Doppelte Verneinung. (§ 397)
Buch | Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs. |
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Seitenzahlen | 407 - 408 |
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Unsicherheit |
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In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle
Behandelter Zweifelfall: | |
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Genannte Bezugsinstanzen: | Wieland - Christoph Martin, Goethe - Johann Wolfgang, Zeitungssprache |
Text |
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Die Freiheit, in der alten sinnlichen Beweglichkeit und sinnigen Geschmeidigkeit nach dem auf der Verneinung liegenden Nachdrucke eine oder in wechselnder Stellung zwei Verneinungen zu setzen, ist uns längst benommen. An ihrer Statt ist vielmehr vom Lateinischen her, und zwar im allgemeinen jetzt als unverletzlich auch für uns Deutsche, das starre $Seite 408$ Gesetz übernommen worden, daß zwei Verneinungen eine Bejahung geben. Und dies gilt nicht allein für nicht, sondern auch von jedem andern verneinenden Worte wie kaum, schwerlich, kein, nie(mals), nirgends. Wir dürfen weder mit Goethe mehr sagen: sie haben nie kein Geld, und: jetzt tut er niemand nichts (statt: etwas), noch mit Wieland: Kein (statt Ein) stärkeres Bild hätte Lucian schwerlich kaum finden können. Ebenso ist in den folgenden Zeitungssätzen das eingeklammerte nicht anstößig: Man braucht kein Kato zu sein, um über gewisse Geschichten (nicht) in denselben Zorn zu geraten. Traut man sich vielleicht die Kraft nicht zu, der Anziehungskraft eines großen Eisenbahnkomplexes (nicht) zu widerstehn? Er blieb die Bewunderung Europas, (un)überstrahlt von keinem Fürsten. |
Zweifelsfall | |
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Beispiel | |
Bezugsinstanz | Goethe - Johann Wolfgang, Wieland - Christoph Martin, Zeitungssprache |
Bewertung |
nicht anstößig |
Intertextueller Bezug |