Die Frage, wie weit man darin gehen kann, einen mehreren Zusammensetzungen gemeinsamen Teil nur einmal zu setzen, läßt sich leicht also beantworten: Soweit, als dadurch nicht sonst untrennbare Silben allein zu stehn kommen und sonst unbetonte hochtonig werden. Man darf demnach nicht bloß sagen: Wald- und Feldarbeit, Sonn- und Feiertag, sondern auch Ab- und Zugang, Zu- und Vornamen, vor- und rückwärts; jedoch nicht: so etwas dürfte er nicht be-, geschweigedenn verurteilen wollen; nicht ge- und außergerichtlich, nicht Ver- und Austeilung//2 Dagegen verdienen Verkürzungen, wie An- und Verkauf keinen Tadel; denn hier kommt die unbetonte Silbe Ver- ja nicht allein zu stehn und sie wird nicht stärker betont, als wie es abweichend von dem Falle, daß das Wort Verkauf allein steht (Verkauf), auch in der Verbindung Ankauf und Verkauf geschieht, — wegen des Gegensatzes: A'nkauf und Vérkáuf; A"n- und Vérkáuf.// Auch bei einigen Bildungen, die heute nur als Ableitungen empfunden werden, erinnert sich in diesem Falle das Sprachbewußtsein, daß sie ursprünglich Zusammensetzungen waren, teils mit Hauptwörtern wie -tum, -lei, -heit oder -keit, teils mit Eigenschaftswörtern wie -haft, -los; und das ermöglicht dann, diese Endungen nur einmal zu setzen, vollends wenn durch eine ihnen vorangehende tonlose Silbe ihr Nebenton noch gehoben ist: Sachsen wurde aus einem Herzog- ein Kurfürstentum; zwei- oder dreierlei; fehler-, ja lasterhaft; baum- und strauchlos; ja: über Verbesserungsmöglich-, ja Notwendigkeiten (Ed. Scheidemantel).
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