Matthias(1929) Ansichtig eine oder einer Sache u ä: Unterschied zwischen den Versionen
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|KapitelText=Nach einer Reihe der Ergänzung bedürftiger (sog. relativer) Eigenschaftswörter wie: ''ansichtig, habhaft, gewahr, satt, überdrüssig, zufrieden'' stand ehedem durchaus der 2. Fall, und erst später ist infolge eines Irrtums des Sprachgefühls auch ein 4. Fall neben sie getreten. In so häufigen Wendungen wie ''es zufrieden sein, es satt haben'' ward nämlich dieses ''es'', ursprünglich ein genetivisches ''es'', als 4. Fall(es) angesehen, und so wurden diesen Wörtern dann nach dem Muster dieses vermeintlichen pronominalen Akkusativs auch substantivische beigesellt. So sagt man z. B.: ''Man suchte gewisse Wiener Trinkgläser habhaft zu werden'' neben dem ursprünglich richtigeren: ''Da bin ich deiner endlich habhaft geworden''. Ebenso wie: ''Ich bin es'' (das) ''zufrieden'', ist jetzt Rückerts Satz möglich: ''Ich bin die Probe zufrieden geworden''; ebenso: ''Er war das überdrüssig''; ''die Krimskramsbücher war er leid'' (Castelli). Wen der 4. Fall hier noch hart ankommt, der soll ja den 2. Fall setzen, wo er möglich ist, oder auch eine präpositionale Wendung wie: ''zufrieden mit etwas''. Selbst in einer so kühnen Verbindung wie: ''Um Hilfe wende ich mich nur ans ausbündig Schöne und ans alles Überwindsame'' (Siegfr. Friedmann) liegt vielleicht unbewußte Erinnerung an den Genetiv alles vor. | |KapitelText=Nach einer Reihe der Ergänzung bedürftiger (sog. relativer) Eigenschaftswörter wie: ''ansichtig, habhaft, gewahr, satt, überdrüssig, zufrieden'' stand ehedem durchaus der 2. Fall, und erst später ist infolge eines Irrtums des Sprachgefühls auch ein 4. Fall neben sie getreten. In so häufigen Wendungen wie ''es zufrieden sein, es satt haben'' ward nämlich dieses ''es'', ursprünglich ein genetivisches ''es'', als 4. Fall(es) angesehen, und so wurden diesen Wörtern dann nach dem Muster dieses vermeintlichen pronominalen Akkusativs auch substantivische beigesellt. So sagt man z. B.: ''Man suchte gewisse Wiener Trinkgläser habhaft zu werden'' neben dem ursprünglich richtigeren: ''Da bin ich deiner endlich habhaft geworden''. Ebenso wie: ''Ich bin es'' (das) ''zufrieden'', ist jetzt Rückerts Satz möglich: ''Ich bin die Probe zufrieden geworden''; ebenso: ''Er war das überdrüssig''; ''die Krimskramsbücher war er leid'' (Castelli). Wen der 4. Fall hier noch hart ankommt, der soll ja den 2. Fall setzen, wo er möglich ist, oder auch eine präpositionale Wendung wie: ''zufrieden mit etwas''. Selbst in einer so kühnen Verbindung wie: ''Um Hilfe wende ich mich nur ans ausbündig Schöne und ans alles Überwindsame'' (Siegfr. Friedmann) liegt vielleicht unbewußte Erinnerung an den Genetiv alles vor. | ||
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Aktuelle Version vom 3. Mai 2017, 10:40 Uhr
Buch | Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs. |
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Seitenzahlen | 178 - 178 |
Nur für eingeloggte User:
Unsicherheit |
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In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle
Behandelter Zweifelfall: | |
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Genannte Bezugsinstanzen: | Rückert - Friedrich, Castelli - Ignaz Franz, Friedmann - Siegfried, Gegenwärtig, Ursprünglich, Alt, Sprachverlauf, Redewendung/Sprichwort |
Text |
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Nach einer Reihe der Ergänzung bedürftiger (sog. relativer) Eigenschaftswörter wie: ansichtig, habhaft, gewahr, satt, überdrüssig, zufrieden stand ehedem durchaus der 2. Fall, und erst später ist infolge eines Irrtums des Sprachgefühls auch ein 4. Fall neben sie getreten. In so häufigen Wendungen wie es zufrieden sein, es satt haben ward nämlich dieses es, ursprünglich ein genetivisches es, als 4. Fall(es) angesehen, und so wurden diesen Wörtern dann nach dem Muster dieses vermeintlichen pronominalen Akkusativs auch substantivische beigesellt. So sagt man z. B.: Man suchte gewisse Wiener Trinkgläser habhaft zu werden neben dem ursprünglich richtigeren: Da bin ich deiner endlich habhaft geworden. Ebenso wie: Ich bin es (das) zufrieden, ist jetzt Rückerts Satz möglich: Ich bin die Probe zufrieden geworden; ebenso: Er war das überdrüssig; die Krimskramsbücher war er leid (Castelli). Wen der 4. Fall hier noch hart ankommt, der soll ja den 2. Fall setzen, wo er möglich ist, oder auch eine präpositionale Wendung wie: zufrieden mit etwas. Selbst in einer so kühnen Verbindung wie: Um Hilfe wende ich mich nur ans ausbündig Schöne und ans alles Überwindsame (Siegfr. Friedmann) liegt vielleicht unbewußte Erinnerung an den Genetiv alles vor. |
Zweifelsfall | |
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Beispiel | |
Bezugsinstanz | Castelli - Ignaz Franz, alt, gegenwärtig, Rückert - Friedrich, Friedmann - Siegfried, Sprachverlauf, ursprünglich, Redewendung/Sprichwort |
Bewertung |
Frequenz/häufigen, hart, infolge eines Irrtums des Sprachgefühls, kühnen, möglich, möglich, richtigeren |
Intertextueller Bezug |