Ineinandergeschachtelte und schleppend aneinandergereihte Relativsätze

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Buch Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs.
Seitenzahlen 294 - 295

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Unsicherheit

In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle

Behandelter Zweifelfall:

Hypotaxe oder Parataxe

Genannte Bezugsinstanzen: Gelehrte, Gegenwärtig, Neu, Literatursprache, Zeitungssprache
Text

Doch zum Schlusse eine Warnung. Mit dem Fortspinnen der Rede durch Relativsätze ist nur die Fortsetzung eines Haupt- oder eines anderen Nebensatzes durch einen Relativsatz gemeint; aber nimmer soll damit die allereintönigste und langweiligste Satzform empfohlen sein, die $Seite 295$ heute in Romanen und in Zeitungen noch mehr, aber auch bei Gelehrten infolge ihrer Bequemlichkeit recht zu Hause ist. Es ist die Einschachtelung und Aneinanderreihung von drei und mehr solchen Relativsätzen, die jeder zu einem andern Beziehungsworte gehören. Die Einschachtelung führt, ganz wie es oben § 267 von den ineinandergeschobenen präpositionalen Bestimmungen gezeigt ist, zu einem Zerplatzen des Tonbandes, das Anfang und Ende eines Satzes umspannen muß, und macht somit den Satz zerrissen und unübersichtlich. Jeder solche Satz bestätigt dies: Wir erinnern uns an das Zirkular, in welchem das Dekret der französischen Regierung vom 13. November, in welchem jedem Offizier, welcher desertiert, eine Prämie zugesichert wird, seine Beleuchtung erhält. Wenn sich ein Relativsatz an den andern reiht, wirkt wieder das Einförmige der Sätze und die eintönige Wiederkehr des nämlichen Rhythmus geschmacklos. Man höre nur, um genug zu haben, den einzigen Satz aus einem neueren Romane: Er befand sich in einem höhlenartigen Gemache, in welchem (1.) eine schöne Frau stand, von deren (2.) Körper ein sanftes, weißes Licht ausströmte, das (3.) den Raum erhellte und eine verhüllte Gestalt beschien, welche (4.) auf einer Matte lag. Vgl. § 403.


Zweifelsfall

Hypotaxe oder Parataxe

Beispiel
Bezugsinstanz Gelehrte, gegenwärtig, neu, Literatursprache, Literatursprache, Zeitungssprache
Bewertung

Einförmige, eintönige Wiederkehr des nämlich Rhythmus, Frequenz/noch mehr, Frequenz/recht zu Hause, führt zu einem Zerplatzen des Tonbandes, infolge ihrer Bequemlichkeit, macht somit den Satz zerrissen und unübersichtlich, Man höre nur, um genug zu haben, nimmer soll damit die allereintönigste und langweiligste Satzform empfohlen sein, wirkt geschmacklos

Intertextueller Bezug