(Eben)so gut wie oder auch als
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Buch | Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs. |
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Seitenzahlen | 285 - 286 |
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Unsicherheit |
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In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle
Behandelter Zweifelfall: | |
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Genannte Bezugsinstanzen: | Ebner-Eschenbach - Marie von, Alt, Norddeutsch, Sprache der Politik |
Behandelter Zweifelfall: | |
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Genannte Bezugsinstanzen: | Giesebrecht - Ludwig, Alt, Norddeutsch, Sprache der Politik |
Text |
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Der einzige Punkt, auf welchem die Entscheidung zwischen wie und als noch nicht gefallen ist, sondern beide noch gleichberechtigt nebeneinanderstehn, ist nach (eben)so + Adjektiv, unzweifelhaft, weil hier das ältere als eine festere Stütze in dem so, vielleicht auch im entsprechenden lateinischen tam — quam hat. Es $Seite 286$ heißt also gleich gut: (eben)so gut, - schön, - unrecht als und wie. Hier mag sich getrost Norddeutschland, an dessen Reichstagsrednern denn auch der fast ausschließliche Gebrauch von ebenso — wie beobachtet worden ist, dafür entschädigen, daß es im übrigen auf das bequeme wie verzichten soll. Denn sobald sich unter seinem Drucke wie auch hier durchsetzt//1 Aber voraus eilte dieser Entwicklung Freyer im Jahresberichte der Realschule zu Löbau i. Sachs. 1891 (Nr. 566), wenn er gar schon ausschließlich wie verlangte und an einem Schulbuche Ausdrücke wie: soviel, so wenig, so ausführlich, als — tadelte. Immerhin schrieb auch die Ebner-Eschenbach schon: sowohl — wie, ebenso furchtbar wie!//, ist die sonst bereits eingetretene Scheidung vollständig durchgeführt, daß als nur Eigenschaften vergleicht, welche auf verschiedenen Stufen, wie solche, welche auf gleicher Stufe liegen//2 Dieser so einfachen Unterscheidung, die im wesentlichen schon Lyon in Beckers deutschem Stil vorgetragen hat, und zwar in Übereinstimmung mit der reichen Beispielsammlung im Grimmschen W B. 1, 248 ff., wird eine in der geschichtlichen Entwicklung nicht begründete, logisch ausgetüftelte Lehre entgegengestellt, daß wie als ein rein qualitativer Begriff in Vergleichen nach der Beschaffenheit und Art stehe, als dagegen als ein rein quantitativer in Vergleichen nach Grad und Maß, also auch nach so + Adjektiv. Das Grundlose der Unterscheidung des quantitativen als und des qualitativen wie bestätigen diese Grammatiker eigentlich selbst, indem sie nach anders, entgegengesetzt, umgekehrt ein als verlangen. Denn der Satz: Dein Flügel klingt anders als meiner, enthält sogut wie der andre: Jeder Flügel klingt anders lediglich eine Aussage über die Art des Klanges und nicht das geringste von einer Grad- und Maßangabe. Ist es nicht ebenso mit dem Satze: In der Geschichte soll von nun an der Bericht über die Ereignisse in umgekehrter Reihenfolge gegeben werden, als die Ereignisse sellbst einander gefolgt sind? Wie kommt es ferner, daß dann die Sprache so eigensinnig gewesen ist und als Bindewörter fast nur sowohl — als auch kennt, da doch in Sätzen wie: Sowohl dem gegenwärtigen als auch dem vergangenen Jahrhunderte verdanken wir große Fortschritte in Kunst und Wissenschaft, eher ein bloßer Vergleich als eine Angabe des Maßes und Grades empfunden wird? Endlich sollte es die Verfechter der Lehre vom quantitativen als und qualitativen wie doch stutzig machen, daß sie nach ihr bisweilen untereinander selbst in Widerspruch geraten. Der eine findet z. B. in dem Satze Giesebrechts: Viel mochte dazu beitragen, daß ihnen die Gunst des Hofes nicht mehr in gleicher Weise zugewendet war wie früher, dieses wie richtig, der andere hat dafür als verlangt, nach dem Urteil des ersten „vermöge eines kaum erklärlichen Mißgriffes"; vielmehr aber darum, daß er, und der Bedeutung nach ganz richtig, in gleicher Weise als gleichbedeutend mit: in so großem Umfange, also als Gradbestimmung auffaßte. Drum hinweg mit einer Regel, welche geschichtlich nicht erweisbar ist und in der Anwendung und Beurteilung irreleiten kann!//. |
Zweifelsfall | |
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Beispiel | |
Bezugsinstanz | Alt, Norddeutsch, Sprache der Politik, Giesebrecht - Ludwig |
Bewertung |
beide noch gleichberechtigt nebeneinanderstehn, Es heißt also gleich gut |
Intertextueller Bezug |
Zweifelsfall | |
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Beispiel | |
Bezugsinstanz | Ebner-Eschenbach - Marie von, Norddeutsch, Sprache der Politik, Alt |
Bewertung |
der Bedeutung nach ganz richtig, bequeme, Frequenz/fast ausschließliche Gebrauch |
Intertextueller Bezug | Freyer: Jahresberichte der Realschule zu Löbau i. Sachs. 1891 (Nr. 566), Lyon: in Beckers deutschem Stil, Grimmschen W B. 1, 248 ff. |