Wie zwei verschiedne Bilder, so werden oft auch zwei verschiedne Konstruktionen miteinander vermengt. Da wird z. B. die erste Person mit der dritten vermengt und geschrieben: die Verlobung unsrer Tochter (statt: $Seite 289$ ihrer Tochter!) beehren sich anzuzeigen — um Rückgabe der von mir (statt: von ihm!) entliehenen Biergläser bittet - meiner Mutter (statt: ihrer Mutter!) gewidmet von der Verfasserin. Oder es wird an hoffen ein Nebensatz angeschlossen, als ob wünschen vorherginge: ich hoffe sehr, daß ich das nie wieder erleben möge (erlebe!) — ich übergebe diese Arbeit der Öffentlichkeit in der Hoffnung, daß sie dazu beitragen möge (beitragen werde!) — er hoffe, daß andre Forscher glücklicher operieren möchten (würden!). Da wird weil geschrieben, wo es daß heißen muß: er hat seinen Namen davon, weil er die fürstliche Ehe war dem Volke besonders dadurch teuer, weil ihr eine reiche Zahl von Prinzen entsprossen war — oder wenn, wo es daß heißen muß: es wäre sehr zu wünschen, wenn (richtig: es wäre sehr erfreulich, wenn); dagegen daß, wo es als heißen muß: meinem Arbeitsfelde liegen diese Untersuchungen nur insoweit nahe, daß ich daraus belehrt worden bin usw. Oder es wird geschrieben: da manche Erörterung die Untersuchung eher erschwert, statt sie zu vereinfachen — wo entweder das eher wegfallen, oder fortgefahren werden muß: als daß sie sie vereinfachte.
Sehr häufig ist der garstige Fehler, daß man auf das Adverbium so einen Infinitiv mit um zu folgen läßt statt eines Folgesatzes mit daß, z. B.: Aristoteles sagt, daß eine Stadt so gebaut sein müsse, um die Menschen zugleich sicher und glücklich zu machen — behauptet jemand, daß der Zucker so belastet sei, um weitere Lasten nicht zu ertragen — die Ansicht, daß nur der Philolog in den Sinn eines Literaturwerkes so vollkommen eindringe, um ihm die gebührende Stelle in der Literatur eines Volkes anzuweisen — die Verhältnisse haben sich so weit geordnet, um der Nation eine andre Haltung zu ermöglichen — die Einsicht in das Wesen der Erziehung sollte doch so weit fortgeschritten sein, um erkennen zu lassen — wenn man nur so viel Freiheit des Geistes hat, um sich über die Macht der Gewohnheit emporzuschwingen — die Realien waren noch nicht so weit in sich gefestigt, um als Bildungsmittel Verwendung $Seite 290$ zu finden — so einfach sind denn doch diese Fragen nicht, um sie spielend mit einem Worte zu erledigen — die Herren sind nicht so dumm, um auf diesen Leim zu gehen. In einigen der angeführten Beispiele mag wohl das Bestreben, nicht zwei Nebensätze hintereinander - einen Objektsatz und einen Folgesatz — mit daß anzufangen (für manche Leute ein entsetzlicher Gedanke!), zu dem Fehler verleitet haben. Dem läßt sich aber doch viel besser dadurch aus dem Wege gehen, daß man den Objektsatz ohne daß bildet: behauptet jemand, der Zucker sei so belastet, daß er usw.
|