Friedrich des Großen oder Friedrichs des Großen?

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Buch Wustmann (1903): Allerhand Sprachdummheiten. Kleine deutsche Grammatik des Zweifelhaften, des Falschen und des Häßlichen
Seitenzahlen 12 - 13

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Unsicherheit

In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle

Behandelter Zweifelfall:

Komplexe Eigennamen: Flexion

Genannte Bezugsinstanzen:
Behandelter Zweifelfall:

Zahlzeichen: römisch, arabisch oder Buchstaben

Genannte Bezugsinstanzen: Fachsprache (Geschichtswissenschaft), Fachsprache (Druckereiwesen), Gesprochene Sprache, Schriftsprache
Text

Daß von Friedrich der Genitiv Friedrichs heißt, das weiß man allenfalls. Aber sobald eine Apposition zu dem Namen tritt, wissen sich die meisten nicht mehr zu helfen. Man frage einmal nach dem Genitiv von Friedrich der Große; die Hälfte aller Gefragten wird ihn Friedrich des Großen bilden. Fortwährend begegnet man jetzt so abscheulichen Genitiven wie: Heinrich des Erlauchten, Albrecht des Beherzten, Georg des Bärtigen. Es gibt Leute, die alles Ernstes glauben, solche Verbindungen wären eine Art von Formeln oder Sigeln, die nur am Ende dekliniert zu werden brauchten! Auch wenn die Apposition eine Ordinalzahl ist — der häufigste Fall —, wird kaum noch anders geschrieben als: die Urkunden Otto III., die Gegenreformation Rudolf II., die Gemahlin Heinrich VIII., die Regierungszeit Ludwig XIV. Wenn man das aussprechen will, so kann man doch gar nicht anders sagen als: Otto der dritte, Rudolf der zweite, Heinrich der achte. Denn wie kann der $Seite 13$ Schreibende erwarten, daß man die Zahl im Genitiv lese, wenn der Name, wozu sie gehört, im Nominativ steht?//* Wie lange soll übrigens noch in der deutschen Schrift der Zopf der römischen Ziffern weitergeschleppt werden ? Warum druckt man nicht Heinrichs 8., Ludwigs 14.? Auch in andern Fällen werden die römischen Ziffern ganz unnötigerweise verwandt. Warum nicht das 12. Armeekorps, warum immer das XII. Armeekorps? Fast alle unsre Historiker scheinen zu glauben, es klinge gelehrter, wenn sie schreiben: im XVIII. Jahrhundert. Eigentlich sollte man im Druck überhaupt Ziffern nur für das Datum und für rechnungsmäßige, z. B. statistische, finanzielle, astronomische Angaben verwenden, also nicht drucken: Unser Leben währet 70 Jahre. Vornehme Druckereien haben sich auch früher so etwas nie erlaubt. Von den Zifferblättern unsrer Uhren verschwinden erfreulicherweise die römischen Ziffern immer mehr.//


Zweifelsfall

Zahlzeichen: römisch, arabisch oder Buchstaben

Beispiel
Bezugsinstanz Gesprochene Sprache, Schriftsprache, Fachsprache (Geschichtswissenschaft), Fachsprache (Druckereiwesen)
Bewertung

ganz unnötigerweise, erfreulicherweise

Intertextueller Bezug


Zweifelsfall

Komplexe Eigennamen: Flexion

Beispiel
Bezugsinstanz
Bewertung

abscheulich

Intertextueller Bezug