Matthias(1929) Ansichtig eine oder einer Sache u ä: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Zweidat
Wechseln zu: Navigation, Suche
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
Zeile 6: Zeile 6:
|LetzteSeite=178
|LetzteSeite=178
|KapitelNummer=2350
|KapitelNummer=2350
|WorkflowStatus=überarbeitet
|WorkflowStatus=gegengeprüft
|KapitelText=Nach einer Reihe der Ergänzung bedürftiger (sog. relativer) Eigenschaftswörter wie: ''ansichtig, habhaft, gewahr, satt, überdrüssig, zufrieden'' stand ehedem durchaus der 2. Fall, und erst später ist infolge eines Irrtums des Sprachgefühls auch ein 4. Fall neben sie getreten. In so häufigen Wendungen wie ''es zufrieden sein, es satt haben'' ward nämlich dieses ''es'', ursprünglich ein genetivisches ''es'', als 4. Fall(es) angesehen, und so wurden diesen Wörtern dann nach dem Muster dieses vermeintlichen pronominalen Akkusativs auch substantivische beigesellt. So sagt man z. B.: ''Man suchte gewisse Wiener Trinkgläser habhaft zu werden'' neben dem ursprünglich richtigeren: ''Da bin ich deiner endlich habhaft geworden''. Ebenso wie: ''Ich bin es'' (das) ''zufrieden'', ist jetzt Rückerts Satz möglich: ''Ich bin die Probe zufrieden geworden''; ebenso: ''Er war das überdrüssig''; ''die Krimskramsbücher war er leid'' (Castelli). Wen der 4. Fall hier noch hart ankommt, der soll ja den 2. Fall setzen, wo er möglich ist, oder auch eine präpositionale Wendung wie: ''zufrieden mit etwas''. Selbst in einer so kühnen Verbindung wie: ''Um Hilfe wende ich mich nur ans ausbündig Schöne und ans alles Überwindsame'' (Siegfr. Friedmann) liegt vielleicht unbewußte Erinnerung an den Genetiv alles vor.
|KapitelText=Nach einer Reihe der Ergänzung bedürftiger (sog. relativer) Eigenschaftswörter wie: ''ansichtig, habhaft, gewahr, satt, überdrüssig, zufrieden'' stand ehedem durchaus der 2. Fall, und erst später ist infolge eines Irrtums des Sprachgefühls auch ein 4. Fall neben sie getreten. In so häufigen Wendungen wie ''es zufrieden sein, es satt haben'' ward nämlich dieses ''es'', ursprünglich ein genetivisches ''es'', als 4. Fall(es) angesehen, und so wurden diesen Wörtern dann nach dem Muster dieses vermeintlichen pronominalen Akkusativs auch substantivische beigesellt. So sagt man z. B.: ''Man suchte gewisse Wiener Trinkgläser habhaft zu werden'' neben dem ursprünglich richtigeren: ''Da bin ich deiner endlich habhaft geworden''. Ebenso wie: ''Ich bin es'' (das) ''zufrieden'', ist jetzt Rückerts Satz möglich: ''Ich bin die Probe zufrieden geworden''; ebenso: ''Er war das überdrüssig''; ''die Krimskramsbücher war er leid'' (Castelli). Wen der 4. Fall hier noch hart ankommt, der soll ja den 2. Fall setzen, wo er möglich ist, oder auch eine präpositionale Wendung wie: ''zufrieden mit etwas''. Selbst in einer so kühnen Verbindung wie: ''Um Hilfe wende ich mich nur ans ausbündig Schöne und ans alles Überwindsame'' (Siegfr. Friedmann) liegt vielleicht unbewußte Erinnerung an den Genetiv alles vor.
}}
}}

Aktuelle Version vom 3. Mai 2017, 10:40 Uhr

Buch Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs.
Seitenzahlen 178 - 178

Nur für eingeloggte User:

Unsicherheit

In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle

Behandelter Zweifelfall:

Adjektiv: Valenz

Genannte Bezugsinstanzen: Rückert - Friedrich, Castelli - Ignaz Franz, Friedmann - Siegfried, Gegenwärtig, Ursprünglich, Alt, Sprachverlauf, Redewendung/Sprichwort
Text

Nach einer Reihe der Ergänzung bedürftiger (sog. relativer) Eigenschaftswörter wie: ansichtig, habhaft, gewahr, satt, überdrüssig, zufrieden stand ehedem durchaus der 2. Fall, und erst später ist infolge eines Irrtums des Sprachgefühls auch ein 4. Fall neben sie getreten. In so häufigen Wendungen wie es zufrieden sein, es satt haben ward nämlich dieses es, ursprünglich ein genetivisches es, als 4. Fall(es) angesehen, und so wurden diesen Wörtern dann nach dem Muster dieses vermeintlichen pronominalen Akkusativs auch substantivische beigesellt. So sagt man z. B.: Man suchte gewisse Wiener Trinkgläser habhaft zu werden neben dem ursprünglich richtigeren: Da bin ich deiner endlich habhaft geworden. Ebenso wie: Ich bin es (das) zufrieden, ist jetzt Rückerts Satz möglich: Ich bin die Probe zufrieden geworden; ebenso: Er war das überdrüssig; die Krimskramsbücher war er leid (Castelli). Wen der 4. Fall hier noch hart ankommt, der soll ja den 2. Fall setzen, wo er möglich ist, oder auch eine präpositionale Wendung wie: zufrieden mit etwas. Selbst in einer so kühnen Verbindung wie: Um Hilfe wende ich mich nur ans ausbündig Schöne und ans alles Überwindsame (Siegfr. Friedmann) liegt vielleicht unbewußte Erinnerung an den Genetiv alles vor.

Scan
Matthias(1929) 178-178.pdf


Zweifelsfall

Adjektiv: Valenz

Beispiel
Bezugsinstanz Castelli - Ignaz Franz, alt, gegenwärtig, Rückert - Friedrich, Friedmann - Siegfried, Sprachverlauf, ursprünglich, Redewendung/Sprichwort
Bewertung

Frequenz/häufigen, hart, infolge eines Irrtums des Sprachgefühls, kühnen, möglich, möglich, richtigeren

Intertextueller Bezug