Undeutsches und unsinniges und vor dem Relativ

Aus Zweidat
Wechseln zu: Navigation, Suche
Buch Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs.
Seitenzahlen 289 - 289

Nur für eingeloggte User:

Unsicherheit

In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle

Behandelter Zweifelfall:

Gebrauch von und in Reihungen

Genannte Bezugsinstanzen: Ernst - Paul, Frey - Adolf, Lessing - Gotthold Ephraim, Schriftsprache, Zeitungssprache
Text

Undeutsch ist es im allgemeinen, an ein mit einer Beifügung versehenes Hauptwort einen Relativsatz mit und anzuknüpfen: York, eine sehr wichtige Persönlichkeit, (und) mit der er gern in Unterhandlungen treten wollte. In dieser Ausdrucksweise, die dem Volke durchaus fremd ist, steckt nichts als ein Gallizismus. Wenn es darauf ankommt, hervorzuheben, daß der Relativsatz nicht auf Substantiv + Attribut, sondern dem letzteren gleichwertig nur auf jenes bezogen werden soll, entspricht dem Deutschen für beide Attribute ein Relativsatz; man wird also lieber nicht mit Lessing sagen: Ich werde eine fromme Frau an Ihnen haben und die nicht stolz auf ihre Frömmigkeit ist, sondern ... eine Frau, die fromm und (doch) nicht stolz auf ihre Frömmigkeit ist. Einwandfrei ist natürlich der Satz von P. Ernst: Die Russen sind das unbürgerlichste der neueren Völker und das am ersten Künstlertemperament hat; denn hier verleiht der Teilungsnegativ der ersten Aussage ebenbürtige Schwere. Gegen allen Sinn und Verstand verstößt aber ein und zwischen zwei Relativsätzen, die sich gar nicht auf das gleiche Hauptwort beziehen, also auch nicht verbunden werden dürfen; gleichwohl ist dieser Fehler ungemein häufig und nicht nur in Zeitungen, sondern auch in Büchern, solcher Leute namentlich, denen das Französische mit seinem freilich nie so unlogisch gebrauchten et qui geläufig ist. Solche sind es, die die folgenden Sätze fertig gebracht haben: unter dem ... Königtum., mit dem doch die Revolution vollständig gebrochen, und deren Kind Napoleon selbst sich oft genannt hatte. Wenig erbaut äußerte sich Grillparzer über die jüngste literarische Richtung Deutschlands, dessen Münchner Führer ihn herausfordernd angefahren hatte, und mit denen er noch ein Hühnchen zu rupfen gedachte (Frey). Doch auch eine Ortszeitung bietet: die beste Leistung des Abends war die Tochter des Professors, die durch Frl. L. Berger dargestellt wurde und die sich dabei als eine hochtalentierte Künstlerin erwies.

Scan
Matthias(1929) 289-289.pdf


Zweifelsfall

Gebrauch von und in Reihungen

Beispiel
Bezugsinstanz Schriftsprache, Frey - Adolf, Lessing - Gotthold Ephraim, Zeitungssprache, Ernst - Paul
Bewertung

dem Volke durchaus fremd, Einwandfrei, Fehler, Frequenz/ungemein häufig, Gegen allen Sinn und Verstand verstößt, lieber nicht, nicht, Undeutsch, Undeutsches, unsinniges

Intertextueller Bezug