Du issest oder du ißt?
| Buch | Wustmann (1903): Allerhand Sprachdummheiten. Kleine deutsche Grammatik des Zweifelhaften, des Falschen und des Häßlichen |
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| Seitenzahlen | 60 - 61 |
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| Unsicherheit |
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In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle
| Behandelter Zweifelfall: | |
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| Genannte Bezugsinstanzen: | Leipzig, Mitteldeutsch, Norddeutsch, Gesprochene Sprache |
| Text |
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In der Flexion innerhalb der einzelnen Tempora können keine Fehler gemacht werden und werden auch keine gemacht. Bei Verbalstämmen, die auf s oder ß ausgehen, empfiehlt sichs, im Präsens in der zweiten Person des Singular das e zu bewahren, das sonst jetzt ausgeworfen wird: du reisest, du liesest, du fassest, du hassest, du beißest. Allgemein üblich ist freilich: du mußt, du läßt, fast allgemein auch: du ißt. Aber $Seite61$ zu fragen: du speist doch heute bei mir? wäre nicht fein; zwischen speisen und speien muß man hübsch unterscheiden. (Vgl. auch du haust und du hausest.) In der zweiten Person der Mehrzahl wird das e, wenigstens in Nord- und Mitteldeutschland, schon längst nicht mehr gesprochen; also hat es auch keinen Sinn, es zu schreiben. Über Maueranschläge, wie: Besuchet Augsburg mit seinen althistorischen (!) Sehenswürdigkeiten, lacht man in Leipzig schon wegen des altmodischen et. Nur bei der Abendmahlsfeier läßt man sich gern gefallen: Nehmet hin und esset. |
| Zweifelsfall | |
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| Beispiel | |
| Bezugsinstanz | Leipzig, mitteldeutsch, norddeutsch, gesprochene Sprache |
| Bewertung |
nicht fein |
| Intertextueller Bezug |