Matthias(1929) Knapper oder knäpper und andere Schwankungen: Unterschied zwischen den Versionen
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|KapitelText=Knapper oder knäpper und andre Schwankungen. Ungerechtfertig-tigter Umlaut macht sich an einigen Wörtern, die ihn allgemein noch nicht haben, bemerklich, so in klärer, ründer, der brävste (Scheffel!), öberst und vörderste (während in der Sonderbedeutung die Form zuvörderst durchgedrungen ist). Auch knapper, knappste, blank, blankste verdienen vor den umgelauteten Formen den Vorzug, während gegen bänger, blässer, gesünder, glätter, kärger nichts mehr einzuwenden ist. Bei schmal steht unter Anlehnung an schmälern der Komparativ schmäler neben dem Superlativ schmälste. | |KapitelText=Knapper oder knäpper und andre Schwankungen. Ungerechtfertig-tigter Umlaut macht sich an einigen Wörtern, die ihn allgemein noch nicht haben, bemerklich, so in klärer, ründer, der brävste (Scheffel!), öberst und vörderste (während in der Sonderbedeutung die Form zuvörderst durchgedrungen ist). Auch knapper, knappste, blank, blankste verdienen vor den umgelauteten Formen den Vorzug, während gegen bänger, blässer, gesünder, glätter, kärger nichts mehr einzuwenden ist. Bei schmal steht unter Anlehnung an schmälern der Komparativ schmäler neben dem Superlativ schmälste. | ||
Unter den Adverbien wird gern gesteigert: lieber, am liebsten, während ungern zu steigern am besten vermieden wird, und in einem Satze wie bei Vischer: „Der Geschlechtsgenuß kommt Goethen so ungemein ver-gnüglich vor, daß er gern, gar gern, gerner als der Zusammenhang er-laubt, darauf zukommt," wird man nur ein neckisches Spiel mit den For-men erblicken dürfen. Von oft kommt neben der regelmäßigen Steigerung öfter, am öftesten auch ein Komparativ mit doppeltem Zeichen vor: öft(e)rer, wohl veranlagt dadurch, daß die Form öfters oft kaum noch als Kompa-rativ empfunden wird, und ein vom Komparativ gebildeter Superlativ: am öftersten, die beide keine Sprachsünden sind, da es viel mehr solche Bildungen mit doppeltem Suffixe gibt, als manchem bewußt wird; es sei nur erinnert an erste, vorderste, zuvorderst (örtlich) oder: zuvörderst (mehr zeitlich ober der Reihenfolge nach). | Unter den Adverbien wird gern gesteigert: lieber, am liebsten, während ungern zu steigern am besten vermieden wird, und in einem Satze wie bei Vischer: „Der Geschlechtsgenuß kommt Goethen so ungemein ver-gnüglich vor, daß er gern, gar gern, gerner als der Zusammenhang er-laubt, darauf zukommt," wird man nur ein neckisches Spiel mit den For-men erblicken dürfen. Von oft kommt neben der regelmäßigen Steigerung öfter, am öftesten auch ein Komparativ mit doppeltem Zeichen vor: öft(e)rer, wohl veranlagt dadurch, daß die Form öfters oft kaum noch als Kompa-rativ empfunden wird, und ein vom Komparativ gebildeter Superlativ: am öftersten, die beide keine Sprachsünden sind, da es viel mehr solche Bildungen mit doppeltem Suffixe gibt, als manchem bewußt wird; es sei nur erinnert an erste, vorderste, zuvorderst (örtlich) oder: zuvörderst (mehr zeitlich ober der Reihenfolge nach). | ||
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Version vom 15. September 2016, 14:12 Uhr
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Buch | Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs. |
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Seitenzahlen | 71 - 71 |
Nur für eingeloggte User:
Unsicherheit |
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In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle
Behandelter Zweifelfall: | |
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Genannte Bezugsinstanzen: | Vischer - Friedrich Theodor, Scheffel - Joseph Victor von |
Behandelter Zweifelfall: | |
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Genannte Bezugsinstanzen: | Scheffel - Joseph Victor von |
Text |
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Knapper oder knäpper und andre Schwankungen. Ungerechtfertig-tigter Umlaut macht sich an einigen Wörtern, die ihn allgemein noch nicht haben, bemerklich, so in klärer, ründer, der brävste (Scheffel!), öberst und vörderste (während in der Sonderbedeutung die Form zuvörderst durchgedrungen ist). Auch knapper, knappste, blank, blankste verdienen vor den umgelauteten Formen den Vorzug, während gegen bänger, blässer, gesünder, glätter, kärger nichts mehr einzuwenden ist. Bei schmal steht unter Anlehnung an schmälern der Komparativ schmäler neben dem Superlativ schmälste. Unter den Adverbien wird gern gesteigert: lieber, am liebsten, während ungern zu steigern am besten vermieden wird, und in einem Satze wie bei Vischer: „Der Geschlechtsgenuß kommt Goethen so ungemein ver-gnüglich vor, daß er gern, gar gern, gerner als der Zusammenhang er-laubt, darauf zukommt," wird man nur ein neckisches Spiel mit den For-men erblicken dürfen. Von oft kommt neben der regelmäßigen Steigerung öfter, am öftesten auch ein Komparativ mit doppeltem Zeichen vor: öft(e)rer, wohl veranlagt dadurch, daß die Form öfters oft kaum noch als Kompa-rativ empfunden wird, und ein vom Komparativ gebildeter Superlativ: am öftersten, die beide keine Sprachsünden sind, da es viel mehr solche Bildungen mit doppeltem Suffixe gibt, als manchem bewußt wird; es sei nur erinnert an erste, vorderste, zuvorderst (örtlich) oder: zuvörderst (mehr zeitlich ober der Reihenfolge nach). |
Zweifelsfall | |
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Beispiel |
klärer, ründer, brävste, öberst, vörderste, knapper, knappste, blank, blankste, bänger, blässer, gesünder, glätter, kärger, schmäler, schmalste, lieber, am liebsten, ungern, Der Geschlechtsgenuss kommt Goethen so ungemein vergnüglich vor, dass er gern, gar gern, gerner als der Zusammenhang erlaubt, darauf zukommt, oft, öft(e)rer, öfters, am öftersten, erste, vorderste, zuvorderst, zuvörderst, gern |
Bezugsinstanz | Scheffel - Joseph Victor von, Vischer - Friedrich Theodor |
Bewertung |
Frequenz/oft, Keine Sprachsünden, neckisches Spiel, nichts mehr einzuwenden, ungerechtfertigt, vermieden |
Intertextueller Bezug |