Die beiden Wörtchen außer und statt sind zugleich Verhältnis- und Bindewörter. Abgesehen von der bekannten Verbindung außer Landes und von der Verwendung neben den Verben setzen und stellen in übertragenem Sinne, wie außer Stand -, Tätigkeit setzen, außer allen Zweifel oder Streit setzen oder stellen, außer dem Zusammenhang gesetzt hat außer als Verhältniswort durchaus den Dativ bei sich, mag es nun räumlich oder zur Bezeichnung eines Zustandes gebraucht sein oder soviel bedeuten wie: ausgenommen, noch dazu, darüber hinaus: außer Bett(e) sein, außerstande; Außer hohem Lohne wird auch gute Behandlung zugesichert. Am häufigsten kommt ein Verstoß vor in der 1. und 2. Person der Einzahl von Verben wie: außer sich sein, ... geraten, jemand außer sich bringen, bei denen man in den unveränderten Formen sich, uns und euch den dem Akkusative gleichen Dativ nicht mehr scharf empfindet und so auch von ich und du, deren Akkusativ und Dativ noch scharf geschieden sind, fälschlich den Akkusativ setzt: Er bringt mich außer mich (statt mir). Hüte dich, je außer dich (statt dir) zu kommen! Gleich entschieden verlangt anstatt oder statt als Verhältniswort den Genetiv: das Bethaus ist eine Kirche statt der beabsichtigten Kapelle geworden. Er will dem Buchhändler das Werk anstatt deiner (meiner, euer) abnehmen. — Wenn die beiden Wörter Konjunktionen sind, außer in der Bedeutung nur, ausgenommen, darüber hinaus, wird auch die Fügung der durch ihr Vortreten als ausgenommen oder hinzukommend und vertreten bezeichneten Personen oder Gegenstände durch die Fügung des ganzen Satzes mitbestimmt; d. h. diese treten in das nämliche Abhängigkeitsverhältnis wie die Wörter, zu denen sie in Beziehung stehen (ihre Beziehungswörter). Außer und (an)statt werden aber am besten immer dann als Bindewörter gebraucht, wenn ihre Beziehungs-, also auch die von außen und anstatt abhängigen Wörter schon von einer anderen Präposition abhängen, anstatt auch, wenn sie im Dativ stehen: statt dem Auskunft Suchenden hat der Vertreter diese dem Kaufmanne N. selbst zugeschickt, über den sie eingeholt wurde. — Homer würde selbst die Gemälde ebenso ausgeführt haben, wenn er anstatt mit Worten mit dem Pinsel gemalt hätte. Wer fühlte diesem Les- $Seite 148$ singschen Satze gegenüber nicht der folgenden Übersetzung eines Taciteischen eine gewisse Gewaltsamkeit an? Alle ihre Stärke beruht auf dem Fußvolke, das sie außer Waffen noch mit Eisengeräten und Mundvorrat beladen (statt außer mit Waffen oder dem sie außer Waffen noch Eisengeräte aufladen). Freilich läßt sich nicht leugnen, daß diese sachlich gewaltsame, formell bequeme Fügung nicht so selten ist; auch der Reisende Ehlers sagt z. B.: Die Musik besteht außer der nie fehlenden großen Trommel aus einer Anzahl von Flaschenkürbissen. Auch ist das schließlich leicht erlkärlich, weil bei dem in gleichem Sinne gebrauchten neben immer nur der zu diesem gehörige Dativ steht: Die Zuteilung fand hauptsächlich neben römischen Veteranen an Gallier statt (Jensen). Auch wenn das Beziehungswort selbst im Nominativ oder Akkusativ steht, ist es natürlich möglich, den vertretenen oder ausgenommenen Gegenstand in denselben Fall zu setzen: Alles findet seinesgleichen, außer ein einziger, woneben die präpositionale Fügung außer einem einzigen sogar das männliche Geschlecht nicht mehr vom sächlichen schiede. Prof. D. K. wird den Römerbrief erläutern anstatt den Ebräerbrief, wie er angekündigt hat; sogar: Die Begnadigung aller außer des Rädelsführers (und auch: dem Rädelsführer). Notwendig ist bei (an)statt, mag das Beziehungswort stehn, in welchem Falle es will, die Übereinstimmung mit diesem statt des Genetivs, wenn ohne solche Gleichheit der Form die Beziehung unklar wäre. In dem Satze z. B.: statt des Bruders meldete der Fremde mir das Unglück, kann der Genetiv des Bruders, je nachdem man der Fremde oder mir betont, auf jenes oder dieses bezogen werden, natürlich in verschiedenem Sinne. Jede Zweideutigkeit wäre ausgeschlossen bei der Fügung: statt der Bruder meldete mir der Fremde das Unglück, und: statt dem Bruder meldete der Fremde mir das Unglück.
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