Wustmann(1903) Generäle oder Generale: Unterschied zwischen den Versionen
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|KapitelText=Von den Fremdwörtern sind viele in den Umlaut hineingezogen worden, obwohl er ihnen eigentlich auch $Seite 17$ nicht zukommt, nicht bloß Lehnwörter, deren fremde Herkunft man nicht mehr empfindet, wie ''Bischöfe, Paläste, Pläne, Bässe, Chöre'', sondern auch Wörter, die man noch lebhaft als Fremdwörter fühlt, wie ''Altäre, Tenöre, Hospitäler, Kanäle''. Aber von andern wird doch die Mehrzahl noch richtig ohne Umlaut gebildet, wie ''Admirale, Prinzipale, Journale''. Wenn sich daher irgendwo ein Schwanken zu zeigen beginnt, so ist es klar, daß die Form ohne Umlaut den Vorzug verdient. Besser also als ''Generäle'' ist unzweifelhaft ''Generale''. Bisweilen hat die Sprache auch hier die Möglichkeit der doppelten Form zu einer Unterscheidung des Sinnes benutzt: ''Kapitale'' (oder ''Kapitalien'') sind Gelder, ''Kapitäle'' Säulenknäufe; hier heißt freilich auch schon die Einzahl ''Kapitäl''. | |KapitelText=Von den Fremdwörtern sind viele in den Umlaut hineingezogen worden, obwohl er ihnen eigentlich auch $Seite 17$ nicht zukommt, nicht bloß Lehnwörter, deren fremde Herkunft man nicht mehr empfindet, wie ''Bischöfe, Paläste, Pläne, Bässe, Chöre'', sondern auch Wörter, die man noch lebhaft als Fremdwörter fühlt, wie ''Altäre, Tenöre, Hospitäler, Kanäle''. Aber von andern wird doch die Mehrzahl noch richtig ohne Umlaut gebildet, wie ''Admirale, Prinzipale, Journale''. Wenn sich daher irgendwo ein Schwanken zu zeigen beginnt, so ist es klar, daß die Form ohne Umlaut den Vorzug verdient. Besser also als ''Generäle'' ist unzweifelhaft ''Generale''. Bisweilen hat die Sprache auch hier die Möglichkeit der doppelten Form zu einer Unterscheidung des Sinnes benutzt: ''Kapitale'' (oder ''Kapitalien'') sind Gelder, ''Kapitäle'' Säulenknäufe; hier heißt freilich auch schon die Einzahl ''Kapitäl''. | ||
Auch zwischen der starken und der schwachen Deklination hat die Pluralbildung der Fremdwörter vielfach geschwankt und schwankt zum Teil noch. Im achtzehnten Jahrhundert sagte man ''Katalogen, Monologen''; jetzt heißt es ''Kataloge, Monologe''. Dagegen sagen die meisten jetzt ''Autographen'' und ''Paragraphen''; ''Autographe'' und ''Paragraphe'' klingt gesucht. Unbegreiflich ist es, wie unsre Techniker dazu gekommen sind, die Mehrzahl ''Motore'' zu bilden, da es doch nicht ''Faktore, Doktore'' und ''Pastore'' heißt; wahrscheinlich haben sie an die ''Matadore'' im Skat gedacht, die lagen ihnen näher. ''Effekte'' und ''Effekten'' werden wieder dem Sinne nach unterschieden: ''Effekte'' sind Wirkungen, ''Effekten'' Wertpapiere oder Habseligkeiten. | Auch zwischen der starken und der schwachen Deklination hat die Pluralbildung der Fremdwörter vielfach geschwankt und schwankt zum Teil noch. Im achtzehnten Jahrhundert sagte man ''Katalogen, Monologen''; jetzt heißt es ''Kataloge, Monologe''. Dagegen sagen die meisten jetzt ''Autographen'' und ''Paragraphen''; ''Autographe'' und ''Paragraphe'' klingt gesucht. Unbegreiflich ist es, wie unsre Techniker dazu gekommen sind, die Mehrzahl ''Motore'' zu bilden, da es doch nicht ''Faktore, Doktore'' und ''Pastore'' heißt; wahrscheinlich haben sie an die ''Matadore'' im Skat gedacht, die lagen ihnen näher. ''Effekte'' und ''Effekten'' werden wieder dem Sinne nach unterschieden: ''Effekte'' sind Wirkungen, ''Effekten'' Wertpapiere oder Habseligkeiten. | ||
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|Zweifelsfall= | |Zweifelsfall=Fremdwörter - Pluralbildung | ||
|Beispiel=Generale - Generäle | |||
|Bezugsinstanz=18. Jahrhundert, Fachsprache (Technik) | |Bezugsinstanz=18. Jahrhundert, Fachsprache (Technik) | ||
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Aktuelle Version vom 6. Mai 2017, 10:22 Uhr
Buch | Wustmann (1903): Allerhand Sprachdummheiten. Kleine deutsche Grammatik des Zweifelhaften, des Falschen und des Häßlichen |
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Seitenzahlen | 16 - 17 |
Nur für eingeloggte User:
Unsicherheit |
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In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle
Behandelter Zweifelfall: | |
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Genannte Bezugsinstanzen: | Fachsprache (Technik), 18. Jahrhundert |
Text |
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Von den Fremdwörtern sind viele in den Umlaut hineingezogen worden, obwohl er ihnen eigentlich auch $Seite 17$ nicht zukommt, nicht bloß Lehnwörter, deren fremde Herkunft man nicht mehr empfindet, wie Bischöfe, Paläste, Pläne, Bässe, Chöre, sondern auch Wörter, die man noch lebhaft als Fremdwörter fühlt, wie Altäre, Tenöre, Hospitäler, Kanäle. Aber von andern wird doch die Mehrzahl noch richtig ohne Umlaut gebildet, wie Admirale, Prinzipale, Journale. Wenn sich daher irgendwo ein Schwanken zu zeigen beginnt, so ist es klar, daß die Form ohne Umlaut den Vorzug verdient. Besser also als Generäle ist unzweifelhaft Generale. Bisweilen hat die Sprache auch hier die Möglichkeit der doppelten Form zu einer Unterscheidung des Sinnes benutzt: Kapitale (oder Kapitalien) sind Gelder, Kapitäle Säulenknäufe; hier heißt freilich auch schon die Einzahl Kapitäl. Auch zwischen der starken und der schwachen Deklination hat die Pluralbildung der Fremdwörter vielfach geschwankt und schwankt zum Teil noch. Im achtzehnten Jahrhundert sagte man Katalogen, Monologen; jetzt heißt es Kataloge, Monologe. Dagegen sagen die meisten jetzt Autographen und Paragraphen; Autographe und Paragraphe klingt gesucht. Unbegreiflich ist es, wie unsre Techniker dazu gekommen sind, die Mehrzahl Motore zu bilden, da es doch nicht Faktore, Doktore und Pastore heißt; wahrscheinlich haben sie an die Matadore im Skat gedacht, die lagen ihnen näher. Effekte und Effekten werden wieder dem Sinne nach unterschieden: Effekte sind Wirkungen, Effekten Wertpapiere oder Habseligkeiten. |
Zweifelsfall | |
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Beispiel |
Generale - Generäle |
Bezugsinstanz | 18. Jahrhundert, Fachsprache (Technik) |
Bewertung |
noch richtig, unbegreiflich |
Intertextueller Bezug |