Rhythmisches und stilistisches Gesetz der Wortstellung

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Buch Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs.
Seitenzahlen 393 - 394

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Unsicherheit

In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle

Behandelter Zweifelfall:

Syntaktische Möglichkeiten der Hervorhebung

Genannte Bezugsinstanzen: Heigel - Karl August von, Kraft - Zdenko von, Raabe - Wilhelm, Adel
Text

Neben dem psychologischen Gesetze wirkt ein rhythmisches, das ein Absteigen des Satzrhythmus vom Bedeutenderen, Betonten und Volleren zum Unbetonten, Schwachtonigen und Kürzeren verbietet, und oft gleichzeitig ein $Seite 394$ stilistisches, nach welchem das auszusparen ist, woran das Folgende anknüpfen kann. Beide wirken in den folgenden Sätzen miteinander: Inzwischen (gegebener Zeitrahmen) entspann sich aus anscheinenden Kleinigkeiten (der schwerste Satzteil) etwas (daran knüpft ein neuer Satz an!), das unserm Verhältnis nach und nach schädlich wurde. Mir fiel das Ernsthafte meines alten Sprachmeisters (steigender Rhythmus) wieder ein (Abschluß durch den unflektierten Teil des Prädikates) und zugleich das Hilfsmittel, das ich damals dagegen angegeben hatte. Diesen Gesetzen wie auch zugleich dem obersten Grundsatze werden also Sätze wie der K. v. Heigels nicht gerecht: Die Glockenschläge versprachen ein neues Bild; ganz von Sonnenlust durchflutet war dieses. Sie begännen mit einem traurigen Werke den Tag//1 Gegen beide Gesetze wie den psychologischen Ablauf verstoßen die Sätze einer philosophischen Kritik: Als Ausdruck unmittelbar vor dem Ringen und Kämpfen der Zeit stellt diese Gedankenwelt sich dar, und: Kühle Unbedenklichkeit und Furchtlosigkeit vor der allgemeinen Meinung verbindet sich hiermit im Gegensatz zu der „kontagiösen“ Menschlichkeit in der Sphäre des Durchschnittsmenschen“.//, oder aus königlicher Feder: Guter Geschichtsschreiber, Dichter nicht, wieviele Verse er auch geschrieben, war er; und bei kleinstem Umfang der Zdenkos v. Kraft: als ich dann unterwegs hierher war statt: hierher unterwegs war. Jene stilistische Rücksicht ist z. B. auch in dem Satze W. Raabes nicht genommen: So lautete der Brief, den der Dr. Spada an Herrn Philipp v. Spiegelberg schrieb, da der Wortlaut nun erst folgt, und ganz unrhytmisch wirkt bei dem nämlichen die Stellung: Eine verwegene Reiterin und Jägerin, eine gute Sängerin und Harfenschlägerin, wenn sie wollte, war Fräulein Walburg.