Der gute Rat, bei den Adjektiven, deren Stamm auf er endigt, immer die schönen, kräftigen Formen: unsers, andern den weichlichen Formen: unsres, andren vorzuziehen (vgl. S. 27), erleidet eine Ausnahme bei dem Neutrum anders. Unser heutiges Umstandswort anders (ich hätte das anders gemacht) ist ursprünglich nichts „andres" als das Neutrum von andrer, andre, andres (ein andres Kleid). Die Sprache hat sich hier des ganz äußerlichen Mittels bedient, das einemal den Vokal der Endung, das andremal den des Stammes auszuwerfen, um einen Unterschied zwischen Adjektiv und Adverb zu schaffen. (Ebenso bei besondres und besonders.) An diesem Unterschied ist natürlich nun festzuhalten, niemand wird schreiben ein anders Kleid. Zum Glück hat sich aber in der lebendigen Sprache in den Verbindungen: wer anders, was anders, jemand anders, niemand anders die kräftigere Form erhalten; man sagt: wer anders sollte mir helfen? — das ist niemand anders gewesen als du — und die Schlußzeile einer bekannten Fabel: ja, Bauer, $Seite47$ das ist ganz was anders — ist durchaus nicht bloß wegen des Reims auf Alexanders so geschrieben. In allen diesen Verbindungen ist anders nicht etwa als Adverb aufzufassen, sondern es ist der Genitiv des geschlechtlosen Neutrums, das zur Bezeichnung beider Geschlechter dient, wie in jemand fremdes. Darnach kann nun auch kein Zweifel sein, wie diese Verbindungen dekliniert werden müssen. Der Volksmund hat das richtige, wenn er sagt: von wem anders soll ich mir denn helfen lassen? — ich bin mit niemand anders in Berührung gekommen. Mit niemand anderm ist falsch, freilich nicht viel falscher als: von was anderm, zu was besserm, zu nichts gutem, wo auch das abhängige Wort, das eigentlich im Genitiv stehen müßte, die Kasusbezeichnung übernommen hat, die in was und nichts nicht zum Ausdrucke kommt.
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