Matthias(1929) Wortzusammensetzung (Einleitung): Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 17. Oktober 2016, 16:24 Uhr
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Buch | Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs. |
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Seitenzahlen | 15 - 16 |
Nur für eingeloggte User:
Unsicherheit |
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In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle
Behandelter Zweifelfall: | |
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Genannte Bezugsinstanzen: | Gegenwärtig, Ursprünglich, Alt, Neu |
Text |
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§ 18. Die zweite Art, auf die jetzt hauptsächlich Wörter entstehen, ist die Zusammensetzung, d. h. die Art der Wortbildung, in der sich mehrere einzeln völlig verständliche selbständige Sprachgebilde, Wörter oder Stämme, zu einem neuen Worte vereinigen: Seebad: daß das Mäd-chen nicht zu lange seebadet! Recht schwierig ist hier besonders für zu-sammengesetzte Haupt- und Eigenschaftswörter die Frage zu beantworten, wann und wie die Stelle kenntlich zu machen sei, an der die beiden Teile der Zusammensetzungen, das vorangehende Bestimmungs- und das nach-folgende Grundwort, zusammengeschweißt werden. Vor allem gilt es dabei, $Seite 16$ die eigentliche und die uneigentliche Zusammensetzung auseinanderzuhalten. Die ältere ist die eigentliche Zusammensetzung; sie ist inniger und schafft eine unbestimmtere allgemeinere Bedeutung; auch kann sie gewöhnlich nicht durch ein Hauptwort mit Genetiv, sondern nur durch einen längeren Aus-druck aufgelöst werden, wie z. B. Lindenbaum eine Baumart ist, die Linde heißt. In dieser eigentlichen Zusammensetzung tritt das Bestimmungswort ohne jede Fall, Zahl oder Person bezeichnende Endung vor das Grund-wort. Die uneigentliche Zusammensetzung läuft ganz anders immer auf eine syntaktische und zwar meist eine genetivische Verbindung hinaus, und dementsprechend ist das Bestimmungswort hier ebenso gut ein Genetiv in der Einzahl wie in der Mehrzahl: Königsthron, Ärztetag. Verschiedenes hat dazu beigetragen, daß die zweite, jüngere Art immer mehr Gebiet ge-wonnen hat, auch solches, das zu Recht der anderen gehört; es beruht das darauf, daß die einst ganz seltene uneigentliche Zusammensetzung über-haupt fast an Stelle jeder möglichen Genetiv- oder ähnlichen Verbindung getreten ist. Das schon hierdurch gewonnene Übergewicht wird aber noch dadurch verstärkt, daß auch in zahlreichen eigentlichen Zusammensetzungen uneigentliche gesehen werden, weil die auf ursprünglich schwacher Deklina-tion des Bestimmungswortes oder bloßer Angleichung an diese beruhende n-Form oder die wegen eines ursprünglichen i im Stammauslaut einge-tretene umgelautete Form des Bestimmungswortes fälschlich teils gene-tivisch, teils und meist pluralisch aufgefaßt worden ist (Fahnenträger, Tan-nenbaum, Gänsebrust). Es ist also schließlich nur natürlich, wenn diese Be-wegung sich mit jetzt vordringenden Formen fortsetzt, wie deutsche Banken-gruppe, Speisenkarte, Äpfelwein, -baum, Gefangenentransport, -wächter, so übel das doppelte -enen klingt, Vögeleier, Bäumegruppen, Städte(!)an-lagen des Altertums, die Burg(!)anlagen gewesen sein sollen. Trotzdem soll sich der Einsichtige von dem Irrtum freihalten, auf dem alle diese jüngeren unnötigen Formen beruhen, daß nämlich das Bestimmungswort eine Mehr-zahl sein müsse, sobald sachlich an eine Mehrheit des bestimmenden Begriffs gedacht werden kann. Nur bei Zusammensetzungen mit Eigenschafts- und Mittelwörtern herrscht die Mehrzahlform heut: Krankenhaus, Abgeord-netenhaus. |