Seither(ig), seitdem, bisher(ig)
Buch | Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs. |
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Seitenzahlen | 32 - 32 |
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Unsicherheit |
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In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle
Behandelter Zweifelfall: | |
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Genannte Bezugsinstanzen: | Goethe - Johann Wolfgang, Zeitungssprache |
Text |
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Noch gedankenloser und stärker als die Vermengung von fort mit weg ist es, wenn von seither (seitherig und dem fast gleichbedeutenden seitdem und bisher (bisherig) das letzte durch das erste ersetzt wird. Genau unterscheiden sich die drei Wörter also: seitdem und seither bezeichnen eine zeitliche Ausdehnung von einem genannten oder wenn auch unbestimmt gelassenen, so doch gedachten Punkte in der Vergangenheit aus, und zwar seitdem bis zu einem Punkte wieder in der Vergangenheit oder auch bis in die Gegenwart, seither streng genommen immer bis zu einem Punkte der Gegenwart oder doch einem solchen, den sich der Darsteller lebhaft vergegenwärtigt: bei bisher dagegen wird ein Anfangspunkt gar nicht berücksichtigt und nur die Ausdehnung bis in die Gegenwart betont oder bis an einen Punkt der Vergangenheit, der lebhaft als gegenwärtig empfunden wird. Richtig sind also folgende Anwendungen: Die dem Reichskommissar ... auf Grund des Gesetzes ... vom 2. Februar v. J. erteilte Ermächtigung zur Anwerbung einer Schutztruppe war ... ein Notbehelf; bei aller Würdigung der seither (auch seitdem möglich) erzielten Erfolge ist nicht zu verkennen usw. Diese Produktion war es, die den Blick in eine höhere, bedeutendere Welt aus der literarischen und bürgerlichen, in welcher sich die Dichtkunst bisher bewegt hatte, glücklich eröffnete. (Goethe). Aber: Bisher (nicht seither) haben nicht nur die preußischen Könige, sondern auch ihre Minister und Beamten . . . die Frage, ob der König das Recht habe, die Fideikommiß-Stempel zu erlassen, bona fide bejaht; falsch war es dagegen, wenn von vielen Blättern das seitherige Verfahren in eben dieser Angelegenheit getadelt wurde. |
Zweifelsfall | |
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Beispiel | |
Bezugsinstanz | Goethe - Johann Wolfgang, Zeitungssprache |
Bewertung |
Noch gedankenloser und stärker, richtig, falsch |
Intertextueller Bezug |