Tot sagen, für -, als -, wie tot wegtragen

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Buch Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs.
Seitenzahlen 225 - 226

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Unsicherheit

In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle

Behandelter Zweifelfall:

Präposition: Auswahl

Genannte Bezugsinstanzen: Nietzsche - Friedrich, Gegenwärtig, Alt, Neu, Literatursprache, Zeitungssprache
Text

Außer als tritt vor die Aussage bekanntlich auch für und zu. Wann aber tritt nun als, wann $Seite 226$ für, wann zu und wann keins ein? Oft genug hat der Gebrauch zwei dieser drei Möglichkeiten nebeneinander stehn lassen; und wenn z. B. in der Tgl. R. stand: Die hygienisch-diätetische Methode hat als (statt: zum) Ziel eine Hebung der Körperkräfte und Stärkung des Appetites, so kann jenes höchstens als ungewöhnlicher denn dieses bezeichnet werden. In einzelnen Fällen wieder ist die Einschränkung auf eine Form durchgeführt oder doch fast erreicht. Ganz ist z. B. preisen für, schätzen für der Verbindung dieser Verben mit dem bloßen Eigenschaftsworte gewichen (ich preise ihn glücklich) neben der mit als und Hauptwort. Auf der nämlichen Stufe der Entwicklung würde auch finden für bald angelangt sein, wenn sich da nicht eine Spaltung vollzogen hätte, indem für gut finden, für das Beste finden soviel ist als für gut halten, sich für etwas als das Beste entscheiden, sonst aber das bloße Eigenschaftswort steht; ganz unnatürlich ist es daher, wenn in der Tgl. R. stand: Moralphilosophen, die die Freisprechung eines Verbrechers für ganz in der Ordnung finden. Ehedem war für (auch zu) viel verbreiteter; jetzt wird es oft mit Recht als altertümlich empfunden, und so ist es immer neben den Zeitwörtern wenig gebräuchlich geblieben, deren Verbindung mit einem Objekte und einem auf dieses bezüglichen Aussageworte noch ziemlich jung ist, wie hinstellen, bezeichnen, sich darstellen u. ä. Daher fiel z. B. der Satz der Nationalzeitung auf: Lahovary bezeichnete das Prinzip der Intervention für verwerflich und für die kleineren Länder schädlich. Gleich ungewöhnlich ist bei denselben Verben freilich auch das bloße Aussagewort, wie in dem Satze der Tgl. R.: Vollkommen (statt: Als vollkommen) brauchbar für den Kreuzerkrieg können nur drei bezeichnet werden. Der tiefere Unterschied zwischen dem bloßen oder dem mit als oder zu versehnen und dem von für abhängigen Aussagewort ist der, daß jene Fügung die Wesenseinheit und -gleichheit, diese eigentlich die Stellvertretung und daraus hervorgehend die bloße Ähnlichkeit bezeichnet, wie das etwa der Satz beleuchten kann: Ehedem brauchten die Lehrer nur Musterleistungen als gut (was sie wirklich waren) anzuerkennen, heute möchten sie auch manches Mittelmäßige noch dafür (für gut, was es eigentlich nicht ist, an dessen Stelle sie es aber gelten lassen) hinnehmen. Wer sich aus seiner Jugend noch an Märchen und Fabeln erinnert, dem könnte da noch der Fuchs oder der Wanderer einfallen, der sich für tot hinlegte und für tot liegen gelassen wurde. Daß diese Wendung jetzt kaum noch zu hören ist, beruht auf ihrer Verdrängung durch das Bindewort, das überhaupt im Gegensatze zu dem die Wesensgleichheit bezeichnenden als heute hauptsächlich die bloße Ähnlichkeit, den bloß vergleichbaren Gegenstand ausdrückt: wie: Das war hart, heißt es unterrichtend in einer Erzählung, wie ein nicht zum Mitreden berechtigter Fremder aus einem Hause gewiesen zu werden, wo er jahrelang als Freund aus- und eingegangen war; und bei Nietzsche: Meine Freunde, es kam eine Spottrede zu euerm Freunde: „Seht nur Zarathustra! Wandelt er nicht unter uns wie unter Tieren?“ Aber so ist es besser geredet: Der Erkennende wandelt unter Menschen als unter Tieren."

§ 234—237. Bis jetzt war von der Kongruenz des Prädikatsnomens die Rede, soweit es einem vollständigen Satze angehört. Wie steht es aber nun mit seinem Kasus, wenn solche Sätze in Partizipalkonstruktionen oder Beisätze übergehen, also attributiv, oder wenn sie gar substantiviert werden?

Scan
Matthias(1929) 225-226.pdf


Zweifelsfall

Präposition: Auswahl

Beispiel
Bezugsinstanz alt, Literatursprache, gegenwärtig, neu, Zeitungssprache, Nietzsche - Friedrich
Bewertung

als altertümlich empfunden, besser, fiel auf, Frequenz/ganz gewichen, Frequenz/kaum noch zu hören, Frequenz/viel verbreiteter, Frequenz/wenig gebräuchlich, Gleich ungewöhnlich, ungewöhnlicher, unnatürlich

Intertextueller Bezug Nietzsche