sichtbaren Nachhilfen bedurfte. Unser sehr viel reicherer und verwinkelterer Satz kann der Engel $Seite 322$ mannigfachen Gliederungszeichen nicht entraten, und grade der Schreiber, dem der gute Satzbau schwer fällt, sollte auf die genaue Zeichensetzung als eine sehr nützliche Erleichterung des Verständnisses achten.

Das wichtigste Satzzeichen ist der Punkt. Mancher sonst nicht üble Schreiber ist schwer lesbar, weil er zu sparsam mit den Punkten umgeht. Ruhen und ruhenlassen — der Schreiber selber beim Abspinnen und Aufzeichnen der Gedanken, er den Leser bei ihrer Aufnahme. Nur kein Gedränge, keine atemlose, pausenlose Überstürzung. Ein um so wohligeres Gefühl geht vom Schreiber auf den Leser über, je mehr Punkte, also Ruhepunkte, ihm geboten werden. Im Hirn hängen die einzelnen Gedanken keineswegs so fest zusammen, wie die endlosen, punktlosen Sätze schlechter Schreiber es erscheinen lassen, und in der mündlichen Rede werden bei weitem mehr Punkte gemacht als in der schriftlichen. Läse sich jeder Schreiber seine Sätze vor, oder andern, strengen Hörern, so würde er bald erfahren, daß er und die Andern mehr Punkte brauchen.

Fast ebenso notwendig ist der Absatz, der schon von weitem besagt: hier, o Leser, kannst du verschnaufen, wie der Schreiber selbst es getan und dir’s anrät. Viele Absätze geben Lust zum Weiterlesen; volle ungeteilte Seiten nacheinander schrecken ab. Ich hoffe, daß in diesem ganzen Buch kaum eine Seite ohne Absatz, erst recht keine ohne drei und mehr Punkte geblieben ist. Der Stoff ist ermüdend genug, die Form soll die Ermüdung nicht steigern, sondern mindern. Allgemeiner Rat: wo der Schreiber schwankt, ob Absatz oder nicht, da wähle er doch lieber den Absatz, und wo er zwischen Punkt und irgendeinem andern Zeichen schwankt, da setze er getrost den Punkt: unter zehn Fällen ist er neunmal das Bessere.

Das häufigste Satzzeichen im Deutschen ist der Beistrich (Komma). Er ist in unsrer Schrift häufiger als in irgendeiner andern und wird oft recht überflüssig gesetzt. Grade in dem Falle, wo die Schulregel ihn aufs strengste vorschreibt, ist er ganz entbehrlich: vor einem Nebensatz mit daß, denn dieses unterscheidet sich schriftlich so deutlich vom Geschlechtswort und Bezugsfürwort das, sagt so unverkennbar, hier bin ich und bedeute den Beginn eines neuen Satzgliedes daß es keiner weitern Hilfe fürs Auge bedarf — wie ich soeben durch das Weglassen des Beistrichs bewiesen zu haben glaube. $Seite 323$ Weniger entbehrlich ist es vor den Bezugsfürwörtern der, die, das wegen der Gleichheit der Form mit dem Geschlechtswort. Vor welcher könnte man den Beistrich ebensogut entbehren wie die Franzosen und Engländer vor ihren Bezugsfürwörtern. Natürlich darf der Einzelne keine selbstherrliche Eigenbrötelei treiben, sobald er für Andre schreibt.

