Matthias(1929) Formelhafte Wendungen ohne Artikel: Unterschied zwischen den Versionen
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|KapitelText=In einer andern Art der Allgemeinheit beharrt ein Begriff, wenn er in formelhaften Fügungen, besonders Umstandsangaben allgemeiner Bedeutung erscheint, mit wie ohne Verhältniswort. So zunächst besonders in genetivischen Angaben des Ortes, der Zeit und Art: ''schlimmstenfalls, höheren Orts, tags, nachts, morgens, Sommers'', wo wirklich kein Grund vorhanden ist, den angeblich vornehmeren Zug nach Vorsetzung von Geschlechts- und oft auch Verhältniswort zu fördern: ''des Nachts, am Morgen''. Selbst der Akkusativ erhält den Artikel nur, wenn er in einer bloß für den einzelnen Fall gültigen Weise steht, dagegen nicht, wenn gewohnheitsmäßig, formelhaft; ebenso wenig, wenn er nicht als Objekt, sondern als Zeitangabe zum Verbum tritt, ja häufig bleibt der Artikel selbst bei Anwendung der einmal geprägten Form auf den Einzelfall weg: ''achtgeben, achthaben, in acht nehmen, Feuer machen'' (d. h. ''frühmorgens zur gewöhnlichen Zeit; bei außergewöhnlicher Gelegenheit macht'' (auch ''facht'') ''man ein Feuer an'', z. B. bei der Kartoffelernte), ''Folge leisten, Karte''(''n'') ''geben'' oder ''spielen, Frieden schließen, Hand anlegen; Wort halten'' (aber auch ''sein Wort halten'', wie ''das'' oder ''sein Wort geben'', immer für eine bestimmte Verpflichtung), ''reinen Mund halten'' (aber in etwas eigentlicherer Bedeutung ''den Mund halten''); ''Atem holen'' und nur mit besonderer malender Wirkung bei einem neuen Dichter: ''er holte den Atem tief aus der Brust; Guten Abend'', auch wohl ''einen guten Abend'', nicht, wie eine Dichterin: ''den guten Abend bieten'', was französisch ist, wohl aber ''die Tageszeit'', d. h. den der vorliegenden Tageszeit entsprechenden Gruß bieten. | |KapitelText=In einer andern Art der Allgemeinheit beharrt ein Begriff, wenn er in formelhaften Fügungen, besonders Umstandsangaben allgemeiner Bedeutung erscheint, mit wie ohne Verhältniswort. So zunächst besonders in genetivischen Angaben des Ortes, der Zeit und Art: ''schlimmstenfalls, höheren Orts, tags, nachts, morgens, Sommers'', wo wirklich kein Grund vorhanden ist, den angeblich vornehmeren Zug nach Vorsetzung von Geschlechts- und oft auch Verhältniswort zu fördern: ''des Nachts, am Morgen''. Selbst der Akkusativ erhält den Artikel nur, wenn er in einer bloß für den einzelnen Fall gültigen Weise steht, dagegen nicht, wenn gewohnheitsmäßig, formelhaft; ebenso wenig, wenn er nicht als Objekt, sondern als Zeitangabe zum Verbum tritt, ja häufig bleibt der Artikel selbst bei Anwendung der einmal geprägten Form auf den Einzelfall weg: ''achtgeben, achthaben, in acht nehmen, Feuer machen'' (d. h. ''frühmorgens zur gewöhnlichen Zeit; bei außergewöhnlicher Gelegenheit macht'' (auch ''facht'') ''man ein Feuer an'', z. B. bei der Kartoffelernte), ''Folge leisten, Karte''(''n'') ''geben'' oder ''spielen, Frieden schließen, Hand anlegen; Wort halten'' (aber auch ''sein Wort halten'', wie ''das'' oder ''sein Wort geben'', immer für eine bestimmte Verpflichtung), ''reinen Mund halten'' (aber in etwas eigentlicherer Bedeutung ''den Mund halten''); ''Atem holen'' und nur mit besonderer malender Wirkung bei einem neuen Dichter: ''er holte den Atem tief aus der Brust; Guten Abend'', auch wohl ''einen guten Abend'', nicht, wie eine Dichterin: ''den guten Abend bieten'', was französisch ist, wohl aber ''die Tageszeit'', d. h. den der vorliegenden Tageszeit entsprechenden Gruß ''bieten''. | ||
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Aktuelle Version vom 27. März 2017, 17:19 Uhr
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Buch | Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs. |
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Seitenzahlen | 125 - 125 |
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Unsicherheit |
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In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle
Text |
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In einer andern Art der Allgemeinheit beharrt ein Begriff, wenn er in formelhaften Fügungen, besonders Umstandsangaben allgemeiner Bedeutung erscheint, mit wie ohne Verhältniswort. So zunächst besonders in genetivischen Angaben des Ortes, der Zeit und Art: schlimmstenfalls, höheren Orts, tags, nachts, morgens, Sommers, wo wirklich kein Grund vorhanden ist, den angeblich vornehmeren Zug nach Vorsetzung von Geschlechts- und oft auch Verhältniswort zu fördern: des Nachts, am Morgen. Selbst der Akkusativ erhält den Artikel nur, wenn er in einer bloß für den einzelnen Fall gültigen Weise steht, dagegen nicht, wenn gewohnheitsmäßig, formelhaft; ebenso wenig, wenn er nicht als Objekt, sondern als Zeitangabe zum Verbum tritt, ja häufig bleibt der Artikel selbst bei Anwendung der einmal geprägten Form auf den Einzelfall weg: achtgeben, achthaben, in acht nehmen, Feuer machen (d. h. frühmorgens zur gewöhnlichen Zeit; bei außergewöhnlicher Gelegenheit macht (auch facht) man ein Feuer an, z. B. bei der Kartoffelernte), Folge leisten, Karte(n) geben oder spielen, Frieden schließen, Hand anlegen; Wort halten (aber auch sein Wort halten, wie das oder sein Wort geben, immer für eine bestimmte Verpflichtung), reinen Mund halten (aber in etwas eigentlicherer Bedeutung den Mund halten); Atem holen und nur mit besonderer malender Wirkung bei einem neuen Dichter: er holte den Atem tief aus der Brust; Guten Abend, auch wohl einen guten Abend, nicht, wie eine Dichterin: den guten Abend bieten, was französisch ist, wohl aber die Tageszeit, d. h. den der vorliegenden Tageszeit entsprechenden Gruß bieten. |
Zweifelsfall | |
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Beispiel | |
Bezugsinstanz | Literatursprache, neu, Literatursprache |
Bewertung |
angeblich vornehmeren Zug, auch wohl, französisch, Frequenz/häufig, mit besonders malender Wirkung, nicht, wirklich kein Grund vorhanden, wohl aber |
Intertextueller Bezug |