Zugleich liegt in dem letzten Satze ein zweiter Fehler vor, daß nämlich
für ein Fürwort, das noch dazu der Form nach auf ein anderes vorausgehendes Wort statt auf sein richtiges Beziehungswort bezogen werden kann, die Möglichkeit der (richtigen) Beziehung durch nachträgliche Einführung des zugehörigen Hauptwortes erst verspätet geboten wird. Deshalb ist so gut der kurze Satz Lessings zu tadeln: Appiani kommt näher, ohne sie zu erblicken, bis Emilie ihm entgegenspringt, wie die zwei län- $Seite 402$ geren aus einer Weihnachts- und einer Kunstplauderei: Gerade der Umstand, daß dasselbe (statt: das Glück) am liebsten dann verschwindet, wenn man es sicher zu haben glaubt, läßt das Glück (statt: dieses) so rätselhaft erscheinen, und: Eben deshalb, weil es den Charakter deutscher Art aufs entschiedenste aussprechen soll, hätte man auch bei dem Bilderschmuck, den unser Reichstagsgebäude hoffentlich in reichstem Maße erhalten wird, vor allem nur solche Künstler zu wählen. — Nur bei geringem Abstand zwischen Für- und Beziehungswort und wenn Sinn und Tonspannung auch die kürzeste Unsicherheit über die Beziehung ausschließt, mag das Fürwort einmal vorangehen: Wenn es auf Irrtum beruht, wird jedes Urteil kassiert hat bessern Rhythmus als die Folge: Jedes Urteil wird, wenn es ... beruht, kassiert oder ... wird kassiert, wenn es usw. Vgl. zum ersten Beispiel in § 390.
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