Damit, daß sich der Berichterstatter über die Vergangenheit in die Zeit der von ihm dargestellten Personen und in ihre Denkweise versetzt, hängt es gewiß zusammen, daß in vielen Satzarten, für die auf der Stufe der Gegenwart längst der Indikativ überwiegt, für $Seite 379$ die Stufe der Vergangenheit noch der Konjunktiv erhalten ist, zumal der Konjunktiv des Imperfekts. So in den Absichtssätzen und ausnehmenden Einräumungssätzen (vgl. oben § 360, 2). Sodann gilt dies von den Aussagesätzen, in denen die Erwartung oder Zusicherung des Eintritts eines bevorstehenden Ereignisses ausgesprochen wird (nach erwarten, versprechen, versichern, auch befürchten, hoffen u. ä.). Denn während man vom Standpunkte der Gegenwart heute natürlicher sagt: Ich hoffe, (daß) er kommt, daß er kommen wird, er wird kommen als er werde kommen, läßt sich von dem der Vergangenheit nur sagen: Ich hoffte, er käme, oder er werde (würde) kommen. Ähnlich liegt die Sache jetzt bei den abhängigen Fragen. In diesen herrscht auf der Präsensstufe durchaus der Indikativ, wenn sie mit einem Frage-, Für- oder Umstandsworte wie wer? was? wie? u. ä. anfangen, jedoch noch nicht ausschließlich in gewählter Sprache auch nach ob: er weiß nicht mehr, was er gesagt hat, aber: ob er wirklich so gesagt habe oder hat. Aus der Präteritalstufe sind dagegen solche Indikative wenigstens nach der dritten Person kaum zulässig; denn nur ausnahmsweise finden sich Sätze wie der Goethische: Wilhelm war wieder auf seiner Stube, ehe er wußte, wo er sich befand, wo der Indikativ noch durch das überwiegend mit ihm stehende wissen erleichtert wird. Gewöhnlich heißt es: Er erzählte, wie es ihm ergangen sei (älter: wäre); er berichtete, was er gesehen habe, wie es in der belagerten Stadt aussehe; dagegen: ich wußte nicht, — du wußtest nicht, was ich —, was er gesagt hatte.
|