Angereihte Haupt- und konjunktionale Nebensätze [§ 281]

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Buch Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs.
Seitenzahlen 268 - 269

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Unsicherheit

In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle

Behandelter Zweifelfall:

Wortstellung: Konnektoren

Genannte Bezugsinstanzen: Alt
Text

Die Seiten über die Wortbildung haben dem Sprachbaumeister Winke geben wollen, nach denen er die Bausteine beurteilen, wählen und beschaffen kann. Auf denen über die Wortbeugung war davon die Rede, wie sie zu behauen und zuzuputzen sind, damit sie sich fest zu zwei und zwei aneinanderfügen. Die Betrachtung über die Wortfügung und die Fügung des einfachen Satzes lehrt ihre Zusammensetzung zu einfachen Werksteinschichten. Es gilt zum Schluß zu zeigen, wie sich die so gewonnenen Teile, indem sie Reihe an Reihe verschränkt übereinander geschichtet werden, wenn nicht zu einer harmonisch gefügten Schauseite, deren Anlage man am sichersten dem sinnenden Studium musterhafter Sprachschöpfer und künstlerischer Anlage verdanken wird, so doch zu einer leidlich und glatt gefügten Mauer zusammenschließen. Den Bindegliedern, die dabei zwischen Schicht und Schicht oder zwischen größern Mauerteilen zur Andeutung ihrer Gliederung eingefügt werden, entsprechen jene Wörtchen der Sprache, die an sich unbedeutend, für sich nichtssagend und in ihrer Urbedeutung oft kaum mehr kenntlich sind, für das Verständnis und die Gliederung der Satzglieder und Satzreihen aber die größte Bedeutung haben: das sind die Konjunktionen oder Bindewörter. Wie aber die Baukunst heute nicht mehr, wie in ihren Anfängen, mit lauter gradlinigen Bauteilen und entsprechenden gleichartigen Bindegliedern, Säulen und Querbalken, auszukommen vermag und zu ganz andre Fügungen fordernden Rundlinien und den diesen ansprechenden Bogen fortgeschritten ist, welche die von ihnen beherrschten Glieder zu mancher Umgestaltung und Anbequemung zwingen: so hat sich auch die Sprache von ihrer ursprünglichen Einfachheit, in der sie nur gleich $Seite 269$ artige Sätze, lauter Hauptsätze, durch bloße nebeneinanderreihende Bindewörter, die beiordnenden Konjunktionen wie und, auch, aber, doch, denn aneinanderreihte, zu größerer Kunstfertigkeit weiterentwickelt, in der sie nun auch anders geordnete Glieder, die Nebensätze, durch unterordnende Konjunktionen einzufügen weiß; und auch diese drängen — ähnlich den Bögen der Baukunst — gerade den beherrschenden Teil des Satzes, das Zeitwort nach Stellung und Modus jetzt in andere Verhältnisse. Ja in keiner Sprache ist dieser Einfluß namentlich auf die Stellung der Satzaussage so ausnahmslos durchgeführt wie in der deutschen, indem in allen ihren mit Für- und Bindewörtern eingeleiteten Nebensätzen das Zeitwort oder in zusammengesetzten Formen das Hilfszeitwort an oder doch gegen das Ende rückt: Du hast etwas Unrechtes getan! Was hast du getan?

Er wollte durchaus wissen,

ob ich etwas

was ich

Unrechtes getan hätte.

Scan
Matthias(1929) 268-269.pdf


Zweifelsfall

Wortstellung: Konnektoren

Beispiel
Bezugsinstanz alt
Bewertung

Einfachheit, größerer Kunstfertigkeit

Intertextueller Bezug