Die Fürwörter. Unser oder unsrer? Euer oder eurer?
Buch | Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs. |
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Seitenzahlen | 75 - 75 |
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Unsicherheit |
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In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle
Behandelter Zweifelfall: | |
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Genannte Bezugsinstanzen: | Prosa, Alt, Schriftsprache, Literatursprache |
Text |
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Unter den persönlichen Fürwörtern tauchen immer öfter die Genetive [sic!] uns(e)rer und eurer auf: wer erbarmt sich unserer statt unser? ich konnte eurer statt euer nicht habhaft werden, ohne Berechtigung. Denn obwohl ihr Vordringen nur ein Nachspiel zu dem Kampfe ist, durch den sich meiner, deiner, seiner, ihrer an Stelle der alten, nur noch in poetischer Rede vorfindlichen Formen mein, dein, sein, ihr (gedenke mein!) in der Prosa ausschließliche Geltung verschafft haben, so braucht doch das Nachspiel nicht ebenso abzulaufen wie der Hauptkampf, zumal gegenüber den andern vier die zwei Formen uns(e)rer, eu(e)rer noch schwerfälliger klingen. Offenbar verleitet zu ihrer Anwendung die Vermengung mit den gleichen weiblichen Genetiven der Einzahl und Mehrzahl und Dativen der Einzahl vom Possesiv: die Forderungen uns(e)rer Zeit, die Folge eu(e)rer Schwäche. Die Formen des Akkusativs der Einzahl und die Dative beider Zahlen lauten übrigens nach § 76 lieber unsern, euern, unserm, euerm, neben unseren usf., als unsren usw. |
Zweifelsfall | |
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Beispiel |
unserer, unser, euer, meiner, deiner, seiner, ihrer, mein, dein, sein, ihr, euerer, unsrer, eurer, unsern, euern, unserm, unseren, unsren |
Bezugsinstanz | alt, Prosa, Literatursprache, Schriftsprache |
Bewertung |
ohne Berechtigung, schwerfällig |
Intertextueller Bezug |