Ausfall ganzer Silben in der Ableitung
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Buch | Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs. |
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Seitenzahlen | 8 - 8 |
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Unsicherheit |
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In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle
Behandelter Zweifelfall: | |
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Genannte Bezugsinstanzen: | Gegenwärtig, Alt, Sprachverlauf, Schiller - Friedrich, Literatursprache, Behaghel - Otto |
Text |
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§ 7. Ausfall ganzer Silben in der Ableitung. Ganze Silben da- gegen bei der Ableitung zu opfern, geht heute nicht mehr an. Freilich mor- gig z. B. (statt des nicht gebräuchlichen morgenig) hat infolge vierhundert- jährigen Alters gleiche Berechtigung wie das bei den Klassikern herrschende morgend, das manche solche nur scheinbare Partizipialform neben sich hat. Ganz verwerflich dagegen ist nebig statt nebenstehend, da es von keinem neb- gebildet sein kann, wie obig tatsächlich von ob (ob der Ens). Dagegen rechtfertigt sich die Form Zauberin, Wucherin, Erneuerin statt Zaub(e)rerin usw. durch die Rücksicht auf den Wohlklang; und allein zulässig ist die Form Einzelheit, Einzelhaus, da das n von einzeln nur das Dativzeichen der Mehrzahl, also nicht stammhaft ist. In weit überwiegender Zahl sind auch die Ortsnamen auf -en Wem-Fall der Mehrzahl, und in älterer Zeit sind daher auch von diesen Namen die ihrer Bewohner oft nur auf die einsilbige Endung -er, nicht die zweisilbige -ener gebildet worden, wie Bremerhaven, Bingerloch, Embder Hafen, Eisleber Aktien, Erlanger Bier, Barmer Kat- tune oder Schillers Form: die Antwerper neben heutigem Antwerpener bezeugen. Jetzt werfen bei solchen Bildungen meist nur die Namen auf -ingen und hausen ihr -en ab: Eßlingen — Eßlinger Bote; Babenhausen — Babenhauser, Frankenhausen — Frankenhäuser gegenüber vereinzeltem Fischhausener. Überhaupt war die kürzere Bildung um so unbedenklicher, je länger der Name war, und daher woh1 Mühlhäuser Fabrikate, aber nicht auch Hauser, sondern nur Hausener Kirchturm angängig. Heute scheidet man gewissenhaft Fünfkirchener, Engkirchener von: Neukircher, das von Neukirch abgeleitet ist, und bildet auch durchaus Ludwigshafener, Cuxha- vener, und vollends von zweisilbigen Namen wie Gießen, Verden, Baden durchaus: Gießener, Verdener, Badener (neben älterem Wiesbader//1). Vgl. O. Behaghel i. d. Zeitschr. des Allgem. Deutschen Sprachvereins, 1904, Nr. 1, S. 8—10.// Einige Ableitungssilben, mit denen jetzt besonders häufig Mißbrauch getrieben wird, sind -ung, -heit und -keit, -isch, -ig, -lich und die halb frem- den -ei, -ieren, -aner und -enser. |
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Intertextueller Bezug |
Zweifelsfall | |
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Beispiel |
morgig, morgenig, nebig, nebenstehend, obig, ob, Zauberin, Wucherin, Erneuerin, Zaubererin, Einzelheit, Einzelhaus, einzeln, Bremerhaven, Bingerloch, Embder, Eisleber, Erlanger, Barmer, Antwerper, Antwerpener, Eßlingen, Eßlinger, Babenhausen, Babenhauser, Frankenhausen, der Frankenhäuser, Fischhausener, Mühlhäuser, Hauser, Hausener, Fünfkirchener, Engkirchener, Neukircher, Neukirch, Ludwigshafener, Cuxhavener, Gießen, das Verden, das Baden, der Gießener, der Verdener, der Badener, der Wiesbader, die Zaubrerin |
Bezugsinstanz | alt, Behaghel - Otto, gegenwärtig, gegenwärtig, alt, Literatursprache, Schiller - Friedrich, Sprachverlauf |
Bewertung |
allein zulässig, angängig, berechtigt, ganz verwerflich, geht nicht mehr an, gerechtfertigt, herrschend, nicht, nicht gebräuchlich, unbedenklich, vereinzelt, Wohlklang |
Intertextueller Bezug |