Die peinliche Setzung des Beistrichs zwischen mehren aufeinanderfolgenden Beiwörtern ist nur da nützlich, wo ein Nacheinander, nicht ein Nebeneinander bezeichnet werden soll. Mit gutem altem Wein bedarf keiner Trennungspause durch Beistrich; wohl aber soll sie, angedeutet werden in Fällen, wo auch der Sprecher absetzt, wo einem Beiwort ein zweites, ein drittes folgt, das eine wesentliche Erweiterung des Begriffes darstellt: ,Mit immer neuen, größeren, schwierigeren Aufgaben befaßte sich sein rastloser Forschertrieb.' — ,Ein sicheres sittliches Gefühl' muß ohne Beistrich bleiben; ,ein ängstliches, feines Sprachgefühl' wird durch den Beistrich deutlicher: ein feines Sprachgefühl ist nicht notwendig ängstlich, ein ängstliches nicht immer fein. ,Eine unverhüllte selbstsüchtige Begierde — ohne Beistrich: selbstsüchtige Begierde' ist ein Einheitsbegriff, vor diesen tritt das schärfer kennzeichnende ,unverhüllte' . ,Ein feiner dramatischer Zug' — ohne Beistrich, aus demselben Grunde. Aber: ,ein plötzlicher, nachwirkender Eindruck' , weil nicht jeder plötzliche Eindruck ein nachwirkender, nicht jeder nachwirkende ein plötzlicher ist.

Komma heißt Schnitt, Einschnitt, Glied: man zerschneide und gliedre nichts, was nur ungetrennt einen Sinn gibt. ,Auf solche Reden wäre es verkehrt etwas zu antworten' — oft findet man in Fügungen dieser Art einen Beistrich vor dem Satzteil mit zu, also hier vor etwas. Das ist gradezu falsch, denn der erste Satzteil für sich ist unvollständig und unverständlich; seine notwendige Ergänzung darf nicht durch Beistrich abgegliedert werden. Hieraus folgt aber nicht, daß der Beistrich überall vor zu mit der Nennform des Zeitwortes fehlen darf. ,Er verbot dem Gefangenen Briefe zu schreiben' —: wurde dem Gefangenen das Briefschreiben verboten, oder wurde Andern das Schreiben von Briefen an den Gefangenen verboten?

Die Schulvorschrift, daß vor und ein Beistrich stehen muß an der Spitze eines angeschlossenen neuen Satzes mit einem neuen Satzträger (Subjekt), ist ziemlich überflüssig: eine $Seite 324$ Umkehrung des Verständnisses entsteht durch das Fehlen des Beistriches nicht. Allerdings deutet der Beistrich vor und sogleich an, daß der Satz eine neue Wendung machen will. Bei engem Zusammenhang des Gedankens kann der unterschiedlose Beistrich vor jedem solchem und störend wirken; man vermutet eine stärkere Ausbiegung des Satzes, als tatsächlich eintritt. Die Sprache ist zu mannigfaltig, als daß eine starre Zeichensetzung auf jede ihrer Erscheinungen passen könnte. Das Zeichen tötet, der Geist macht lebendig.

Ein Pausenzeichen, dessen Dauerwert und Gliederungskraft zwischen dem Punkt und dem Beistrich, aber näher dem Punkte stehen, der Punktstrich (Semikolon), wird von den guten Schreibern, die auch das zu jeder Kunst gehörende Handwerk gründlich beherrschen, gern und zu nützlicher Wirkung angewandt; von den weniger guten selten oder gar nicht oder falsch gesetzt. Ein hoher Staatsmann hat mir vor Jahren gesagt, daß ihm die Bildung jedes seiner Beamten verdächtig sei, der nie ein Semikolon setze. Mochte dies auch etwas übertrieben sein, ein Kern wahren Urteils steckt darin; es besagt: wer nicht große und kleine Satzglieder zu unterscheiden vermag, versteht nichts vom Satzbau, ist also ein mittelmäßiger Schreibersmann. Eine Satzgliedergruppe oder selbst ein größeres Satzglied in Hauptsatzform muß durch den Punktstrich abgeschlossen werden, ehe der Hauptgedanke weiter geführt wird, sonst erscheint dieser den vorausgegangenen Satzgliedern gleichgeordnet. ,Der Spruch: Es soll der König mit dem Dichter gehn, hat längst seine Wahrheit verloren, wohl aber soll der Künstler seiner Zeit angehören, von deren Geisteswehen erfüllt sein, nur wenn er ihres Wesens Tiefe zur Anschauung bringt, ist er ein Künstler.' Nichts als Beistriche, und doch sind die Gedanken- und Satzglieder grundverschieden an Eigenart und an Gliedwert im Satz. Schon hinter verloren ist der Beistrich zu schwach, weil ein entschiedener Gegensatz folgt und das Vorangehende die mittlere Länge eines selbständigen Hauptsatzes erreicht hat. Hinter erfüllt sein muß ein Punktstrich stehen; ja selbst ein Punkt wäre hier nicht zu viel, denn mit nur wenn er hebt ein neuer Gedanke an. Im Vorlesen solches Satzes stolpert jeder: bei erfüllt sein hätte er den Ton sinken und vor dem Übergange zu nur wenn er eine Pause eintreten zu lassen; dies merkt er, zu spät, erst bei bringt und kann nun nicht mehr $Seite 325$ mit dem Vortragston umschwenken: der ganze Satz ist sprecherisch verbruddelt, weil der Schreiber den Leser hilflos gelassen.

