Sie wird doch kein Narr sein; sie war meine Trösterin
Buch | Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs. |
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Seitenzahlen | 239 - 240 |
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Unsicherheit |
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In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle
Behandelter Zweifelfall: | |
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Genannte Bezugsinstanzen: | Leip - Hans, Leipzig, Breitinger - Heinrich, Günther - (?), Grimm - Jacob, Alt, Goethe - Johann Wolfgang, Neu, Zeitungssprache, Eltze - A. (?) |
Text |
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Neben der Frage, ob das Beziehungswort Sach- oder Personenname, ist $Seite 240$ noch eine andere von Wichtigkeit, ob nämlich das Aussagewort eine verhältnismäßig jüngere Bildung auf -er von einem Zeitwort ist (wie Tröster von trösten, Verehrer, Verführer u. v. a.) oder ein älteres ursprünglicheres Wort (Feind, Nachbar) oder endlich eines, das in übertragener oder Sonderbedeutung oder in einer in der männlichen Form einmal festgewordenen Verbindung steht. Bei Wörtern der ersten Art nämlich, die ohne weiteres eine buchstäblich entsprechende Bildung auf -in neben sich darbieten, ist deren Anwendung in Beziehung auf ein weibliches Beziehungswort üblich; bei den andern, wie Freund, Feind, Bürge, Bote, Erbe, Gesell, Meister, Nachbar, Narr, Rekrut u.ä., wäre sie oft undeutsch und gezwungen. Danach heißt es also in ähnlichen Fällen regelmäßig wie in den folgenden Mustersätzen: Armut ist eine Erfinderin der Kunst, eine Hüterin der Tugend. Der Bogen ist mir ein leidiger Helfer; Marie, unsre Helferin. Ein Hauptaffekt ist immer Führer, so gut wie den Weisen der Stern Führer gen Bethlehem war, aber Kühnheit ist die Führerin der Jünglinge wie Liebe die Führerin aller Wesen, und derart wechseln ausnahmslos die auf -er und -erin von Zeitwörtern abgeleiteten Hauptwörter. Wie dagegen andere männliche Hauptwörter auch auf weibliche Personen wie Sachnamen bezogen werden können, mögen nur einige Beispiele lehren; Jungfer Lea, die ich mir zum Freunde zu machen vornahm, heißt es schon bei einem alten Leipziger, und Die Frau Servilia ist auch kein Kostverächter bei Günther; und bei Goethe sagt Frau Marthe: Ich bin von je der Ordnung Freund gewesen, drei Beispiele, denen man das Typische der Fügung und Besondere der Bedeutung anfühlen wird. Grimm nennt die Katze den Feind der Mäuse und die Morgenröte den Boten des Tages, und von Neueren schrieb z. B. Eltze: Die Sklaverei ist schlimm genug als Feind, aber der Herr bewahre uns vor ihr als Freund(e)! und Breitinger: Er stürzte die Passionen von dem Throne, dessen sie sich Meister gemacht; in einer Kritik wird Miß Helyett ein Rekrut der Heilsarmee genannt, und H. Leip sagt: Sie spielte dort einige Tage Gast. Der ununterbrochene Zusammenhang einer langen Entwicklung und das natürliche Gefühl ist es, was hier der Gleichmacherei nach lateinischem Muster widerstrebt und übrigens ziemlich sicher leitet. Dieses selbe Gefühl hat auch Ausnahmen von der Regel, daß Subjekt und Prädikat in der Zahl übereinstimmen, hervorgerufen, wenn das Gefühl irrte, wohl auch unberechtigte, wenn es, wie meist, gesund und natürlich war, berechtigte, die als Fügungen nach dem Sinn allbekannt sind. |
Zweifelsfall | |
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Beispiel | |
Bezugsinstanz | alt, Leipzig, Breitinger - Heinrich, Eltze - A. (?), Goethe - Johann Wolfgang, Grimm - Jacob, Günther - (?), Leip - Hans, Zeitungssprache, neu |
Bewertung |
berechtigte, das Gefühl irrte, Frequenz/üblich, Fügungen nach dem Sinn, gesund und natürlich, gezwungen, heißt es, Mustersätzen, natürliche Gefühl widerstrebt, oft undeutsch, so gut wie, unberechtigte |
Intertextueller Bezug |