Bedeutung des Perfekts und Imperfekts

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Buch Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs.
Seitenzahlen 355 - 356

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Unsicherheit

In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle

Behandelter Zweifelfall:

Verb: konkurrierende Tempora

Genannte Bezugsinstanzen: Gegenwärtig, Ursprünglich, Neu
Text

Nach dem Unterschiede, der sich zwischen den beiden Zeiten herausgebildet hat, wird die zweite Vergangenheit gewählt, wenn etwas Vergangenes als jetzt oder für immer abgeschlossen, noch fortbestehend oder fortwirkend, also vom Stand- $Seite 356$ punkte der Gegenwart und des Sprechenden aus dargestellt wird, ohne daß es als Glied einer Kette sich in innerm Zusammenhange entwickelnder Ereignisse bezeichnet werden soll. Die erste Vergangenheit hat dagegen die Aufgabe, vergangene, ehemalige Tätigkeiten und Zustände in ihrem Verlaufe und ihrer Dauer auszudrücken, eine Kraft, die heute darin am fühlbarsten wird, daß es zur Beschreibung und Schilderung vergangner Handlungen und Zustände, Sitten und Gebräuche verwendet wird. Aber eine Ausstrahlung derselben Kraft ist auch seine zweite Aufgabe, im Nebensatze zu jeder in Zeiten der Vergangenheit (Imperfekt, Perfekt und Plusquamperfekt) ausgedrückten Handlung der Vergangenheit die begleitenden Umstände anzugeben, kurz die Gleichzeitigkeit in der Vergangenheit auszudrücken. Freilich konnte es zu diesen Zwecken erst verwendet werden, nachdem es gegenüber dem jüngern und in der angedeuteten Weise verwendeten Perfekt vermöge seiner urersten Kraft, die Vergangenheit schlechthin zu bezeichnen, vor allem die eigentliche Zeitform für die Erzählung geworden war. Denn in ihr versetzt uns ja der Erzähler aus der Gegenwart hinweg in den Zusammenhang der sich entwickelnden Ereignisse, in deren Gegenwart und Gleichzeitigkeit und stellt sie so in ihrer lebendigen Beziehung und Wechselwirkung dar. Also wenn die Gleichzeitigkeit mit einem Ereignisse in einem Nachbarsatze oder mit einer einfachen Zeitangabe angedeutet ist und wenn genau oder nur ganz ungefähr die Frage wann? beantwortet, wenn ein gewisser Zusammenhang der Ereignisse und eine innere Teilnahme des Sprechenden ausgedrückt werden soll, dann wähle man das Imperfekt; die Angabe einer Tatsache schlechthin, ohne Rücksicht auf ihren Zusammenhang mit dem Nachher und Vorher und überhaupt auf den Zeitpunkt ihrer Ausführung entscheidet für die Wahl des Perfekts.


Zweifelsfall

Verb: konkurrierende Tempora

Beispiel
Bezugsinstanz gegenwärtig, neu, ursprünglich
Bewertung

entscheidet für, wähle man

Intertextueller Bezug