Einer der gar zu gern verbietenden Sprachmeister erklärt mehr als Einen Punktstrich im Satze für falsch. Dieses Verbot ist falsch: es gibt vortrefflich gebaute Sätze mit zwei reichen vollen Vordergliedern, deren jedes für die Abgliederung durch bloßen Beistrich zu gewichtig ist, und auf die ein Nachsatz folgt, der von den Vordersätzen nicht durch den völlig trennenden Punkt abgeschnitten werden darf. Was ist z. B. gegen diesen Satz und seine Zeichensetzung zu sagen: ,Einen unmittelbaren Angriff auf das Deutsche Reich wagte Ludwig damals noch nicht, um die Rheinbundfürsten nicht zu erschrecken; er wollte sie nicht dadurch abwendig machen und gegen sich aufbringen; er brauchte sie noch' (Moltke). Wohl könnte hinter erschrecken schon ein Punkt stehen; aber er brauchte sie noch schließt sich dem vorherigen Gedankengange sehr dicht an. Dagegen wäre der Beistrich hinter erschrecken gradezu falsch, weil zu schwach.

Der Doppelpunkt wird nach der Schulregel nur vor wörtlichen Anführungen und Aufzählungen gesetzt. Seine Geltung reicht viel weiter: er darf stehen, und steht nützlich überall da, wo aus einem Vordersatz eine Folgerung, eine Nutzanwendung gezogen wird — wie z. B. in diesem Satz nach viel weiter —, die man nicht durch einen Nebensatz mit Bindewort anschließen will. Der Doppelpunkt dient zur Belebung des Stils, indem er die Zahl der Hauptsätze auf Kosten der Nebensätze vermehrt, und er verhilft dem Leser auf die leichteste Weise zur Einsicht in den gedanklichen Zusammenhang, besonders in einen von Ursache und Folge. Wer beim Lesen an meinen Doppelpunkt gelangt, steht wie vor einer sich in den zwei Punktangeln öffnenden Tür, die zum angekündigten Inhalt des viel weiter führt. ,Kinder wissen beim Spiel aus allem alles zu machen: ein Stab wird zur Flinte, ein Stückchen Holz zum Degen' (Goethe). Kein andres Satzzeichen käme hier dem Doppelpunkt an Zweckmäßigkeit gleich.

Auch zur Rückschau auf Vorangegangenes leitet der Doppelpunkt. ,Alle echte Dichtung sollte aus dem eignen Erleben fließen: dies ist der Kern der Auffassung Goethes von der Schöpferkunst des Dichters.' Der Leser findet in diesem Buch Dutzende solcher Doppelpunkte: sie sind eines der unentbehr- $Seite 326$ lichen Satzzeichen eines Führers ans Voraussetzungen zu Folgerungen.

