Bildungen mit und ohne s von gleichen Bestandteilen nebeneinander

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Buch Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs.
Seitenzahlen 18 - 18

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Unsicherheit

In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle

Behandelter Zweifelfall:

Wortbildung: Fugenelemente

Genannte Bezugsinstanzen: Alt, Neu
Text

Endlich dürfen durch gleichmäßiges Eindringen des s in alle Zusammensetzungen die Bedeutungsunterschiede nicht verwischt werden, welche die Sprache vielfach durch, gleichviel ob organische oder unorganische, eigentliche und uneigentliche Zusammensetzungen mit denselben Wörtern geschaffen hat. Oder wer kennt nicht den Unterschied zwischen Christkind und Christenkind, Lands- und Landknecht, Land- und Landesrecht, Land-und Landsmann, Land- (d. i. Boden-) und Landes- (d. i. im Lande gültiger) Wert? So sollte auch Wassernot (= Mangel an Wasser) und Wassersnot (Überschwemmung) auseinandergehalten werden; ähnlich geht auf Tagarbeit nur der Tagelöhner, während sich die Geschäftsleute über die Beendigung der Tagesarbeit freuen. Auch daß verschiedene Bestimmungswörter sich mit denselben Grundworte teils mit, teils ohne s verbinden, ist in der Geschichte der zweifachen Zusammensetzung begründet, und die schöne und oft auch bedeutsame Mannigfaltigkeit darf nicht einer falschen Gleichmäßigkeit geopfert werden. Oder wäre es nicht berechtigt, daß sich z. B. bundestreu, königstreu an Bundestreue, Königstreue anlehnen, die eigenartig deutsche Ausdrücke für das Hauptwort mit einem Objektsgenetive sind, während daneben worttreu, sinn(ge)treu stehen bleiben, weil für sie keine solche Veranlassung gegeben ist, das zugrundeliegende syntaktische Verhältnis zu verwischen? Warum sollte sich nicht das jüngere unter der s-Herrschaft entstandene Vertragsbruch von den viel älteren Wort- und Eidbruch unterscheiden? Auch wenn es heißt vergleichs-, beispiels-, gesprächsweise, aber schritt-, paar-, strichweise, so scheidet damit das Sprachgefühl bequem und deutlich zwischen genetivischen Fügungen wie „in der Weise, bei Gelegenheit eines Gespräches" von nicht genetivischen: „nach der Art, wo es Schritt für Schritt, Paar um Paar geht".

Man sieht, wieder Grund genug, das auch hierin noch gar feinsinnige Walten der Sprache zu beobachten und nicht durch täppisches Vermengen der Zusammensetzung mit und ohne s feine Sinnesunterschiede zu zerstören.

Scan
Matthias(1929) 018-018.pdf


Zweifelsfall

Wortbildung: Fugenelemente

Beispiel
Bezugsinstanz neu, alt
Bewertung

berechtigt, falschen Gleichmäßigkeit, feinsinnige Walten der Sprfache [sic], schöne Mannigfaltigkeit, täppisches Vermengen

Intertextueller Bezug