Nicht: um nicht zu gehen zu brauchen

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Buch Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs.
Seitenzahlen 266 - 267

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Unsicherheit

In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle

Behandelter Zweifelfall:

Infinitivgruppen und Konkurrenzkonstruktionen

Genannte Bezugsinstanzen: Hindenburg - Paul von, Ebers - Georg, Vockeradt - Emma, Zeitungssprache, Gutzkow - Karl
Text

Aus Rücksicht zugleich auf Wohllaut und Deutlichkeit wird es vermieden, zwei Nennformen mit zu (oder um zu), die von einander abhängen, zusammentreffen, vor allem hart aneinanderrücken zu lassen. Es ist also unbedenklich, zwei solche Fügungen in einem Satze zu vereinigen, wenn sie durch ein übergeordnetes Satzglied getrennt werden: Denn das Bad alsdann entbehren zu können, bin ich nicht so töricht zu erwarten. Dagegen sind die folgenden Zeitungssätze alle hart und unerträglich: Unser Kritiker scheint nicht zu lesen zu verstehn (statt: versteht anscheinend nicht zu lesen). Er stellte sich zur Hauptaufgabe, die Lust holländische Bücher und Zeitungen zu lesen zu wecken (Tgl. R. statt: die Lust am Lesen holländischer ... Zeitungen zu wecken). Brauchen, von dem ja ein Infinitiv mit zu abhinge, wird deshalb im verkürzten Infinitivsatze durch $Seite 267$ müssen ersetzt. Statt übellautend wie Gutzkow: um nicht zu weinen zu brauchen, oder wie Ebers: ohne eine Entdeckung befürchten zu brauchen sagt man also: um nicht weinen zu müssen; ohne eine Entdeckung befürchten zu müssen. Freilich wird hier dem Wohlklang zuliebe (gegen § 275) gern das erste zu geopfert, so von Hindenburg: Ich glaubte mich keinem Zweifel hingeben zu brauchen, und von Emma Vockeradt: im festen Glauben, die Hand nur ausstrecken zu brauchen, um es zu erfassen (DAZ. 27).

Scan
Matthias(1929) 266-267.pdf


Zweifelsfall

Infinitivgruppen und Konkurrenzkonstruktionen

Beispiel
Bezugsinstanz Zeitungssprache, Ebers - Georg, Vockeradt - Emma, Gutzkow - Karl, Hindenburg - Paul von
Bewertung

aus Rücksicht auf Wohllaut und Deutlichkeit, dem Wohlklang zuliebe, hart, nicht, sagt man, übellautend, unbedenklich, unerträglich

Intertextueller Bezug