Anführungszeichen (Gänsefüßchen) sind hergebrachtes Mittel zur Bezeichnung wörtlicher Anführungen, um sie zu unterscheiden von nicht ganz wörtlichen. Bei der Häufigkeit ihrer Anwendung in diesem Buch begnügte ich mich mit dem halben Zeichen , '. Überflüssig ist es überall da, wo sich’s von selbst versteht, daß es sich um einen Titel handelt: der erste Akt des Teil, in den Kranichen des Ibykus, Hauptmanns Weber, der Kreuzer Emden bedürfen keiner Anführungszeichen, um uns erkennen zu lassen, daß etwas angeführt, d. h. mit Namen genannt wird. Noch sonst könnte man viel spärlicher mit dem Zeichen umgehen, das den gleichmäßigen Schriftsatz auffällig unterbricht. Hingegen bedarf es in Lehrbüchern über Sprachformen, wie diesem, unbedingt eines Mittels, um Darstellung und Beispielwort auf den flüchtigsten Blick zu unterscheiden, es sei denn, daß die Beispiele sich durch eine so auffällig verschiedene Schriftart abheben wie oft in diesem Führer.

Daß die zufällig gesetzten oder nicht gesetzten Gänsefüßchen keinen bestimmenden Einfluß auf die Beugung des angeführten Wortes haben dürfen, sei hier nachdrücklich wiederholt (vgl. S. 118). Wer sich scheut, was verkehrt wäre, zu schreiben: ,In Goethes Natürlicher Tochter' , was untadlig ist, der schreibe überflüssigerweise: .. ,Natürlicher Tochter' ; er rede sich aber nicht ein, daß er durch noch so viele Gänsefüßchen so elendes Deutsch wie: ein Aufsatz in „Die Gegenwart", die Redaktion des „Berliner Tageblatt" richtig macht. Wer aus unverständlichen Sprach- oder Gewissensbedenken durchaus nicht schreiben will ,In Goethes Natürlicher Tochter' , dem bleibt nichts übrig als die Umständlichkeit, die ihm niemand danken wird: In Goethes Drama ,Die natürliche Tochter'.

Ehedem herrschte die Anschauung, eigentlich sei der Gedankenstrich das allerfeinste Zeichen, und gar eine ganze Reihe von Gedankenstrichen verrate eine besondre verborgene Geistestiefe des Schreibers, die zu gleicher Gedankenfülle bei dem dazu angespornten Leser führen solle. Mit Ausnahme einiger dichterischer Stümper, die ihre Gedankenleere hinter einem dichten Lattenzaun von Gedankenstrichen verbergen möchten, denkt man heute in der Schreiberwelt anders über dieses Zeichen: man wendet es fast nur noch da an, wo sonst $Seite 327$ zwei Beistriche oder Klammern stehen würden, und setzt in die Klammern nur solche Angaben, die sonst als besondre Anmerkungen unter der Seite zu geben wären. Unentbehrlich ist der Gedankenstrich als Pausenzeichen zum kurzen Stocken vor Überraschungen: ,Kaum einer von zehntausend Lesern weiß, warum die Römer sagten ad Kalendas graecas; um so vornehmer erscheint der deutsche Mann, der es schreibt und es in zehntausend Fällen gegen einen — auch nicht weiß.'

Beistrich Gedankenstrich (,—) sind ein nützliches Zeichen für das jähe Abbrechen eines Vordersatzes und das unvermittelte Beginnen eines Nachsatzes, wo ein Punktstrich zu schwach wäre: ,Sieht man ihn bald . ., bald . ., bald . ., — wer konnte da ernst bleiben?'

So wenig wie möglich Ausrufzeichen ! Auf dem Papier — wie in der Rede — soll gesprochen, nicht geschrien werden. So selten wie möglich Ünterstreichung: wer immer gleich unterstreicht, unterstreicht nichts; wer alles für äußerst wichtig erklärt, macht alles gleichmäßig unwichtig. Die Irrenärzte haben längst als eines der Anzeichen der Geistesstörung die Vorliebe für massenhafte Ausrufzeichen und Unterstreichungen festgestellt. Im Druck wirken die häufigen, gar die langen Sperrungen, die nicht äußerst Wichtiges scharf unterscheidend, besonders betonend herausheben, unruhig und ermüdend. Es ist Sache des Satzbaumeisters, durch Bau und Wortstellung das Sperren (Unterstreichen) entbehrlich zu machen.

