Prädikatsnomen ohne und mit Artikel

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Buch Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs.
Seitenzahlen 123 - 124

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Unsicherheit

In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle

Behandelter Zweifelfall:

Gebrauch des Artikels

Genannte Bezugsinstanzen: Zschokke - Heinrich, Fachsprache (Landwirtschaft), Schiller - Friedrich, Sybel - Heinrich von
Text

Die Betonung der unbedingten Zurechnung oder Zugehörigkeit zu einem Stande oder zu einem allgemeinen Begriffe, die Feststellung der Zugehörigkeit eines beliebigen Punktes oder Teiles zu einem stofflichen oder doch stofflich gedachten, räumlichen oder zeitlichen Ganzen ist es auch, was das Prädikatsnomen, den allgemeineren Begriff dem Subjekte gegenüber, ohne Artikel erscheinen läßt, sowohl neben sein und andern nur verschiedene Stufen und Entwicklungsformen des Seins bezeichnenden Wörter wie werden, bleiben, heißen, als auch in allen den Fällen, wo es, auch auf ein Objekt bezüglich, mit als eingeführt wird: Der Herr ist König. Er ist Laufbursche bei N. Er kam als Retter in der Not. Er wurde als erster Bürgermeister gewählt. Diese Handlung müssen wir als Vaterlandsverrat brandmarken, Der leiseste Hinweis freilich auf eine Begrenzung und Bestimmung genügt auch hier, ihm durch den Artikel gerecht zu werden. Während der Bauer einem Städter die Arten des Ackerbodens schlechthin also erläutert: das ist sandiger Boden, wie er sich besonders für Kartoffeln eignet; aber das Stück dort ist Moorboden, den man nur als Wiese liegen lassen kann, muß er einem Arbeiter, mit dem er schon vorher über ein Stück Land gesprochen hat, dieses später mit den Worten zeigen: Das ist das (besagte) sandige Stück. Noch leiser ist die Bestimmung angedeutet, wenn es heißt: Sie gingen ledig aus, denn sie waren die Verführten, er der Verführer, wie Verführer und Verführte immer zueinander gehören. Daß dagegen mit zu und für eingeführte Aussagewörter ohne jede solche Rücksicht in der Einzahl ausnahmslos mit dem Artikel erscheinen, ist sprachlich wohl fein und sinnig darin begründet, daß die Stellung, zu welcher jemand kommt, als das bestimmte Ziel, und daß der, welcher für den und den erklärt, gewählt usw. wird, immer als der $Seite 124$ einzelne Stellvertreter (eigentlich Fürtreter) aufgefaßt wird. Es ist also gleich französelnd, wenn Schiller schreibt: euch zu Erbin erklären, und Zschokke: man hielt den Mann für Haupträdelsführer. Ebenso kann in einem Satz wie dem folgenden in Sybels Weltgeschichte der Kunst: Glänzendes Beispiel aufgeregter Gestalten sind die Rossebändiger auf dem Monte Cavallo nicht von der Zugehörigkeit dieses Subjekts zu einer Gattung, einem Ganzen die Rede sein.


Zweifelsfall

Gebrauch des Artikels

Beispiel
Bezugsinstanz Fachsprache (Landwirtschaft), Schiller - Friedrich, Sybel - Heinrich von, Zschokke - Heinrich
Bewertung

fein und sinnig, französelnd

Intertextueller Bezug