Konjunktiv im Volksmunde

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Buch Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs.
Seitenzahlen 362 - 362

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Unsicherheit

In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle

Behandelter Zweifelfall:

Konjunktiv oder Indikativ

Genannte Bezugsinstanzen: Grimm - Jacob, Mitteldeutsch, Gesprochene Sprache, Grimm - Wilhelm, Volk
Text

Der gewöhnliche Mann in Mitteldeutschland setzt, wo er in Mitteilungen über vergangene Erlebnisse nach seinem Sprachgefühl überhaupt noch den Konjunktiv zu benötigen glaubt, fast durchgehend noch die Konjunktive der Präterita: Mein Freund klagte mir, daß er die Stelle nicht bekommen hätte, worauf ich ihm entgegnete, da sie wenig einbrächte und mit vieler Mühe verbunden wäre, müßte er sich zu trösten wissen. Ebendaher rühren denn auch die Formen hätte und wäre, die inmitten sonst ganz anderer Konjunktive der abhängigen Rede (vgl. § 361 ff.) noch vielfach erscheinen. Denselben Stand weist die naive Erzählung, zumal der dem Volksmunde abgelauschte Ton der Grimmschen Märchen auf. Wie in dem Satze: Die sagten, sie sollte ihnen ihr Rätsel vorlegen; es wären die rechten Leute gekommen, die hätten einen so feinen Verstand, daß man ihn wohl in eine Nadel fädeln könnte, sind dort die Zeiten des Konjunktivs hundert- und tausendmal gebraucht. Ebenso regelmäßig ist dort in den freilich seltneren Fällen, wo im Hauptsatze die Gegenwart steht, gewöhnlich die präsentische Form des Konjunktivs gewahrt: Es wird auch erzählt, daß, als Rotkäppchen der alten Großmutter wieder Gebacknes brachte, ein andrer Wolf ihm zugesprochen und es vom Wege habe ableiten wollen.

Scan
Matthias(1929) 362-362.pdf


Zweifelsfall

Konjunktiv oder Indikativ

Beispiel
Bezugsinstanz Volk, mitteldeutsch, Grimm - Jacob, Grimm - Wilhelm, gesprochene Sprache, Volk
Bewertung

Frequenz/gewöhnlich, Frequenz/hundert- und tausendmal, Frequenz/regelmäßig, Frequenz/seltneren Fällen, Frequenz/vielfach erscheinen, nach seinem Sprachgefühl überhaupt noch zu benötigen glaubt

Intertextueller Bezug