Zugleich gegen die auf Abwechslung beruhende Schönheit der Darstellung und gegen das ganze deutsche Wesen verstößt eine Häufung der Mittelwörter, wie sie hauptsächlich dem Einflusse des Lateinischen entspringt. Suchen wir einfach an einem Beispiele mit zuvielen Mittelwörtern zu zeigen, wie aus latinisierenden Sätzen deutsche werden können. Ein Schulmann schreibt: Livius Andronicus aus Tarent, nach der Eroberung seiner Vaterstadt als Kriegsgefangener nach Rom geführt, Sklave des M. Livius Salinator und von diesem später freigelassen, führte 514 in dem nach eingetretener Waffenruhe sich der Segnungen des Friedens freuenden Rom das erste, nach einem griechischen Originale gedichtete Drama auf und gab dadurch den Anstoß zu der sich nun in dieser Richtung rasch entwickelnden dramatischen Literatur. Außer der durch die beiden Hauptverben angegebenen Zeitstufe werden nicht weniger als acht andere in Mittelwörtern angedeutet, die zu sieben jener vorangehn, während eine ihr nachfolgt. Das ist gewiß würdig eines Livius, aber keines Bildners einer Jugend, die deutsch zu reden gebildet werden soll und in deren Schulbuche man dafür etwa solche Sätze lesen sollte: Den Anstoß zur dramatischen Literatur der Römer hat ein unteritalischer, in Tarent geborner Grieche, Livius Andronicus, gegeben, der nach der Eroberung seiner Vaterstadt als Kriegsgefangener nach Rom gekommen war, in das Haus ihres Eroberers M. Livius Salinator, aber später von diesem freigelassen wurde. Wie er für den Unterricht adliger Jünglinge die Odyssee lateinisch bearbeitete, übersetzte er auch griechische Dramen; und i. J. 514 d. St., als sich Rom nach dem Schlusse des langen Krieges mit Karthago wieder des Friedens erfreute, bildete die Aufführung des ersten solchen Stückes einen Glanzpukt der Friedensfeier. Von da an hat sich die dramatische Kunstdichtung rasch entwickelt, wie sie begonnen, fast ausschließlich in den Bahnen der Nachahmung griechischer Muster.
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