Zwar heißt es einwandfrei: er ist leidend, mitteilend; es ist erhebend, unterhaltend, reizend, entzückend; grauen-, furcht-, entsetzenerregend; denn diese Mittelwörter sind wirklich gleich Eigenschaftswörtern zu Bezeichnungen der Zuständlichkeit geworden, überdies meist in einer vom Zeitwort abweichenden, übertragenen Bedeutung. Wo diese Bedingung unerfüllt bleibt, ist eine derartige Satzaussage falsch, weil dann allein das einfache Zeitwort am Platze ist, auch wenn die fortwährende Beschäftigung oder die Fortdauer und Gleichzeitigkeit einer Tätigkeit mit einer anderen ausgedrückt werden soll; höchstens können wir dem Zeitworte in diesem Falle mit Wörtchen wie noch, eben zu Hilfe kommen, aber nimmermehr durch wörtliche Überlegung der schwerfälligen englischen Form he was writing, der vielmehr entspricht: er schrieb eben. Goethe hat freilich manche Prädikate gebildet nach dem Muster der wörtlichen Übersetzung: er war schreibend; aber es ist so wenig Zufall, daß dies nur seinen späteren alternden, erwägenden und betrachtenden Stil trifft, als es von einem blinden Ohngefähr kommt, daß derselbe neuere Erzähler, den wir auch als krankhaften Liebhaber substantivierter Infinitive kennen lernen werden, Jensen, ebenfalls in solchen partizipialen Satzaussagen schwelgt: Die Luft war unfraglich Gesundheit erhaltend. Der Zuname war das innere Wesen nicht berührend. Fr. meinte, daß für einen Geistlichen ein lateinischer Name am besten klingend sei. So blieb sie, unsre Freude und unsern Kummer stets teilend, stets helfend. Die echt verbale Natur der Mittelwörter kann sich aber wahrlich nicht deutlicher geltend machen, als wenn sie, wie in allen diesen Beispielen, Ergänzungen und Umstände zu sich nehmen. Aber auch ohne dies erkennt man, daß solche Wendungen wie naheliegend, andauernd sein; der Fall ist nicht einzelstehend keine Verbesserungen sind statt der auskömmlichen einfachen Verben andauern, naheliegen, einzeln stehen. Nur das Ebenmaß kann diese Form der Aussage einmal entschuldigen in Fällen wie diesem: Leute, die sich freundlich benehmen und so gut gekleidet, so gut erzogen, so gut aussehend sind (Eltze).
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