Wustmann(1903) Zur Steuerung des Notstandes: Unterschied zwischen den Versionen
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| |KapitelText=Ein persönliches Passivum kann natürlich nur von solchen Zeitwörtern gebildet werden, die ein direktes Objekt (im Akkusativ) zu sich nehmen: ''ich bestreite die Nachricht — die Nachricht wird von mir bestritten''. Von Zeitwörtern, die ein indirektes Objekt (im Dativ) haben, läßt sich nur ein unpersönliches Passivum bilden: ''ich widerspreche der Behauptung — der Behauptung'' (nicht: ''die Behauptung''!) ''wird von mir widersprochen.'' Daher ist es falsch, so, wie es unsre Zeitungen jetzt immer tun, von ''unwidersprochnen Nachrichten'' zu reden, oder zu sagen wie unsre Reichstagsabgeordneten: ''diese Äußerung möchte ich doch nicht unwidersprochen ins Land gehen lassen''. ''Unwiderlegt'' — das wäre richtig, und aufs ''Widerlegen'' kommts $Seite 239$ doch wohl auch viel mehr an als aufs ''Widersprechen''. Ebenso falsch sind ''bedankt'' und ''unbedankt'' (''nun sei bedankt, mein lieber Schwan! — der Vorstand kann Sie an diesem Tage nicht unbedankt vorübergehen lassen''); denn es heißt nicht: ''ich danke dich'', sondern: ''ich danke dir'', oder: ''ich bedanke mich bei dir''.//* Nur mit den Bildungen auf ''bar'' nimmt man es nicht so genau, wie ''unentrinnbar'' zeigt.//   | |KapitelText=Ein persönliches Passivum kann natürlich nur von solchen Zeitwörtern gebildet werden, die ein direktes Objekt (im Akkusativ) zu sich nehmen: ''ich bestreite die Nachricht — die Nachricht wird von mir bestritten''. Von Zeitwörtern, die ein indirektes Objekt (im Dativ) haben, läßt sich nur ein unpersönliches Passivum bilden: ''ich widerspreche der Behauptung — der Behauptung'' (nicht: ''die Behauptung''!) ''wird von mir widersprochen.'' Daher ist es falsch, so, wie es unsre Zeitungen jetzt immer tun, von ''unwidersprochnen Nachrichten'' zu reden, oder zu sagen wie unsre Reichstagsabgeordneten: ''diese Äußerung möchte ich doch nicht unwidersprochen ins Land gehen lassen''. ''Unwiderlegt'' — das wäre richtig, und aufs ''Widerlegen'' kommts $Seite 239$ doch wohl auch viel mehr an als aufs ''Widersprechen''. Ebenso falsch sind ''bedankt'' und ''unbedankt'' (''nun sei bedankt, mein lieber Schwan! — der Vorstand kann Sie an diesem Tage nicht unbedankt vorübergehen lassen''); denn es heißt nicht: ''ich danke dich'', sondern: ''ich danke dir'', oder: ''ich bedanke mich bei dir''.//* Nur mit den Bildungen auf ''bar'' nimmt man es nicht so genau, wie ''unentrinnbar'' zeigt.//   | ||
Aktuelle Version vom 16. Dezember 2017, 18:16 Uhr
| Buch | Wustmann (1903): Allerhand Sprachdummheiten. Kleine deutsche Grammatik des Zweifelhaften, des Falschen und des Häßlichen | 
|---|---|
| Seitenzahlen | 238 - 239 | 
Nur für eingeloggte User:
| Unsicherheit | 
|---|
In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle
| Behandelter Zweifelfall: | |
|---|---|
| Genannte Bezugsinstanzen: | Gegenwärtig, Zeitungssprache, Sprache der Politik | 
| Behandelter Zweifelfall: | |
|---|---|
| Genannte Bezugsinstanzen: | Gegenwärtig, Zeitungssprache, Sprache der Politik | 
| Behandelter Zweifelfall: | |
|---|---|
| Genannte Bezugsinstanzen: | 
| Text | 
|---|
| Ein persönliches Passivum kann natürlich nur von solchen Zeitwörtern gebildet werden, die ein direktes Objekt (im Akkusativ) zu sich nehmen: ich bestreite die Nachricht — die Nachricht wird von mir bestritten. Von Zeitwörtern, die ein indirektes Objekt (im Dativ) haben, läßt sich nur ein unpersönliches Passivum bilden: ich widerspreche der Behauptung — der Behauptung (nicht: die Behauptung!) wird von mir widersprochen. Daher ist es falsch, so, wie es unsre Zeitungen jetzt immer tun, von unwidersprochnen Nachrichten zu reden, oder zu sagen wie unsre Reichstagsabgeordneten: diese Äußerung möchte ich doch nicht unwidersprochen ins Land gehen lassen. Unwiderlegt — das wäre richtig, und aufs Widerlegen kommts $Seite 239$ doch wohl auch viel mehr an als aufs Widersprechen. Ebenso falsch sind bedankt und unbedankt (nun sei bedankt, mein lieber Schwan! — der Vorstand kann Sie an diesem Tage nicht unbedankt vorübergehen lassen); denn es heißt nicht: ich danke dich, sondern: ich danke dir, oder: ich bedanke mich bei dir.//* Nur mit den Bildungen auf bar nimmt man es nicht so genau, wie unentrinnbar zeigt.// Ebenso kann natürlich ein Objektsgenitiv nur an solche Verbalsubstantiva gehängt werden, die aus Zeitwörtern mit direktem Objekt gebildet sind. Falsch und liederlich ist es, zu schreiben: die Kündigung der Arbeiter (wenn nicht gemeint ist, daß die Arbeiter kündigen, sondern daß den Arbeitern gekündigt wird), ebenso falsch: zur Steuerung oder zur Abhilfe des Notstandes — sie war zur Hilfeleistung ihrer Mutter anwesend — denn gesteuert oder abgeholfen wird dem Notstande, nicht der Notstand! | 
| Zweifelsfall | |
|---|---|
| Beispiel | |
| Bezugsinstanz | gegenwärtig, Sprache der Politik, Zeitungssprache | 
| Bewertung | falsch, | 
| Intertextueller Bezug | 
| Zweifelsfall | |
|---|---|
| Beispiel | |
| Bezugsinstanz | |
| Bewertung | falsch, liederlich | 
| Intertextueller Bezug | 
| Zweifelsfall | |
|---|---|
| Beispiel | |
| Bezugsinstanz | gegenwärtig, Sprache der Politik, Zeitungssprache | 
| Bewertung | falsch | 
| Intertextueller Bezug | 

