Aus Achtung vor der Muttersprache und ihren reichen Mitteln gerade für die Wortbildung sollte man, wenn irgend möglich, auch vermeiden, in demselben Worte deutsches und fremdes Sprachgut zu einem unnatürlichen Bunde zu vereinen. Das soll sich selbstverständlich nicht gegen eingebürgerte, besonders technische Begriffe kehren, wie Literaturgeschichte, Ober-, Untergymnasium, aber wohl gegen vermeidliche, wie Glanzperiode statt Glanzzeit, Blüteepoche statt Blütezeit, Grenzlinie statt Grenze, Entwicklungsstadium statt -stufe, Detailverkauf statt Kleinverkauf, gelbgantiert u. a., und ebenso gegen deutsche Endungen an fremden und fremde an deutschen Worten. Also weg mit kompromißlich, renaissancelich und dem allerneusten interdeutsch und Interdeutschtum sowie anderseits mit Michelangelesker statt Michelangeloscher Auffassung, mit Don Quijotesker statt Don Quijotischer Gestalt, mit Blumist statt Blumenliebhaber und Kursist statt Teilnehmer (an einem Kursus), allerneust sogar Oberkursist! Ähnliche Zwitter sind z. B. alttestamentarische (statt alttestamentliche) Erzählungen und in einer Zeitung dreinationalig, ja sogar präsidialwegen. Vollberechtigt sind natürlich Ableitungen von fremden Eigennamen, wie denn auch deren Endlaute dann je nach deutschem Bedürfnis stumm bleiben oder nicht: die Bordeauxer (Bordoer), die Nanteser (Nangteser) Verhältnisse. Auch gegen Ableitungen wie kulturlich (statt kulturell) und formlich (statt formell) ist nichts ein-zuwenden.
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