Ein auffälligeres Äußere und Äußeres
Buch | Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs. |
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Seitenzahlen | 68 - 68 |
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Unsicherheit |
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In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle
Behandelter Zweifelfall: |
Nominalphrase: Grundform und Flexion deadjektivischer und departizipialer Substantive |
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Genannte Bezugsinstanzen: | Bartsch - Rudolf Hans, Spengler - Oswald, Heine - Wolfgang, Pfizer - Paul, Presber - W., Goethe - Johann Wolfgang |
Text |
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Artikellos für sich allein natürlich: Zu des Landes Bestem. Nur wenn von mehreren gleichwertigen Adjektiven das letzte substantiviert ist, hat es neben der starken Form der vorangehenden Adjektive selber nicht notwendig, aber gern die schwache (substantivische). So notwendigerweise der Deutlichkeit halber stets im zweiten Falle der Einzahl und nach einem ungebeugten unbestimmten Fürworte: ein Kompendium alles für ein Frauenzimmer Wissenswerten — wegen etwas Bösen, wegen nichts Geringeren. Gern auch — wohl zur Verbequemlichung gegenüber den mehrfachen er-Endungen — im Genetivus Plur. Trotz der Notwendigkeit, damit der Fall nicht unbezeichnet bleibt, zu beugen: Auszeichnung Charlottenburger Beamter und trotz des offiziellen Titels Zentralverband deutscher Industrieller redet man denn fast häufiger von feinem Kreise guter Bekannten als Bekannter, ebenso von der großen Zahl im Ausland lebender Deutschen, von Mustern treuer Beamten, wie auch P. Pfizer einen Briefwechsel zweier Deutschen und Goethe im Mahomet Vermess'ner Sterblichen beschränkter Zweifel geschrieben hat. Freilich R. H. Bartsch hat wieder: ein armes Instrument großer Toter. Sonst gilt die Hauptregel von der gleichen Behandlung mehrerer Adjektive auch hier und es heißt: das kochende Innere, aber: sein kochendes Inneres; das auffällige Äußere, aber: sein auffälliges Äußeres. Auch im 3. Falle der Einzahl ist von schönem Äußerem, mit zerrüttetem Innerem das richtigere gegenüber der Verbequemlichung von schönem Äußeren, mit zerrüttetem Inneren //2 Diese dem Gebrauche abgewonnene Auffassung trägt für ihre Richtigkeit auch noch die Gewähr in sich, daß für die schwachen Formen dieselben Kräfte wirksam scheinen, die dieser nach dem § 79 ff. Bemerkten auch in andern Fällen zum Übergewicht verhalfen, und zwar in demselben Gen. Sing. und Plur. Aber es ist falsch, wenn man von diesen in einzelnen Fällen wohl erklärlichen schwachen Formen solchen Adjektiv-Substantiven wie Beamter, Bedienter, Gelehrter, Verwandter überhaupt den starken Dativ Sing. abspricht: vielmehr ist für diesen Fall, wenn er ohne Artikel und Bestimmungswort steht, immer ,,ihm als Beamtem, Gelehrtem" das richtige und nicht die Fügung W. Presbers: die Freundschaft mit deren Verwandten (statt Verwandtem) Jm. Nast.//; eine Mischung von ererbtem Fremden und eben gebornem Eignen (G. Spengler); und einfach falsch ist die Fügung bei Wolfg. Heine: Der Kampf der Arbeiterklasse ist vereinbar mit der Gesamtheit der Interessen, die in dem gegebenen Staate als Ganzen (statt: Ganzem) zum Ausdruck kommt. Vgl. auch § 157, 185 u. 236. |
Zweifelsfall |
Nominalphrase: Grundform und Flexion deadjektivischer und departizipialer Substantive |
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Beispiel |
Bestem, Wissenswerten, Bösen, Geringeren, Zentralverband deutscher Industrieller, Bekannten, Bekannter, lebender, Beamten, Deutschen, Vermess`ner, großer, Innere, Inneres, Äußerem, Äußeres, schönem, Innerem, Fremden, Eignen, Ganzen, Ganzem, Beamter, Bedienter, Gelehrter, Verwandter, Beamtem, Gelehrtem, Verwandten, Verwandtem, Außere, auffällige, auffälliges, zerrüttetem, Äußeren, Inneren, ererbtem, gebornem, zweier, Toter, kochende, kochendes, Sterblichen, treuer |
Bezugsinstanz | Bartsch - Rudolf Hans, Goethe - Johann Wolfgang, Heine - Wolfgang, Pfizer - Paul, Presber - W., Spengler - Oswald |
Bewertung |
falsch, Frequenz/häufiger, gern, notwendigerweise, richtig, Verbequemlichung |
Intertextueller Bezug |