Matthias(1929) Es war (ist) im August daß: Unterschied zwischen den Versionen
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|KapitelText=Am häufigsten von allen Gallizismen ist endlich wohl die buchstäbliche Nachäffung der Formel ''c’est — que''. Zwischen deren Teile schiebt der Franzose den hervorzuhebenden Teil eines Satzes ein, und zwar gleich in dem von diesem geforderten Abhängigkeitsverhältnisse, ohne auf dieses in dem Satze mit ''que'' noch einmal Rücksicht zu nehmen. Vom Standpunkte seiner Sprache aus mit Recht, insofern ''que'' hier gar nicht ''daß'' bedeutet, sondern eine Relativpartikel ist, die die Fähigkeit hat, jeden vorausgehenden Begriff aufzunehmen. Das ''daß'' in solchen französelnden Wendungen ist also eigentlich das Dümmste, was man sich denken kann; und wenn ein Übersetzer einen Satz Dumas’ so wiedergibt: ''Es war nicht ohne lebhafte Genugtuung, daß er seinen Geburtsort wiedersah'', so ist das wie alle die vielen ähnlichen Formeln beim Jungen Deutschland wie bei dem „vor und nach der Wende des Jahrhunderts“ durchaus keine Nachahmung im Geiste. Als Nachäffung erweist es sich am deutlichsten durch die ganz undeutsche Gleichgültigkeit gegen die Zeitverhältnisse, wenn z. B. F. Lewald schreibt: ''Es ist bei dieser Gelegenheit, daß jenes Bekenntnis zustande kam.'' | |KapitelText=Am häufigsten von allen Gallizismen ist endlich wohl die buchstäbliche Nachäffung der Formel ''c’est — que''. Zwischen deren Teile schiebt der Franzose den hervorzuhebenden Teil eines Satzes ein, und zwar gleich in dem von diesem geforderten Abhängigkeitsverhältnisse, ohne auf dieses in dem Satze mit ''que'' noch einmal Rücksicht zu nehmen. Vom Standpunkte seiner Sprache aus mit Recht, insofern ''que'' hier gar nicht ''daß'' bedeutet, sondern eine Relativpartikel ist, die die Fähigkeit hat, jeden vorausgehenden Begriff aufzunehmen. Das ''daß'' in solchen französelnden Wendungen ist also eigentlich das Dümmste, was man sich denken kann; und wenn ein Übersetzer einen Satz Dumas’ so wiedergibt: ''Es war nicht ohne lebhafte Genugtuung, daß er seinen Geburtsort wiedersah'', so ist das wie alle die vielen ähnlichen Formeln beim Jungen Deutschland wie bei dem „vor und nach der Wende des Jahrhunderts“ durchaus keine Nachahmung im Geiste. Als Nachäffung erweist es sich am deutlichsten durch die ganz undeutsche Gleichgültigkeit gegen die Zeitverhältnisse, wenn z. B. F. Lewald schreibt: ''Es ist bei dieser Gelegenheit, daß jenes Bekenntnis zustande kam.'' | ||
Aktuelle Version vom 15. November 2017, 14:53 Uhr
Buch | Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs. |
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Seitenzahlen | 427 - 427 |
Nur für eingeloggte User:
Unsicherheit |
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In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle
Behandelter Zweifelfall: | |
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Genannte Bezugsinstanzen: | 20. Jahrhundert, Übersetzer, Lewald - Fanny, 19. Jahrhundert, Literatursprache |
Text |
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Am häufigsten von allen Gallizismen ist endlich wohl die buchstäbliche Nachäffung der Formel c’est — que. Zwischen deren Teile schiebt der Franzose den hervorzuhebenden Teil eines Satzes ein, und zwar gleich in dem von diesem geforderten Abhängigkeitsverhältnisse, ohne auf dieses in dem Satze mit que noch einmal Rücksicht zu nehmen. Vom Standpunkte seiner Sprache aus mit Recht, insofern que hier gar nicht daß bedeutet, sondern eine Relativpartikel ist, die die Fähigkeit hat, jeden vorausgehenden Begriff aufzunehmen. Das daß in solchen französelnden Wendungen ist also eigentlich das Dümmste, was man sich denken kann; und wenn ein Übersetzer einen Satz Dumas’ so wiedergibt: Es war nicht ohne lebhafte Genugtuung, daß er seinen Geburtsort wiedersah, so ist das wie alle die vielen ähnlichen Formeln beim Jungen Deutschland wie bei dem „vor und nach der Wende des Jahrhunderts“ durchaus keine Nachahmung im Geiste. Als Nachäffung erweist es sich am deutlichsten durch die ganz undeutsche Gleichgültigkeit gegen die Zeitverhältnisse, wenn z. B. F. Lewald schreibt: Es ist bei dieser Gelegenheit, daß jenes Bekenntnis zustande kam. 3. Dazu nimmt man abgesehn von dem berechtigten Spotte der Franzosen, daß die Deutschen unverdaute Brocken ihrer Sprache verschlucken, auch noch einen dreifachen Schaden in Kauf, den die Formel an echt deutschem Sprachgute anzurichten droht. |
Zweifelsfall | |
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Beispiel | |
Bezugsinstanz | Lewald - Fanny, Literatursprache, Übersetzer, 20. Jahrhundert, 19. Jahrhundert |
Bewertung |
als Nachäffung erweist es sich, buchstäbliche Nachäffung, eigentlich das Dümmste, was man sich denken kann, französelnden Wendungen, Frequenz/vielen ähnlichen Formeln, undeutsche Gleichgültigkeit gegen die Zeitverhältnisse |
Intertextueller Bezug |