Zuletzt noch eine allgemeine Bemerkung. Die verschiedenen Arten der Darstellung mögen sich untereinander wieder durch ihren besondern Satzbau unterscheiden, man mag sich in mündlicher gewöhnlicher Belehrung gern mit den einfachsten anreihenden Sätzen begnügen, für die Erzählung, die gelesene zumal und den Lehraufsatz mögen schon länger ausgesponnene Gewebe beliebt sein, vollends für die feierliche Rede und jede Darstellung pathetischer Art mag ebenso die kunstvolle Periode bevorzugt werden; und doch macht sich für alle Darstellungsarten in gleicher Weise das Bedürfnis des Hörers und Lesers nach Abwechslung in der Forderung geltend, daß mit den kunstvolleren und verwickeltsten Sätzen einfachere und einfachste abwechseln, und zwar diese in überwiegender $Seite 423$ Zahl. Davon gehören einfache Mitteilungen, Berichte über Tatsachen, die eigentliche Erzählung in die einfachen, gleich den Tatsachen selber schnell fortschreitenden Sätze; in die längeren, kunstvolleren dagegen die Erwägungen, Schlußfolgerungen, Betrachtungen und Anwendungen, in denen der Darsteller und mit ihm der Leser und Hörer warm werden soll. Ein Abschnitt aus Goethe mag den Wechsel erläutern: Überhaupt ist es leider der Fall, daß alles, was durch mehrere zusammentreffende Menschen und Umstände hervorgebracht werden soll, keine lange Zeit sich vollkommen erhalten kann. Von einer Theatergesellschaft so gut wie von einem Reiche, von einem Zirkel Freunde so gut wie von einer Armee läßt sich gewöhnlich der Moment angeben, wenn sie auf der höchsten Stufe ihrer Vollkommenheit, ihrer Übereinstimmung, ihrer Zufriedenheit und Tätigkeit standen. Oft aber verändert sich schnell das Personal, neue Glieder treten hinzu, die Personen passen nicht mehr zu den Umständen, die Umstände nicht mehr zu den Personen; es wird alles anders, und was vorher verbunden war, fällt nunmehr bald auseinander. So konnte man sagen, daß Serlos Gesellschaft eine Zeitlang so vollkommen war, als irgend eine deutsche sich hätte rühmen können. Die meisten Schauspieler standen an ihrem Platze; alle hatten genug zu tun, und alle taten gern, was zu tun war. Ihre persönlichen Verhältnisse waren leidlich, und jedes schien in seiner Kunst viel zu versprechen, weil jedes die ersten Schritte mit Feuer und Munterkeit tat. Bald aber entdeckte sich, daß ein Teil doch nur Automaten waren, die nur das erreichen konnten, wohin man ohne Gefühl gelangen kann, und bald mischten sich die Leidenschaften dazwischen, die gewöhnlich jeder guten Einrichtung im Wege stehen und alles so leicht auseinanderzerren, was vernünftige und wohldenkende Menschen zusammenzuhalten wünschen.
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