Das Häkchen (’) sollte nur stehen, um anzuzeigen, daß ein Buchstabe ausgefallen ist, der bei unverkürzter Schreibung des Wortes dastehen würde. Also ein Häkchen in: ,Das Wasser rauscht' , das Wasser schwoll' , weil Goethe sich hier die Freiheit genommen, statt rauschte zu schreiben: rauscht’ . Allenfalls ist es noch zulässig im 2. Fall der Eigennamen auf Zischlaute (vgl. S. 104), um uns über eine Schwierigkeit wegzuhelfen. Dagegen ist es nicht nur überflüssig, sondern falsch in Schillers Tell, Goethes Leben; unnötig in durchs, fürs, mirs, denn hier läßt man nichts aus Läßlichkeit weg, sondern zu einem guten Stilzweck: zur Belebung des Satzes. Allenfalls ist es berechtigt und nützlich in sei’s, gibt’s, um die sonst ungewöhnlichen Formen sofort richtig zu lesen. — Im Satzanfang: ’s ist, nicht etwa: ’S ist.


Zweifelsfall

Interpunktion: Punkt

Beispiel
Bezugsinstanz Neu, Schriftsprache, Sprachverlauf, Gesprochene Sprache, Schreiber guten Stils, Schreiber schlechten Stils
Bewertung

kein Selbstzweck, unentbehrlich, nützlich, dürftig, wohlig, unter zehn Fällen ist er neunmal das Bessere, oft recht überflüssig, weniger entbehrlich, keine selbstherrliche Eigenbrötelei, nicht notwendig ängstlich, nicht immer fein, ziemlich überflüssig, zu nützlicher Wirkung, etwas übertrieben, falsch, zu schwach, unentbehrlich, überflüssig, untadlig, so elendes Deutsch, dichterische Stümper, unentbehrlich, nützlich, unruhig und ermüdend, entbehrlich, nicht nur überflüssig, sondern falsch, unnötig, berechtigt und nützlich

Intertextueller Bezug


Zweifelsfall

Interpunktion: Komma

Beispiel
Bezugsinstanz Neu, Schriftsprache, Sprachverlauf, Schreiber guten Stils, Frankreich, England
Bewertung
Intertextueller Bezug


Zweifelsfall

Interpunktion: Semikolon

Beispiel
Bezugsinstanz Neu, Schriftsprache, Sprachverlauf, Schreiber guten Stils, Moltke - Helmuth Karl Bernhard von
Bewertung
Intertextueller Bezug


Zweifelsfall

Interpunktion: Doppelpunkt

Beispiel
Bezugsinstanz Neu, Schriftsprache, Sprachverlauf, Schreiber guten Stils, Goethe - Johann Wolfgang
Bewertung
Intertextueller Bezug


Zweifelsfall

Interpunktion: Gedankenstrich

Beispiel
Bezugsinstanz Neu, Schriftsprache, Sprachverlauf, Schreiber guten Stils
Bewertung
Intertextueller Bezug


Zweifelsfall

Interpunktion: Ausrufezeichen

Beispiel
Bezugsinstanz Neu, Sprachverlauf, Schriftsprache, Schreiber guten Stils
Bewertung
Intertextueller Bezug


Zweifelsfall

Apostroph: Genitive von Personennamen

Beispiel
Bezugsinstanz Neu, Schriftsprache, Sprachverlauf, Schreiber guten Stils
Bewertung
Intertextueller Bezug


Zweifelsfall

Interpunktion: Apostroph

Beispiel
Bezugsinstanz Goethe - Johann Wolfgang, Neu, Sprachverlauf, Schriftsprache, Schreiber guten Stils
Bewertung
Intertextueller Bezug


Zweifelsfall

Interpunktion: Anführungszeichen

Beispiel
Bezugsinstanz Neu, Sprachverlauf, Schriftsprache, Schreiber guten Stils
Bewertung
Intertextueller Bezug