Am schärfsten ist der Unterschied zwischen dem zweiten und dem vierten Falle noch bei den Namen der Wochentage und verdiente es, auch ferner gewahrt zu werden. Der vierte Fall bezeichnet hier einen einzelnen durch den Zusammenhang oder in der § 242 angedeuteten Weise bestimmbaren Tag: Ich komme Montag (= den nächsten M.) nach Dresden. Der Arzt war Sonnabend vor dem Feste das letzte Mal bei dem Genesenden. Der zweite Fall dagegen steht, wenn von einer regelmäßig an demselben Tage wiederkehrenden Handlung die Rede ist: Montags und Sonnabends laufen besonders vollbesetzte Arbeiterzüge. Wenn dieser Genetiv nicht nachahmenswert auch in der Bedeutung des Akkusativs steht, so erklärt sich das wohl daraus, daß der artikellose Akkusativ in zeitlicher Bedeutung sonst nicht mehr üblich ist. Noch erklärlicher und schwerlich mehr vermeidlich ist das Eindringen des Genetivs in das Gebiet des Akkusativs bei den Namen der Tageszeiten: mittags, vormittags, nachmittags, morgens, abends: Er ging durch Karlsbad und speiste mittags bei der Gräfin (Wieland). Besser bleibt diese Form natürlich auch hier für den Ausdruck der Wiederholung und Allgemeinheit aufgespart: Abends, morgens und mittags will ich klagen und heulen (Luther). Zur Bezeichnung der einzelnen bestimmten und ganz ausgefüllten Tageszeit sage man also: am Vormittage, zu Mittag, im Verlaufe des Nachmittags, und wem das zu schwerfällig klingt, der scheue sich nur nicht vor dem Akkusative Mittag und dem von vor und nach abhängigen Dative desselben Wortes in den $Seite 207$ Ausdrücken vor-, nachmittag(e)//1 Die Formen kommen nämlich nicht nur bei Gellert vor und in der Leipziger Mundart, für die sie Hildebrand-Albrecht, Leipziger Mundart, nachweist, sondern z. B. auch in der Lausitz und nicht minder beim jungen Goethe; sind also mindestens gut volkstümlich//. Streng sollten der vierte und der zweite Fall jedenfalls wieder geschieden werden, sobald vor diese Angaben der Tageszeiten der Name des Wochentages tritt; denn der muß dann dieselbe Wirkung ausüben wie ein Formwort vor jedem Substantivum. Wie man nämlich von bloßen Hauptwörtern den vierten Fall nicht mehr allgemein zeitlich verwenden kann, wohl aber mit einem Formwort davor (nicht Jahr, aber dieses Jahr, nicht Stunde, aber diese Stunde), so kann man auch sagen: Dienstag morgen, Sonntag abend, d. h. am Abende des nächsten oder letzten Sonntags. Davon scheidet sich dann zur Bezeichnung der Unbestimmtheit und Wiederholung: Donnerstag vormittags = jeden Donnerstag vormittag, wie es denn heißt: Mittwoch und Sonnabend nachmittags ist kein Unterricht. Doch könnte es auch mit einer Zusammensetzung heißen: An Sonntag-Nachmittagen, oder man sagt: alle Montag(e), - Dienstag(e), - Donnerstag(e), - Freitag(e), alle Sonnabend(e); aber schriftgemäß nur: alle Mittwoch gemäß der abweichenden Bildungsweise dieses Wochentagsnamens.
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