Ein schwer(er) Kranker, ein zufälliger Mitwisser
Buch | Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs. |
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Seitenzahlen | 182 - 182 |
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Unsicherheit |
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In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle
Behandelter Zweifelfall: | |
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Genannte Bezugsinstanzen: | Fachsprache, Goethe - Johann Wolfgang, Sprachverlauf |
Text |
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Statt solcher Beifügungen, die hauptsächlich zu Bezeichnungen von (handelnden) Personen auf -er gesetzt werden, sollte offenbar genau genommen nur das Umstandswort zu der in deren Stamme liegenden Tätigkeit treten. Doch sind uns längst solche Fügungen geläufig wie der feine Beobachter und scharfe Kritiker, der gute Redner und gewandte Erzähler. Wir sagen auch unbedenklich ein hoher Siebziger, selbst ein schwerer Patient und ein schwer(er) Kranker und können auch ruhig die fachmännischen Ausdrücke innere und äußere Kranke u. m. a. annehmen. Die Sprachlehre hat hier gern als eine Tugend anzuerkennen, was die Sprache aus Not geschaffen hat, aus der Not nämlich, daß im Deutschen einem Hauptworte kein Umstandswort der Weise als Beifügung vorangestellt werden kann. So darf denn niemand Goethes Fügung nachahmen: Ich würde zwar nicht als Mitschuldiger, aber als zufällig Mitwisser in die Untersuchung verwickelt werden; es war nötig zufällig Mitwissender, da solche Umstandswörter nur neben Mittel- und Eigenschaftswörtern möglich sind. |
Zweifelsfall | |
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Beispiel | |
Bezugsinstanz | Fachsprache, Goethe - Johann Wolfgang, Sprachverlauf |
Bewertung |
darf niemand nachahmen, Frequenz/geläufig, können ruhig annehmen, nötig, nur neben Mittel- und Eigenschaftswörtern möglich, sollte nur, Tugend, unbedenklich |
Intertextueller Bezug |