Matthias(1929) Bildung der Wörter auf -isch: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 13. Oktober 2016, 09:31 Uhr

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Buch Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs.
Seitenzahlen 9 - 10

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Unsicherheit

In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle

Behandelter Zweifelfall:

Wortbildung: Suffigierung mit -(i)sch

Genannte Bezugsinstanzen: Alt
Text

§ 10. Bildung der Wörter auf -isch. An die Adjektive auf -isch heftet sich der Fluch einer zweifachen übertriebenen Peinlichkeit. Die eine äußert sich darin, daß die zu sch zusammengeschrumpfte Silbe isch nicht ohne Apostroph angehängt wird, und zwar selbst nach auslautendem e des Substantivs, das nach der Regel von vokalisch anlautenden Endsilben ver-schlungen wird. Als ob man Goethisch, Fichtisch, Schillerisch, unterel-bisch u. ä. und die bequemeren Formen wie Wagnersch, Breitingersch nicht verstünde und erst durch falsche Formen wie Fichte'isch, unterelbe'sche über ein Rätsel aufgeklärt werden müßte! Nur wenn es gilt, Ableitungen von ähnlichen Namen mit und ohne e zu Scheiden, steht für diese -isch oder deutlicher 'sch, für jene sch (ohne Apostroph!) zur Verfügung. Vgl. Schulzisch oder Schulz'sch von Schulz und Schulzesch von Schulze, ebenso das Reich'sche oder Reichische und das Reichesche Grundstück. Sonst ist -isch durchaus am Platze in altüberlieferten Bildungen, namentlich in Ableitungen von Namen auf Zischlaut und von Ortsnamen sowie bei prä­dikativem Gebrauch; dagegen ist bloßes sch (ohne ') üblich bei Namen mit unbetonter letzter Silbe. Vgl.: Vossische Zeitung, Vergilisch, Horazisch, Leibnizisch. Der Ausdruck ist echt Goethisch. — rheinisch, Berlinisch, $Seite 10$ 2) Substantivierte Adjektive im Neutrum. Die letztere Ausdrucks-Weise ist umso angemessener, je mehr der zu bezeichnende Zustand ein solcher ist, der nicht ganz gewöhnlich und deshalb schwer unter einen alten, festgeprägten Begriff zu fassen ist. Geradezu falsch ist es, Hauptwörter auf -heit, die nur von Haupt- und Eigenschaftswörtern gebildet werden (Mensch-, Christen-, Schönheit), auch von jedem beliebigen Mittelwort abzuleiten, während sie doch von dieser Verbalform nur dann möglich sind, wenn diese durchaus adjektivische Bedeutung angenommen hat. Trotz Verdrossenheit, Besonnenheit, Gelassenheit, Ergebenheit u. ä. ist also schon Zuvor-kommen(d)heit (statt Höflichkeit oder Entgegenkommen), Gepflogenheit (statt Gewohnheit) nicht sonderlich schön; aber gar unerträglich sind z. B. (Un)begründetheit, Bedeuten(d)heit, Treffendheit, Unterrichtet-, Geord¬net-, Geglättet-, Angetrunken-, Angeraucht-, Unbeachtet-, Ausgebreitet-heit, gar auch Übertriebenheiten, für die teils einfachere Worte vorhan¬denen find, teils Sätze am Platze wären.$Seite 10$ aber: ein Lenausches Gedicht, Vegasche Logarithmen. Die andere Art übertriebener Gewissenhaftigkeit hat die Unsitte gezeitigt, nicht von einer Graf, sondern Gräflich Salmschen Brauerei, nicht von einer Fürst, sondern Fürstlich Rohanschen Jägerei zu reden, als ob jene von einer fürstlichen, diese von einer gräflichen unterschieden werden sollte. Daß auch der Titel ins Eigenschaftswort kommt, ist nämlich nur nötig, wenn dieses statt eines landesherrlichen Titels mitsamt dem durch von angefügten Orts- oder Landesnamen eintreten soll: Herzoglich Anhaltischer Oberförster, Kö¬niglich Preußische Regierung.

Scan
Matthias(1929) 009-010.pdf


Zweifelsfall

Wortbildung: Suffigierung mit -(i)sch

Beispiel
Bezugsinstanz Alt
Bewertung
Intertextueller Bezug