Matthias(1929) c) Nicht minder schlimm als die Einschmuggelung auch äußerlich als fremd kenntlichen Sprachgutes: Unterschied zwischen den Versionen
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|KapitelText=Nicht minder schlimm als die Einschmuggelung auch äußerlich als fremd kenntlichen Sprachgutes ist es, daß die Beliebtheit der halbverstandenen fremden Wendung entgegen der haushältischen Art unsrer Sprache zu solch gespreizten Hervorhebungen verführt, auch wenn wir nach deutscher Art ohne solche Satzteilungen dasselbe erreichen. Oder klingt es nicht natürlicher: ''Recht spät kommt ihr in der Tat'', als: ''Es ist in der Tat recht spät, daß ihr kommt''? ''Schon zu lange verweilen wir uns hier'', als: ''Es ist schon zu lange, daß wir uns hier verweilen''? Was anders als Eintönigkeit kommt heraus, wenn z. B. im Ausland innerhalb zwölf kleiner Spaltzeilen die Satzteilung, wenn auch der Form nach richtig, dreimal wiederkehrt? ''Solche Züchter waren es, von denen Darwin die ersten grundlegenden Tatsachen ... holte. Der Bergbau war es, von dem sie ausging. Das sächsische Erzgebirge war es, wo sich die historische Heranbildung ... vollzog.'' Endlich trägt die Formel auch insofern dazu bei, den Stil eintönig zu machen, als mit ihr ein weniges ''es ist'', ''es war'' an Stelle mannigfachster Zeitwörter und Wendungen des Deutschen eindringt, wo an eine solche Satzteilung allein der Hervorhebung wegen gar nicht zu denken wäre, wenn sie nicht ihr geborgtes Gewand zur Modesache gemacht hätte. Ohne solchen Einfluß hätte schon Goethe nicht geschrieben: ''Es ist'' (sondern ''es geschieht'') ''nur um deinetwillen, daß ich es leide''; ebensowenig eine Zeitung: ''es ist aus dem höchsten Gefühl der Achtung für den Prinz-Gemahl'' (statt ''es entspringt ihm'' od. m. a.), ''daß die äußere Trauer so allgemein angelegt wird.'' | |KapitelText=Nicht minder schlimm als die Einschmuggelung auch äußerlich als fremd kenntlichen Sprachgutes ist es, daß die Beliebtheit der halbverstandenen fremden Wendung entgegen der haushältischen Art unsrer Sprache zu solch gespreizten Hervorhebungen verführt, auch wenn wir nach deutscher Art ohne solche Satzteilungen dasselbe erreichen. Oder klingt es nicht natürlicher: ''Recht spät kommt ihr in der Tat'', als: ''Es ist in der Tat recht spät, daß ihr kommt''? ''Schon zu lange verweilen wir uns hier'', als: ''Es ist schon zu lange, daß wir uns hier verweilen''? Was anders als Eintönigkeit kommt heraus, wenn z. B. im Ausland innerhalb zwölf kleiner Spaltzeilen die Satzteilung, wenn auch der Form nach richtig, dreimal wiederkehrt? ''Solche Züchter waren es, von denen Darwin die ersten grundlegenden Tatsachen ... holte. Der Bergbau war es, von dem sie ausging. Das sächsische Erzgebirge war es, wo sich die historische Heranbildung ... vollzog.'' Endlich trägt die Formel auch insofern dazu bei, den Stil eintönig zu machen, als mit ihr ein weniges ''es ist'', ''es war'' an Stelle mannigfachster Zeitwörter und Wendungen des Deutschen eindringt, wo an eine solche Satzteilung allein der Hervorhebung wegen gar nicht zu denken wäre, wenn sie nicht ihr geborgtes Gewand zur Modesache gemacht hätte. Ohne solchen Einfluß hätte schon Goethe nicht geschrieben: ''Es ist'' (sondern ''es geschieht'') ''nur um deinetwillen, daß ich es leide''; ebensowenig eine Zeitung: ''es ist aus dem höchsten Gefühl der Achtung für den Prinz-Gemahl'' (statt ''es entspringt ihm'' od. m. a.), ''daß die äußere Trauer so allgemein angelegt wird.'' | ||
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Aktuelle Version vom 20. Dezember 2019, 12:09 Uhr
Buch | Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs. |
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Seitenzahlen | 428 - 428 |
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Unsicherheit |
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In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle
Behandelter Zweifelfall: | |
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Genannte Bezugsinstanzen: | Goethe - Johann Wolfgang, Zeitungssprache |
Text |
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Nicht minder schlimm als die Einschmuggelung auch äußerlich als fremd kenntlichen Sprachgutes ist es, daß die Beliebtheit der halbverstandenen fremden Wendung entgegen der haushältischen Art unsrer Sprache zu solch gespreizten Hervorhebungen verführt, auch wenn wir nach deutscher Art ohne solche Satzteilungen dasselbe erreichen. Oder klingt es nicht natürlicher: Recht spät kommt ihr in der Tat, als: Es ist in der Tat recht spät, daß ihr kommt? Schon zu lange verweilen wir uns hier, als: Es ist schon zu lange, daß wir uns hier verweilen? Was anders als Eintönigkeit kommt heraus, wenn z. B. im Ausland innerhalb zwölf kleiner Spaltzeilen die Satzteilung, wenn auch der Form nach richtig, dreimal wiederkehrt? Solche Züchter waren es, von denen Darwin die ersten grundlegenden Tatsachen ... holte. Der Bergbau war es, von dem sie ausging. Das sächsische Erzgebirge war es, wo sich die historische Heranbildung ... vollzog. Endlich trägt die Formel auch insofern dazu bei, den Stil eintönig zu machen, als mit ihr ein weniges es ist, es war an Stelle mannigfachster Zeitwörter und Wendungen des Deutschen eindringt, wo an eine solche Satzteilung allein der Hervorhebung wegen gar nicht zu denken wäre, wenn sie nicht ihr geborgtes Gewand zur Modesache gemacht hätte. Ohne solchen Einfluß hätte schon Goethe nicht geschrieben: Es ist (sondern es geschieht) nur um deinetwillen, daß ich es leide; ebensowenig eine Zeitung: es ist aus dem höchsten Gefühl der Achtung für den Prinz-Gemahl (statt es entspringt ihm od. m. a.), daß die äußere Trauer so allgemein angelegt wird. |
Zweifelsfall | |
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Beispiel | |
Bezugsinstanz | Goethe - Johann Wolfgang, Zeitungssprache |
Bewertung |
entgegen der haushältischen Art unserer Sprache, gespreizten Hervorhebungen, Nicht minder schlimm als die Einschmuggelung auch äußerlich als fremd kenntlichen Sprachgutes, Oder klingt es nicht natürlicher, trägt die Formel auch insofern dazu bei, den Stil eintönig zu machen, Was anders als Eintönigkeit kommt heraus, wo an eine solche Satzteilung allein der Hervorhebung wegen gar nicht zu denken wäre, wenn sie nicht ihr geborgtes Gewand zur Modesache gemacht hätte |
Intertextueller Bezug |