Beugungsformen zu man

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Buch Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs.
Seitenzahlen 85 - 86

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Unsicherheit

In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle

Behandelter Zweifelfall:

man und sein Gebrauch

Genannte Bezugsinstanzen: Bürger - Gottfried August, Goethe - Johann Wolfgang, Gesprochene Sprache, Schriftsprache, Literatursprache, Raabe - Wilhelm, Sprache der Politik
Text

Nicht so einfach ist die Frage nach den obliquen Kasus von man. Die natürlich gegebenen sind die zu dem gleichbedeutenden einer gehörigen eines, einem, einen, und falsch wäre es, diese in die niedere und Umgangssprache verbannen zu wollen. Steht doch bei unsern Klassikern viel ähnliches wie: So was erinnert einen manchmal, woran man nicht erinnert sein will. Ja es ist dies geradezu die sauberste Art, ein und dieselbe unbestimmt gelassene Person oder Anzahl von Personen in verschiedenen Verhältnissen zu bezeichnen. Trotzdem darf es nicht ganz verpönt werden, auch unser und uns als oblique Fälle neben man zu stellen. Erstens den Dichtern nicht, denen es als bequemer für den Vers und mehr individualisierend als einem, einen nicht verdacht werden darf: Dabei ist es eine himmlisch schöne Sache ; Um einen rechten braven Herzensfreund, ; Der, ist man fröhlich, mit uns lache ; Und ehrlich weine, wenn man selber weint (Bürger). Dann aber kann auch in Prosa der Redende, der sich erst unter dem allgemeinen man mit versteckt hat, durch ein dafür eintretendes uns sich selbst als wirklich dazu gehörig bekennen wollen, besonders wenn es sich um Erregung des Interesses und Gemütes handelt, auch bei anderen, in welchem Falle sogar die zweite Person eintreten kann. So ist der Wechsel in dem Goethischen Satze begründet: In der Welt kommt es nicht darauf an, daß man die Menschen kenne, sondern daß man im Augenblicke klüger sei als der vor uns Stehende. Natürlich muß uns sogar eintreten, wenn die Beziehung auf das unbestimmte man zurücktritt hinter der Rücksicht auf uns Volksgenossen, Mitlebende, Menschen alle und überhaupt. Ein Redner im Reichstag wechselte also richtig: Wenn man bedenkt, wieviel Milliarden uns unsre Rüstung schon gekostet hat und noch kosten kann, möchte einem um die Zukunft bange werden.

Außer in diesen Fällen aber ist die Vertretung der Formen eines, einem usw. durch unser, uns ebenso häßlich wie die Bezeichnung der nämlichen unbestimmten Person im Nominativ bald durch man, bald durch wir. Man nehme sich also nicht bedenkliche Klassikerstellen zum Muster wie z. B. die härteste, die ich in dieser Hinsicht kenne: wenn man unvermutet einen Gespielen unserer (statt seiner) Jugend im fremden Lande erblickt, sondern die besseren, wo man und die Fälle von einer streng durchgeführt sind, wie wieder bei Goethe: Wenn man für einen reichen Mann $Seite 86$ bekannt ist, so steht es einem frei, seinen Aufwand einzurichten, wie man will //1 In Grimms Wb. VI, 1523 behauptet Heyne vorsichtig, daß das in man versteckte ich und wir wohl selbst in demselben Satze mit man wechsele. In dem Beispiele: es ist immer eine Resolution, als wie wenn man ins kalte Wasser soll, ehe ich die Feder nehmen mag, wird ein Zustand des Ich (Goethes) mit einem allgemein bekannten verglichen. Im letzten: Obgleich uns die Eltern soviel als möglich zurückhielten, so mußte man doch bei Hof, wo wir eingeführt waren, erscheinen, wird mit man gar keine unbestimmte Person bezeichnet, sondern in der bekannten zurückhaltenden Weise eine ganz bestimmte nur dahinter versteckt. Dieser letzte Brauch, der sehr häufig und durchaus berechtigt ist in guter — deutscher Redeweise, ist es auch, von dem aus einmal wir und uns auch da einschlüpfen, wo sie für eine wirkliche, unbestimmte Allgemeinheit nicht glücklich stehn.// ; oder bei W. Raabe: die Periode, in welcher man sich fragte, weshalb man eigentlich so lange gezögert habe, so glücklich zu sein, stand in ihrer vollen Blüte, und die Verwandtschaft tat das Ihrige, einem die ganze Größe seines Gewinnes klarzumachen.

Scan
Matthias(1929) 085-086.pdf


Zweifelsfall

man und sein Gebrauch

Beispiel

eines, einem, einen, einer, einen, unser, uns, unsre, wir, unserer, seiner, einem, seinen, man, seines, ich

Bezugsinstanz Bürger - Gottfried August, Literatursprache, Goethe - Johann Wolfgang, Schriftsprache, Raabe - Wilhelm, gesprochene Sprache, Sprache der Politik
Bewertung

bekannt, bequemer für den Vers, besser, falsch, gut, häßlich, mehr individualisierend, nicht einfach, nicht glücklich für eine wirkliche unbestimmte Allgemeinheit, richtig, sauberste Art, sehr häufig

Intertextueller Bezug Heyne; Grimm: Wb. VI, 152