Wustmann(1903) Du issest oder du ißt: Unterschied zwischen den Versionen
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|Überschrift=''Du issest'' oder ''du ißt''? | |Überschrift=''Du issest'' oder ''du ißt''? | ||
|Buch=Wustmann(1903) | |||
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|KapitelText=In der Flexion innerhalb der einzelnen Tempora können keine Fehler gemacht werden und werden auch keine gemacht. Bei Verbalstämmen, die auf ''s'' oder ''ß'' ausgehen, empfiehlt sichs, im Präsens in der zweiten Person des Singular das ''e'' zu bewahren, das sonst jetzt ausgeworfen wird: ''du reisest, du liesest, du fassest, du ''hassest'', du beißest''. Allgemein üblich ist freilich: ''du mußt, du läßt'', fast allgemein auch: ''du ißt''. Aber $Seite61$ zu fragen: ''du speist doch heute bei mir''? wäre nicht fein; zwischen ''speisen'' und ''speien'' muß man hübsch unterscheiden. (Vgl. auch ''du haust'' und ''du hausest''.) | |KapitelText=In der Flexion innerhalb der einzelnen Tempora können keine Fehler gemacht werden und werden auch keine gemacht. Bei Verbalstämmen, die auf ''s'' oder ''ß'' ausgehen, empfiehlt sichs, im Präsens in der zweiten Person des Singular das ''e'' zu bewahren, das sonst jetzt ausgeworfen wird: ''du reisest, du liesest, du fassest, du ''hassest'', du beißest''. Allgemein üblich ist freilich: ''du mußt, du läßt'', fast allgemein auch: ''du ißt''. Aber $Seite61$ zu fragen: ''du speist doch heute bei mir''? wäre nicht fein; zwischen ''speisen'' und ''speien'' muß man hübsch unterscheiden. (Vgl. auch ''du haust'' und ''du hausest''.) | ||
In der zweiten Person der Mehrzahl wird das ''e'', wenigstens in Nord- und Mitteldeutschland, schon längst nicht mehr gesprochen; also hat es auch keinen Sinn, es zu schreiben. Über Maueranschläge, wie: ''Besuchet Augsburg mit seinen althistorischen (!) Sehenswürdigkeiten'', lacht man in Leipzig schon wegen des altmodischen ''et''. Nur bei der Abendmahlsfeier läßt man sich gern gefallen: ''Nehmet hin und esset''. | In der zweiten Person der Mehrzahl wird das ''e'', wenigstens in Nord- und Mitteldeutschland, schon längst nicht mehr gesprochen; also hat es auch keinen Sinn, es zu schreiben. Über Maueranschläge, wie: ''Besuchet Augsburg mit seinen althistorischen (!) Sehenswürdigkeiten'', lacht man in Leipzig schon wegen des altmodischen ''et''. Nur bei der Abendmahlsfeier läßt man sich gern gefallen: ''Nehmet hin und esset''. | ||
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|Zweifelsfall=Verb - Flexion von Verbstämmen auf -s | |Zweifelsfall=Verb - Flexion von Verbstämmen auf -s -sch -x -z -ß | ||
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Aktuelle Version vom 4. Oktober 2017, 14:27 Uhr
Buch | Wustmann (1903): Allerhand Sprachdummheiten. Kleine deutsche Grammatik des Zweifelhaften, des Falschen und des Häßlichen |
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Seitenzahlen | 60 - 61 |
Nur für eingeloggte User:
Unsicherheit |
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In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle
Behandelter Zweifelfall: | |
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Genannte Bezugsinstanzen: | Leipzig, Mitteldeutsch, Norddeutsch, Gesprochene Sprache |
Text |
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In der Flexion innerhalb der einzelnen Tempora können keine Fehler gemacht werden und werden auch keine gemacht. Bei Verbalstämmen, die auf s oder ß ausgehen, empfiehlt sichs, im Präsens in der zweiten Person des Singular das e zu bewahren, das sonst jetzt ausgeworfen wird: du reisest, du liesest, du fassest, du hassest, du beißest. Allgemein üblich ist freilich: du mußt, du läßt, fast allgemein auch: du ißt. Aber $Seite61$ zu fragen: du speist doch heute bei mir? wäre nicht fein; zwischen speisen und speien muß man hübsch unterscheiden. (Vgl. auch du haust und du hausest.) In der zweiten Person der Mehrzahl wird das e, wenigstens in Nord- und Mitteldeutschland, schon längst nicht mehr gesprochen; also hat es auch keinen Sinn, es zu schreiben. Über Maueranschläge, wie: Besuchet Augsburg mit seinen althistorischen (!) Sehenswürdigkeiten, lacht man in Leipzig schon wegen des altmodischen et. Nur bei der Abendmahlsfeier läßt man sich gern gefallen: Nehmet hin und esset. |
Zweifelsfall | |
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Beispiel | |
Bezugsinstanz | Leipzig, mitteldeutsch, norddeutsch, gesprochene Sprache |
Bewertung |
nicht fein |
Intertextueller Bezug |