Der erste Fall tritt am öftesten bei strenger Satzteilung ein, sei es, daß diese nur durch die einfachen Bindewörter aber, sondern, oder oder noch deutlicher durch die entsprechenden: sowohl — als auch, nicht nur — sondern auch, entweder — oder, weder — noch, teils — teils u. a. zur grammatischen Anschauung gebracht wird. In $Seite 308$ dem Satze Goethes: die Natur wird so angegriffen, daß teils ihre Kräfte verzehrt, teils außer Wirkung gesetzt werden, wird durch die Stellung der Worte ihre Kräfte hinter teils die Erwartung hervorgerufen, daß auch diese Worte unter die Teilung fallen, was nicht der Fall ist, also daß sich die gewählte Form nicht so völlig mit dem Gedanken deckt wie die richtige: daß ihre Kräfte teils usw. Noch schlimmer klingt der folgende Satz: Hiervon wünschte ich, lieber Herr Pfarrer, zu warnen, weil sowohl diese — man erwartet „als auch etwas anderes“, es geht aber weiter: Ihnen wie der christlichen Sache den größten Schaden bringt (statt: weil diese sowohl Ihnen als der christlichen Sache usw.). Das Gemeinsame gehört eben vor solche die Teilung anzeigende Wörtchen.//1 Freilich darf diese Forderung nicht allzu peinlich genommen werden. Ein aufgestelltes Muster: Leute, die lesen weder können noch sollen, oder: die weder lesen können noch lesen sollen, wirkt in der zweiten Form durch die Wiederholung unschön; gegen die erste aber steht der Brauch, und mit Recht, weil die Trennung des eng mit seinem Hilfszeitworte zusammengehörenden Infinitivs von jenem hart ist. Das Üblichste: die weder lesen können noch sollen verdient also den Vorzug wirklich, zumal in solchen Fällen Betonung und Nähe des zweiten Leitglieds über die kleine Abweichung von der logischen Ordnung ungezwungen hinweghelfen.//
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