Das Deutsche und das Deutsch
Buch | Wustmann (1903): Allerhand Sprachdummheiten. Kleine deutsche Grammatik des Zweifelhaften, des Falschen und des Häßlichen |
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Seitenzahlen | 34 - 35 |
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Unsicherheit |
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In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle
Behandelter Zweifelfall: | |
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Genannte Bezugsinstanzen: | Goethe - Johann Wolfgang, Schriftsprache, Zeitungssprache |
Text |
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Die Sprach- und die Farbenbezeichnungen bilden ein substantiviertes Neutrum in zwei Formen nebeneinander, in einer Form mit Deklinationsendung und einer Form ohne Endung: das Deutsche und das Deutsch, das Englische und das Englisch, das Blaue (ins Blaue hinein reden) und das Blau (das Himmelblau), das Weiße (im Auge) und das Weiß (das Eiweiß). Zwischen beiden Formen ist aber ein fühlbarer Bedeutungsunterschied. Das Deutsche bezeichnet die Sprache überhaupt, und dem schließt sich auch das Hochdeutsche, das Plattdeutsche usw. an. Sobald aber irgend ein beschränkender Zusatz hinzutritt, der eine besondre Art oder Form der deutschen Sprache bezeichnet, wird die kürzere Form gebraucht: das heutige Deutsch, ein fehlerhaftes Deutsch, das beste Deutsch, Goethes Deutsch, mein Deutsch, dieses Deutsch, das Juristendeutsch, das Tintendeutsch (Goethe im Faust: in mein geliebtes Deutsch zu übertragen; der Deutsche ist gelehrt, wenn er sein Deutsch versteht). Die längere Form: das Deutsche und das Blaue muß natürlich schwach dekliniert werden: Lehrer des Deutschen, die beste Zensur im Deutschen, ein Kirchlein steht im Blauen, Willkommen im Grünen! Die kürzere Form halten manche für ganz undeklinierbar und schreiben: des Juristendeutsch, eines feurigen Rot. Sie steht aber durchaus auf einer Stufe mit andern endunglosen substantivierten Neutren, wie: das Gut, das Übel, das Recht, das Dunkel, das Klein (für Kleinod, Kleinet, z. B. Gänseklein), das Wild, und es ist nicht einzusehen, weshalb man nicht sagen soll: des Eigelbs, des Tintendeutschs. An dem tschs braucht man nicht Anstoß zu nehmen, sonft dürfte man auch nicht sagen: des Erdrutschs, des Stadtklatschs. Ganz unsinnig ist, was man fort und fort auf den Titelblättern aus fremden Sprachen übersetzter Bücher lesen muß: aus dem Französischen des Voltaire übersetzt u. ähnl. Man kann über das Französisch Voltaires (nicht das Französische!) eine wissen- $Seite 35$ schaftliche Abhandlung schreiben, aber übersetzen kann man etwas nur aus dem Französischen; der Name des französischen Verfassers muß an andrer Stelle auf dem Titelblatt angebracht werden. |
Zweifelsfall | |
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Beispiel | |
Bezugsinstanz | Goethe - Johann Wolfgang, Schriftsprache, Zeitungssprache |
Bewertung |
ganz unsinnig |
Intertextueller Bezug |