Von falsch statt des Genetivs
Buch | Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs. |
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Seitenzahlen | 153 - 154 |
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Unsicherheit |
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In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle
Behandelter Zweifelfall: | |
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Genannte Bezugsinstanzen: | 20. Jahrhundert, Grosse - Carl Friedrich August, Köln, Sanders - Daniel, Dahlmann - Friedrich Christoph, Grimm - Jacob, Goethe - Johann Wolfgang, Zeitungssprache, Volk, Boyen - Hermann von, Ranke - Leopold von |
Text |
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Als gönnte man dem Deutschen seinen noch kräftigen zweiten Fall nicht — weil ihn Engländer und Franzosen nicht mehr haben, denen man ja freilich so viel nachübersetzt — wird nun aber von auch weit über jene Grenzen hinaus angewendet, durchaus mit Unrecht, und wenn auch neumodische Sprachforscher darin, daß bei Voransetzung der Kasuspräpositionen das Verhältnis vorher klargelegt würde, eine größere Vergeistigung dieser Sprachen erkennen wollen. Der einfache Subjektsgenetiv war z. B. viel besser als die Fügungen: zum Wohle von Preußen, das Benehmen von Bennigsen, die Unentschlossenheit und Schwäche von Preußen bei Boyen oder eine Verwandte vom verstorbenen Herrn bei Grosse; ebenso der Objektsgenetiv in solchen Fällen: die Übergabe von Danzig, zur Erhebung und Befreiung von Preußen, in welch letzterem Fall die beiden Sätze stecken könnten: Preußen befreien und einen Staat von Preußen befreien! Aus den Tageblättern nur einige solche Ungeheuerlichkeiten: die Extreme von Glauben und Unglauben (statt des Glaubens und Unglaubens) oder gar: Die Heimat vom Witze und die vom Scharfsinne. Wenn es indes selbst Dahlmann fertig gebracht hat, zu schreiben: Die Leiche vom sechzigjährigen Könige, Sanders (!): der Wechsel vom Kasus, oder Ranke: die Macht von Rom in alten und neuen Zeiten//1 Mit den Fügungen Goethes: Spur von meiner Wohltäterin oder Herr vom Hebräischen werden, Herr vom Garten, - von seinen Handlungen sein, lassen sich die obigen nicht rechtfertigen; die erste wird durch das von des Urhebers erklärt; die andern konnten sich — um nur eins anzudeuten, sehr bequem an stehende Wendungen anlehnen, wie: Herr vom Hause (sein), die Herren vom Rat. Ähnliche Ausdrücke bei Grimm sind aber auch ein Entgegenkommen gegen die Bequemlichkeit der Volkssprache.//, so kann das nur beweisen, daß auch an Gefeiten einmal der Keim einer umgehenden Krankheit haften bleiben kann, nimmer aber Fügungen rechtfertigen, wie man sie tagtäglich in Zeitungen liest: das Gesicht von der angeschwommenen Leiche war noch deutlich zu erkennen; Der erste Teil vom Zuge stand noch oben auf dem Damme; und besonders mit Objektsgenetiven: die Berufung von Kritzinger sowie (!) von Wendland, wegen Aufgabe vom Geschäft, die Schließung vom Theater; Der Kirchenvorstand hat die Restauration (!) von der Weberkirche beschlossen, oder mit ungerechtfertigtem Wechsel: das Missionsgebiet von Mangila und seiner Nebenstaaten und besonders in solcher Weise: die wiederholte Hinausschiebung vom Eröffnungstage des Lutherfestspiels. Ja dieser Wechsel hat sogar die Billigung mancher Sprachlehrer für sich: nach denen soll nämlich der Genetiv durch von ersetzt werden, wenn sonst vom ersten Genetiv ein zweiter, vollends in derselben Form, abhängen würde; und $Seite 154$ doch klingt eine entschiedene Weigerung von einem Teile der Rechten, der Erbe von seines Vaters mutigem und strebsamem Geiste, eine ungeheuchelte Bewunderung einesteils von dem nationalen Schwunge des Festes, andrerseits von dem feinen künstlerischen Geiste Kölns, wie z. B. die Kölnische Zeitung geschrieben hat, wahrlich nicht besser, jedenfalls aber undeutsch gegenüber solcher Fügung: eine Weigerung einesteils der Rechten, der Erbe des mutigen ... Geistes seines Vaters, die Bewunderung ebensowohl des nationalen Schwunges in dem Feste, als des feinen künstlerischen Geistes der Kölner. Mehr über das Zusammentreffen zweier Genetive in § 176. Mindestens eine Unebenheit ist es, einem Gliede mit von statt Wesfalls durch und ein zweites im Wesfall beizuordnen: infolge von Gobineaus rastloser Geistestätigkeit und seines Mangels an gesammelter Muße; Vollends fehlerhaft aber, einem von von abhängigen Wem-Fall einen Beisatz im Wesfall zuzuordnen: die Dissertation von Raoul Nicolas, eines Franzosen (Grenzb. 1917). |
Zweifelsfall | |
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Beispiel | |
Bezugsinstanz | 20. Jahrhundert, Boyen - Hermann von, Dahlmann - Friedrich Christoph, Goethe - Johann Wolfgang, Zeitungssprache, Grimm - Jacob, Grosse - Carl Friedrich August, Köln, Zeitungssprache, Ranke - Leopold von, Sanders - Daniel, Volk |
Bewertung |
Entgegenkommen gegen die - Bequemlichkeit der Volkssprache, Frequenz/tagtäglich, Keim einer umgehenden Krankheit, klingt wahrlich nicht besser, lassen sich nicht rechtfertigen, Mindestens eine Unebenheit, mit Unrecht, nimmer rechtfertigen, undeutsch, Ungeheuerlichkeiten, ungerechtfertigtem, viel besser, vollends fehlerhaft |
Intertextueller Bezug |